Bestnoten für die onkologische Abteilung des HFR

Das freiburger Spital (HFR) hat in einer Studie zur Patientenzufriedenheit und Qualität der Krebsversorgung hervorragend abgeschnitten. Befragt wurden Patientinnen und Patienten, die in vier Westschweizer Spitälern betreut wurden. Wir gratulieren der gesamten Abteilung Onkologie für die Qualität ihrer Arbeit und ihr unermüdliches Engagement.

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Prof. Daniel Betticher, médecin-chef de service Médecine interne générale

Das HFR erzielte im Rahmen einer onkologischen Studie, die von Unisanté und dem Institut universitaire de formation et de recherche en soins in Lausanne durchgeführt wurde, Spitzenresultate. Mehr als 3100 Patienten, die in der französischsprachigen Schweiz leben und an Krebs (Brust-, Prostata-, Lungen-, Darm-, Haut- und Blutkrebs) erkrankt sind, bewerteten die Qualität der onkologischen Versorgung und der Informationen, die sie am HFR, den Universitätsspitälern Lausanne (CHUV) und Genf (HUG) sowie am Spital Wallis erhalten haben. Von den rund 100 Fragen an die Patienten schnitt das HFR in fast 85 Prozent der Fälle mit hervorragenden Bewertungen ab. Dieses hervorragende Ergebnis spiegelt den enormen Einsatz der Abteilung Onkologie wider, die sich darum bemüht, durch eine optimale Betreuung jedes Patienten die bestmögliche Versorgungs- und Informationsqualität zu bieten. Gespräch mit Prof. Dr. med. Daniel Betticher, Leiter der Abteilung Onkologie des HFR.

Herr Professor Betticher, was haben Sie von dieser Studie erwartet?

Erstens, den Puls der Patienten zu fühlen, die an unseren Spitalstandorten behandelt werden, und zweitens, unsere Schwachstellen zu ermitteln, um sie auf allen Ebenen – Pflege, Medizin und Verwaltung – zu korrigieren: Einer der wichtigsten Managementgrundsätze ist es, stets die Qualität seiner Arbeit zu überprüfen.

Wurde eine solche Studie schon einmal durchgeführt?

Alle zwei Jahre führen wir am HFR eine Umfrage bei unseren Patienten und behandelnden Ärzten durch, um die Abläufe besser zu steuern. Die Ergebnisse führen zu konkreten Erfolgen, darunter die Einrichtung einer Hotline, über die ein Onkologe 365 Tage im Jahr erreichbar ist. Ziel ist es, den Patienten und behandelnden Ärzten die bestmögliche Unterstützung zu bieten. Die nächste Umfrage ist übrigens 2021 geplant.

Gibt es in anderen Spitalabteilungen ähnliche Studien?

Wenn eine Krankheit nur 50 Menschen betrifft, ist es schwierig, Schlussfolgerungen zu ziehen. Es braucht also Abteilungen, die eine gewisse Grösse haben. Die Onkologie ist eine davon, denn man weiss, dass 33 Prozent der Schweizer im Laufe ihres Lebens an Krebs erkranken.

Was bringt Ihnen eine solche Studie?

Sie gibt uns die Möglichkeit, uns zu verbessern. Wir stellen fest, dass die Art, wie wir die Diagnose mitteilen, die Versorgung managen und Informationen an die Hausärzte weitergeben, gut ankommt. Was fehlt, ist jemand, mit dem der Patient über seine Sorgen sprechen kann – dies zeigt die Studie ebenfalls. Es ist immer hart, jemandem mitzuteilen, dass er Krebs hat. In diesem ersten Gespräch besprechen wir auch die Behandlung. Der Patient behält aber nur zehn Prozent der Informationen. Es ist daher sehr wichtig, im Anschluss ein ausführliches Gespräch mit einer Pflegefachperson zu organisieren. Wir bieten auch den Einbezug von Psychoonkologen an und nicht zuletzt die Unterstützung durch einen Spezialisten des psychosozialen Zentrums der Krebsliga Freiburg. Auch mit dem Arbeitgeber des Patienten wird ein Gespräch geführt, wenn der Patient dies wünscht. Und schliesslich erwähnen wir in allen unseren Terminaufgeboten, dass der Patient in Begleitung zu den Sprechstunden kommen kann.

Was hat Sie überrascht, als Sie die Ergebnisse erfahren haben?

Die Patienten möchten ihre Angehörigen zu den Sprechstunden mitnehmen. Das halte ich für selbstverständlich und normal. Ich habe aber nicht damit gerechnet, dass wir das im Aufgebot erwähnen müssen. Die Patienten können sogar mit mehreren Angehörigen kommen, wenn sie es wünschen, ausser natürlich in der aktuellen Coronazeit.

Wie erklären Sie sich die sehr guten Resultate des HFR?

Wir ernten damit die Früchte unserer früheren Umfragen. Gemeinsam mit dem Verwaltungs-, Pflege- und Ärztepersonal denken wir ständig darüber nach, wie wir unsere Dienstleistungen verbessern können. Mit 18 Therapieplätzen hat das HFR eine ideale Grösse. In einer grösseren Struktur hätten wir nicht die gleiche Nähe zu den Patienten. Am HFR arbeiten wir als Netzwerk an fünf Standorten, nämlich Freiburg, Riaz, Tafers, Meyriez-Murten sowie am Interkantonalen Spital des Broyebezirks in Payerne. Die Onkologen wechseln zwischen den Standorten hin und her und richten sich überall nach denselben Standards.

Haben Sie bereits auf einige der genannten Mängel reagiert?

Ja, sobald wir die Ergebnisse erhalten haben. Wir arbeiten derzeit an den Informationen, die wir zur Komplementärmedizin abgeben wollen. Die Patienten möchten mehr darüber wissen, daher stellen wir ihnen Broschüren zur Verfügung. Es ist jedoch zu beachten, dass die Komplementärmedizin nicht ausreichend belegt ist, um Teil der Schulmedizin zu sein. Sie basiert auf Fallerfahrungen, im Gegensatz zur evidenzbasierten Schulmedizin. Ich muss es den Patienten immer wieder erklären: Alternativmedizin kann sich sowohl positiv als auch negativ auswirken. Aber wenn jemand bei einer solchen Therapie keine Nebenwirkungen erleidet, kann es ein Versuch wert sein.

Die Studie zeigt einen echten Bedarf an psychologischer Unterstützung während des Spitalaufenthalts. Wie sieht das am HFR aus?

Wir werden von Psychoonkologen unterstützt. Anders als der Onkologe, der über die Krankheit spricht, beschreibt der Psychoonkologe, wie der Patient seine Krankheit erlebt: Er bemerkt, wenn der Patient Anzeichen von Aggression, Depression usw. zeigt. Wir haben die unterstützende Versorgung entsprechend den Symptomen der Patienten verstärkt. Neben dem Onkologen und dem behandelnden Arzt spricht auch ein Palliativmediziner mit dem Patienten. Wir bieten zudem Unterstützung in den Bereichen Physiotherapie, Ernährungsberatung und Diabetologie (einige Behandlungen können einen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel haben). Es benötigt aber nicht jeder Patient alle diese Unterstützungsformen.

Die Freundlichkeit der HFR-Mitarbeitenden ist nach wie vor ein grosses Plus.

„Wie geht es Ihnen?” – in dieser Frage kommt etwas Wichtiges zur Sprache. Viele Patienten sagen, das Personal sei nett. Das ist die Grundlage. Wenn sich der Patient wohlfühlt, ist das die beste Basis für eine optimale Behandlungsqualität.

Welchen Kontakt haben Sie mit den Patienten in Remission, nachdem sie in den Alltag zurückgekehrt sind?

Das Therapieende ist die psychologisch schwierigste Zeit für den vollständig genesenen Patienten. Dieser steht unter grossem psychischen Stress: Er kehrt in sein Leben vor der Therapie zurück, hat keine regelmässigen Kontrollen mehr. Er muss sich sozusagen neu erfinden. Das beste Mittel? Wieder zur Arbeit zu gehen. Vor diesem Hintergrund arbeiten wir derzeit gemeinsam mit der Krebsliga Freiburg, der Invalidenversicherung und den Arbeitgebern an einem Jobcoaching-Konzept, um die Patienten so gut wie möglich wieder in das Berufsleben zu integrieren. Das ist eine sehr komplexe Angelegenheit.

Der Blick der Pflegefachperson: „Es ist Teamarbeit“

Martina Wellensiek ist Leiterin Pflege in der Abteilung Onkologie am HFR Freiburg – Kantonsspital und am Standort Riaz. Auch sie freut sich über das hervorragende Ergebnis des HFR in dieser Studie: „Die Früchte der harten Arbeit eines Teams, in dem wir Hand in Hand arbeiten“, ist sie überzeugt.

Die SCAPE-Studie stellt dem HFR ein ausgezeichnetes Zeugnis aus. Was bedeutet das für Sie?

Dies ist eine Anerkennung unserer Teamarbeit, die auf einer guten Beziehung zwischen Ärzten und Pflegepersonal beruht, und unserer Fürsorge für die Patienten. Das Onkologie-Team arbeitet Hand in Hand; einander zu helfen ist in unserem Berufsalltag allgegenwärtig. Das wissen auch die Patienten zu schätzen. Diese Haltung stammt in erster Linie von Professor Betticher, der die Abteilung führt. Sie wirkt sich positiv aus; jeder Pflegende fühlt sich wertgeschätzt.

Welche konkreten Auswirkungen hatte die Studie auf Ihre Arbeit?

Da besteht kein direkter Zusammenhang. Tatsächlich sind alle Anpassungen, die wir im Laufe der Zeit vornehmen, das Ergebnis von Umfragen, die wir alle zwei Jahre mit unseren Patienten und ihren behandelnden Ärzten durchführen. Ihre ermutigenden Rückmeldungen geben uns viel Antrieb.

War es schwierig, die neuen Massnahmen umzusetzen und sich anzupassen?

Wenn Sie in der Onkologie arbeiten, ist Ihnen bewusst, dass sich das Gebiet ständig weiterentwickelt. Man muss flexibel sein und Veränderungen begleiten und fördern. Das ist es, was wir mit Professor Betticher erreichen wollen. Schwierig? Nein, das finde ich nicht. Im Gegenteil, da wir ein echtes Team sind, freue ich mich, wenn wir uns im Laufe der Zeit weiterentwickeln.

Wie reagieren Sie, wenn die Patienten Angst zeigen?

Wir stellen den Begriff des Wohlwollens immer in den Vordergrund. Das hilft uns, so können wir viel aushalten und absorbieren. Es gibt immer wieder Momente des Austauschs, entweder mit Patienten oder mit anderen Pflegenden. Wissen Sie, wenn eine Pflegefachperson mit dieser Belastung nicht umgehen kann, wählt sie oder er nicht die Onkologie; es ist kein einfaches Gebiet, das stimmt.

Um welche Hilfestellungen oder Ratschläge bitten die Patienten Sie am häufigsten?

Sie interessieren sich für die Nebenwirkungen dieser oder jener Behandlung. Eine weitere häufige Frage betrifft die Begleitung zu den Sprechstunden oder bei Pflegemassnahmen. Alles in allem vermitteln wir Ihnen hauptsächlich das Gefühl, dass wir für sie da sind. Sie müssen das Gefühl haben, dass wir ihnen zuhören, damit sie beruhigt sind und Vertrauen fassen können. Im Allgemeinen sind die Patienten nicht sehr anspruchsvoll, sie sind vor allem dankbar.

Werden Sie oft um informelle psychologische Unterstützung gebeten?

Wir hören zu und sind bereit, auch den geringsten Unterstützungsbedarf zu erkennen. Wir geben ihnen so viele Informationen, wie wir können, um ihnen zu helfen. Falls nötig verweisen wir die Person an einen Psychoonkologen.

Wie äussert sich das Vertrauen, das die Patienten Ihnen entgegenbringen?

(lächelt) Ein einfaches Dankeschön, das ist schon viel. Oft bedarf es keiner Worte, ein Blick genügt. Bei uns lächeln die Patienten. Es ist schön, dass sich die meisten von ihnen an unsere Vornamen erinnern. Das zeigt, dass sie sich ein bisschen wie zu Hause fühlen. Während der Weihnachtszeit füllt sich die Teeküche des Pflegepersonals mit Leckereien und netten Worten: ein greifbares Zeichen der Anerkennung und des Vertrauens, auch für die Ärzte und das Team der CINA-Pflegesprechstunde, deren wertvolle Unterstützung sehr geschätzt wird.