Advanced Practice Nurses: der erste Wurf ist flügge

Das freiburger spital (HFR) verfügt künftig über acht Advanced Practice Nurses (APN). Diese sind Teil des ersten Wurfs an spezialisierten Pflegeexpertinnen und Pflegeexperten mit einem Master of Science am HFR. Sie stehen künftig den Pflegeteams zur Seite, um Prozessoptimierungen voranzutreiben. Ein Augenschein.

Gestatten: Malik Egger, Charlie Ferry, Sébastien Molliet, Ophélie Scherwey, Dafina Spahiu, Emilie Kort, Alexandra Cansé und Susan Brunschwig (von links nach rechts, von unten nach oben). Die Stärke dieser Expertinnen und Experten liegt unter anderem darin, dass sie bereits sehr viel Praxiserfahrungen mitbrachten, als sie ihr Studium in Angriff genommen haben. Ophélie zum Beispiel startete ihre Karriere als Fachfrau Gesundheit hier am HFR, bevor sie nach Bern weiterzog, sich dann bis auf Masterstufe weiterbildete und nun als APN erneut am HFR tätig ist.

Wie ihre Kolleginnen und Kollegen wollte und musste auch sie ihr bestehendes Wissen erweitern und «selbst ein Hebel werden, um wirklich etwas zu bewegen», wie es Sébastien treffend formuliert. Die Rolle dieser «Changemaker» besteht darin, Bindeglied, Ressource, enge und informierte Ansprechperson für die Teams vor Ort bis hin zu den Direktionen – über Abteilungs- und Fachgebietsgrenzen hinweg – zu sein. Ophélie ergänzt: «Unser Ansatz umfasst zwei Ebenen: die Praxis und eine meta-/querschnittsorientierte Sichtweise.»

Die APN ermöglichen es den Teams, die Situation mit etwas Abstand zu betrachten, was Verbesserungen in der Praxis oft einfacher macht. Hier spielt auch die klinische Forschung eine wichtige Rolle. So hat Charlie erst kürzlich eine wissenschaftliche Studie veröffentlicht, die sich den Auswirkungen von Heilsprüchen auf Blutungen widmet und mit dem Prix Pierre Canisius des HFR ausgezeichnet wurde. Die erweiterte Praxis (Advanced Practice) trägt somit massgeblich zur Entwicklung der Pflegeforschung bei und ermöglicht neue Erkenntnisse, die den Patientinnen und Patienten, deren Familien und der Gesellschaft zugutekommen. Und das ist natürlich auch das oberste Ziel der APN.

Beitrag zur Kostensenkung

Studien belegen, dass die Advanced Nursing Practice rasch zur Verbesserung der Pflegequalität und damit zur Sicherheit der Patientinnen und Patienten beiträgt. Und damit auch zu kürzeren Spitalaufenthalten, was wiederum die Kosten senkt. Es ist strategisch also sinnvoll, auf APN zu setzen. Aline Schuwey, Pflegedirektorin, sowie das Ärztekollegium und die Generaldirektion unterstützen diese Entwicklung. «Es ist eine Notwendigkeit. Auch, um Talente halten zu können. Die gebotene Karrieremöglichkeit kann zudem die Rekrutierung erleichtern und ist eine Antwort auf die Problematik der Abgänge innerhalb des Berufsstandes», betont Aline Schuwey.

Die akademische Ausbildung ist allerdings intensiv – «mindestens 130 Prozent Einsatz während eineinhalb Jahren», gesteht Sébastien – und die neue Funktion befindet sich noch im Aufbau. Alle medizinisch-pflegerischen Abteilungen können auf eine/n oder mehrere APN zählen, die jeweils für verschiedene klinische Bereiche zuständig sind (Qualitätsmanagement, Medizintechnik, medizinisch-therapeutische Techniken, Pflegeforschung, Ausbildung, Verwaltung der klinischen Informationssysteme, Projekte, Organspende oder Arzneimittel). Ihr Pflichtenheft sieht vor, dass 60 Prozent ihrer Arbeitszeit für Bürotätigkeiten (Projektmanagement, Erarbeitung von Protokollen) und 40 Prozent für klinische Tätigkeiten (direkte Patientenpflege, Peer-Coaching, Leadership bei der interdisziplinären Zusammenarbeit in der Pflege) aufgewendet werden.

Solidarisch und getreu ihrer meta-/querschnittsorientierten Mission treffen sich die acht Kolleginnen und Kollegen einmal wöchentlich, um die kollektive Intelligenz konkret einzusetzen. «So können wir zum Beispiel erkennen, ob die Frage einer Abteilung eines peripheren Standorts gegebenenfalls für das ganze HFR relevant sein könnte», sagt Charlie, der übrigens gerade sein Doktorat in Angriff nimmt.

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