Gesundheitsfachkräfte: immer nett und freundlich – oder?

Wer einen Gesundheitsberuf ausübt, muss ein Meister des Wohlwollens sein – soweit das Klischee. Doch ist dies angesichts der ständig steigenden Anforderungen im beruflichen und wirtschaftlichen Umfeld überhaupt möglich? Und wie wichtig ist das Thema? Die Pflegedirektion des HFR veranstaltet für ihre Mitarbeitenden spezielle Cafés zum Thema Wohlwollen, die vom Berufsbildungszentrum Pflege organisiert und von den Mitgliedern der Fachgruppe Wohlwollen geleitet werden. Die Treffen bieten Gelegenheit zu einem Austausch über diese Tugend, die nicht immer einfach zu praktizieren ist.

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Wohlwollens Maret

© Maret

Alltägliche Beispiele sind Legion und die Antworten liegen keineswegs immer auf der Hand: Soll man einen Patienten, der sich nicht waschen will, dazu zwingen oder seinen Willen respektieren? „In unseren Cafés tauschen wir uns über genau solche Situationen aus“, erklärt Noëlie Vasse, Fachbereichsleiterin Weiterbildung am Berufsbildungszentrum Pflege des HFR. „Was für den einen wohlwollend ist, ist es für den anderen nicht zwingend.“

In den Cafés, die einmal im Monat stattfinden, treffen die Mitarbeitenden im Rahmen eines Kartenspiels auf alltägliche Situationen, bei denen es um eine wohlwollende Haltung geht. So entsteht auch ein Austausch zwischen den verschiedenen Berufen und Generationen. „In den Cafés geht es darum, zu reflektieren, welchen Platz ein wohlwollendes Verhalten in unserem Berufsalltag hat, und nicht darum, Erlebtes zu verarbeiten“, betont Thierry Jaffredou, Ausbildner für Notfallpflege. Während einer Stunde lösen die Karten diverse Reaktionen und Gespräche aus, und „bei heiklen Situationen darf man auch einen Joker ausspielen.“

Die Cafés liefern den Teilnehmenden zwar keine pfannenfertigen Lösungen, aber doch einen Schlüssel zum besseren Verständnis des Themas. Wie beide Ausbildner versichern, gibt es dabei kein Richtig oder Falsch. „Mit den Cafés betrachtet man den Berufsalltag mit etwas Abstand, was einem selbst, aber auch den Patienten und dem Beruf guttut. Denn in Gesundheitsberufen ist es nicht einfach, immer nett und freundlich zu sein...“