16 Jahre Engagement am Patientenbett
Kurz vor seinem Ruhestand blickt Professor Daniel Betticher auf die 16 Jahre und vier Monate zurück, die er in der Leitung der Klinik für Innere Medizin des HFR verbracht hat. Gewohnt dynamisch und auch ein wenig gerührt erzählt er von den zahlreichen Projekten, die er realisieren konnte.
„Damals wurde ich vom Staatsrat, genauer gesagt von Frau Lüthi, der Verwaltungsratspräsidentin des damaligen Kantonsspitals, zum Chefarzt ernannt. Zum Glück musste ich die Klinik mit ihren vielen Fachgebieten, die einen Drittel der Spitalaktivität ausmacht, nicht alleine leiten: Professor Claude Regamey gewährleistete gemeinsam mit mir den Übergang, bevor Professor Daniel Hayoz seine Nachfolge antrat”, erklärt Prof. Dr. med. Betticher, Onkologe und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin.
Die beiden Chefärzte arbeiteten also Hand in Hand mit einem gemeinsamen Ziel: eine qualitativ hochwertige Versorgung, bei der die Patienten im Mittelpunkt stehen. Dazu setzte Professor Betticher auf drei Schwerpunkte. Erstens: Im Sinne einer patientennahen Medizin begeben sich alle Ärztinnen und Ärzte, ob Kader oder nicht, ans Patientenbett. Obwohl diese Praxis etwas „altmodisch” sei, wie der Chefarzt meint, werde sie von den Patienten sehr geschätzt. Dieser enge Kontakt zu den Patienten wurde durch die Neuorganisation der Abteilung zusätzlich gefördert. „Früher hatten wir 25 bis 30 Assistenzärzte, heute sind es über 70. Dadurch kann jeder mehr Zeit im Patientenzimmer verbringen”, freut sich der Onkologe.
Der zweite Grundpfeiler ist die Ausbildung. Wichtig sind hier insbesondere der Bachelor in Medizin und das Masterstudium, das 2019 gemeinsam mit der Universität Freiburg eingeführt wurde. „Der erste Jahrgang von in Freiburg ausgebildeten Ärztinnen und Ärzten wird im Herbst 2022 das Diplom erhalten, das ist ein ganz besonderer Moment.” Daniel Betticher selbst absolvierte seine Ausbildung am damaligen „Canto” und kehrte nach rund zwanzig Jahren an anderen Spitälern nach Freiburg zurück. „Dieses Spital hat die richtige Grösse. Alle Fachbereiche arbeiten neben- und miteinander, der Austausch ist einfach und Probleme sind schnell gelöst.”
Der dritte Pfeiler, auf den Professor Betticher Wert legt, ist die klinische Forschung: „Die Forschung ist nötig, um sich weiterzuentwickeln. Sie hat es ermöglicht, das Brustzentrum und das Prostatazentrum Freiburg aufzubauen.” Die Abteilung Onkologie des HFR ist von der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK) auf demselben Niveau anerkannt wie ein Universitätsspital. „Diese Auszeichnung ist äusserst wichtig, denn 30 bis 40 Prozent aller Patienten in der Inneren Medizin leiden an einer Krebserkrankung”, so der Chefarzt.
Weitere Projekte, die das Professorenduo Betticher und Hayoz während der vergangenen 16 Jahre am HFR beschäftigten, waren der Ausbau der Hämatologie, der Neurologie, der Kardiologie, der Pneumologie und anderer Spezialgebiete der Inneren Medizin. Um dies zu erreichen, überzeugten sie Ärzte aus dem Kanton, als Leitende Ärzte am freiburger spital zu arbeiten. Das Tandem engagierte sich auch stark für eine multidisziplinäre Organisation zwischen der Ärzteschaft, dem Pflegepersonal und dem Verwaltungspersonal. „Für das Wohl der Patienten ist es wichtig, dass wir zusammenarbeiten und nicht jeder für sich allein. Und es funktioniert!”
Bei der Frage nach einer besonderen Anekdote kann man sein Lächeln hinter der Maske erahnen und seine Augen funkeln. „Wir bekommen jeden Tag Dankesschreiben von Patienten”, antwortet er etwas wehmütig. Er gerät jedoch wieder ins Schwärmen, wenn er an seine Pläne für den Ruhestand denkt. Da er von seinem Beruf begeistert ist und sich um seine Patienten und Kollegen sorgt, ist klar, dass er im medizinischen Bereich weiterhin sehr aktiv sein wird: Als Präsident der Krebsliga Freiburg möchte Daniel Betticher den Schwerpunkt auf die Darmkrebsvorsorge legen und die Rehabilitation von Krebspatienten ausbauen. Er engagiert sich weiterhin als Präsident der Schweizerischen Akademie für multidisziplinäre Onkologie (SAMO), ist Mitglied des Institutsrats der Swissmedic und wurde kürzlich zum Präsidenten der Standeskommission des Kantons Freiburg ernannt. Hinzu kommen die Vorlesungen, die er weiterhin an der Universität hält. Wie sieht es mit Freizeit aus? „Ich werde mich um meinen Garten kümmern, einen Roman lesen und vielleicht wieder Klavier spielen”, lacht er. Aber er betont: „Ich bin immer da! Wenn ich helfen kann, stehe ich zur Verfügung, auch um bei mir zu Hause bei einem Apéro einen Fall zu besprechen.”