Inflation und saisonale Schwankungen belasten den Jahresabschluss 2023 des freiburger spitals

An das solide Ergebnis, welches das freiburger spital (HFR) im Jahr 2022 mit einem Defizit von 4,2 Mio. Franken erreicht hatte, konnte 2023 nicht angeknüpft werden. Obwohl im Budget die Auswirkungen der Inflation, der Lohnindexierung und der aktuellen Tarife mitberücksichtigt worden waren, fällt der Verlust höher aus als erwartet und beläuft sich auf insgesamt 36,4 Mio. Franken statt der budgetierten 27,9 Mio. Franken. Ohne diese exogenen Effekte hätte das Defizit des HFR 13,1 Mio. Franken betragen. Zu diesen externen Faktoren kam eine starke saisonale Schwankung der stationären Aktivität mit einem unerklärlichen Einbruch der Tätigkeit von Mai bis August hinzu. Zudem stieg im Vergleich zum Vorjahr die Anzahl Fälle, in denen Patientinnen und Patienten auf einen Heimplatz warten mussten. Die ambulante Tätigkeit (ohne Covid-19-Behandlungen) nahm weiter zu, während die Personalfluktuation zurückging.

Im Jahr 2023 behandelte das HFR über 22’300 stationäre Patientinnen und Patienten im Akut- und Rehabilitationsbereich, was einer Zunahme um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Case Mix Index (CMI), der den durchschnittlichen Schweregrad der in einem Spital behandelten Fälle beschreibt, blieb bei den akutstationären Fällen im Vergleich zum Vorjahr stabil, jener der Rehabilitation stieg an.

Die ambulante Tätigkeit im Zusammenhang mit Covid-19 ist nach der Schliessung des Testzentrums stark zurückgegangen. Die ambulanten Tarmed-Leistungen (ohne Covid-19-Behandlungen) verzeichneten gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg von rund 7 Prozent. Andere ambulante Leistungen (z. B. Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Diabetologie, Ernährungsberatung und Hämodialyse) stiegen im Vergleich zum Vorjahr um rund 18 Prozent. Der Umsatz des HFR stieg im Vergleich zum Jahr 2022 leicht, um 0,6 Prozent auf 559,9 Mio. Franken.

Der gesamte Betriebsaufwand (576,1 Mio. Franken) nahm gegenüber 2022 um 7,1 Prozent zu. Dieser Anstieg ist hauptsächlich auf die höheren Personalkosten zurückzuführen, die sowohl für die Bewältigung der Geschäftstätigkeit als auch aufgrund der Abwesenheiten anfallen, deren Rate zwar im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken ist, die aber immer noch hoch ist. Darüber hinaus führte die Inflation auch zu einem erheblichen Anstieg der Kosten für unverzichtbare Gebrauchsgüter wie Energie und medizinisches Material.

Die Aufwände für Unterhalt und Reparaturen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 19,1 Prozent und liegen über dem Budget (+11,9 Prozent). Diese Abweichung ist insbesondere auf das Alter gewisser Gebäude und Ausstattungen zurückzuführen, die rascher oder in grösserem Umfang als geplant renoviert bzw. ersetzt werden mussten.

Im Berichtsjahr zahlte der Kanton zusätzlich zu den budgetierten gemeinwirtschaftlichen Leistungen einen Betrag von 5,04 Mio. Franken für die Covid-19-Kosten gemäss der nach der Pandemie eingeführten nationalen Gesetzgebung. Ausserdem trug er 3,7 Mio. Franken bei, um den Ertragsverlust aufgrund von Patientinnen und Patienten, die auf einen Pflegeheimeintritt warten, auszugleichen.

Der Jahresabschluss 2023 wurde von der Firma PwC geprüft, die keine Vorbehalte äusserte. Das Geschäftsjahr 2023 schliesst mit einem Verlust von 36,47 Mio. Franken bei einem defizitären Budget von 27,97 Mio. Franken. In diesem Verlust enthalten sind 13,27 Mio. Franken, die aufgrund der Lohnindexierung und des Gehaltsstufeneffekts entstanden sind und die der Erfahrung und der Treue des HFR-Personals Rechnung tragen. Zu diesen inflationsbedingten Personalkosten kommen 10 Mio. Franken hinzu, die aufgrund der Teuerung anderer Betriebskosten (insbesondere Energie sowie medizinisches Material und medizinische Dienstleistungen) angefallen sind. Die so kumulierten knapp 23,3 Mio. Franken wurden weder durch die im Jahr 2023 geltenden Tarife noch durch die vom Kanton bezahlten gemeinwirtschaftlichen Leistungen (GWL) gedeckt – einzige Ausnahme bildeten die Löhne einzelner von den GWL betroffenen Personen. Die EBITDA-Marge, welche die Fähigkeit zur Eigenfinanzierung von Investitionen misst, war mit –2,90 Prozent negativ. Im Jahr 2022 belief sich dieser Wert noch auf 3,32 Prozent.

Der Verwaltungsrat (VR) und der Direktionsrat (DR) nehmen dieses Resultat jedoch nicht einfach hin, sondern setzen alles daran, in Zukunft bessere Resultate zu erzielen. So wurde durch Massnahmen im Bereich des Patientenflussmanagements sichergestellt, dass möglichst viele Patientinnen und Patienten versorgt werden konnten, ohne dass es dabei zu massiven Verschiebungen bei den geplanten Eingriffen kam. Zudem konnte die durchschnittliche Aufenthaltsdauer (ein wichtiger Indikator zur Beurteilung der Effizienz eines Spitals) im HFR Freiburg – Kantonsspital verkürzt werden. Diese Entwicklung ist einerseits Teil der Bemühungen, die das Spital seit 2019 unternommen hat, gehört andererseits aber auch zu den prioritären Zielen, die im Rahmen des KPMG-Audits genannt worden waren. Schliesslich gehört auch das verstärkte Monitoring der Lohnsumme, wie bereits zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Budgets 2024 angekündigt, zu den Prioritäten.

Erfreulich: Die durchschnittliche Abwesenheitsrate des Personals sank von 6,8 Prozent im Jahr 2022 auf 6,6 Prozent im Jahr 2023, wobei einige Bereiche wie die Pflege oder die Logistik stärker betroffen waren. Die sinkende Fluktuationsrate ist ebenfalls ein positives Signal (8,3 Prozent im Jahr 2023 vs. 11,3 Prozent im Jahr 2022) und unterstreicht das Engagement und die Loyalität der Mitarbeitenden.

Wie im Vierjahresplan 2020–2023 vorgesehen, begann das Jahr 2023 mit der Eröffnung des Gesundheitszentrums in Riaz, einem wichtigen Eckpfeiler bei der Umsetzung der Strategie 2030. Im Laufe des vergangenen Jahres stellte der VR in Zusammenarbeit mit der Direktion die Weichen für den neuen Vierjahresplan 2024–2027. Dieser Plan, der gegenwärtig fertiggestellt wird, sieht Projekte vor, die für die Zukunft des HFR von grosser Bedeutung sind, sei es, um die Infrastruktur funktionsfähig zu halten, oder um die Leistungen für die Bevölkerung weiter auszubauen, bis 2035 ein neues Akutspitalzentrum zur Verfügung steht.

All das kann das HFR nicht alleine schaffen; der Staatsrat sowie der Grosse Rat sind dabei unentbehrliche Partner. Das Dekret über die Finanzierung der Investitionen des HFR sowie der Gegenentwurf zur Initiative «Für eine bürgernahe 24-Stunden-Notfallversorgung in Spitälern» zeugen von dieser wichtigen Unterstützung. Über beide Vorlagen stimmt die Freiburger Stimmbevölkerung am 9. Juni 2024 ab.

Hier finden Sie den Jahresbericht 2023 in digitaler Form: 2023 | hôpital fribourgeois (h-fr.ch)