Die Ohren der Jugendlichen sind überfordert. Was tun?

TAG DES HÖRENS - Konzerte, Kopfhörer, übermässige Lärmbelastung: Die Ohren der jungen Leute werden immer wieder auf eine harte Probe gestellt. Bei welchen Symptomen sollten sie hellhörig werden und einen HNO-Arzt aufsuchen oder einen Hörtest machen lassen? Gespräch mit Dr. med. Prosper Konu, Leitender Arzt und Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde am HFR.

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Prosper Konu

Das diesjährige Thema des Tags des Hörens lautet «2020 - 2030: welche Zukunft für die Ohren der Jungen?». Weshalb dieser Fokus auf die Jungen?
Diese Altersgruppe ist dem Lärm besonders stark ausgesetzt, weil sie mit Kopfhörern oder in Clubs Musik hört – oft zu laut und über einen langen Zeitraum. Durch die akustische Belastung der Sinneszellen im Ohr haben die Jungen somit ein erhöhtes Risiko, frühzeitig taub zu werden. Dies ist umso schlimmer, als diese Hörstörungen oft erst spät diagnostiziert werden.

Welche Hörprobleme können junge Menschen haben?
Manche leiden an Tinnitus, also an Pfeifgeräuschen im Ohr, was zu Beeinträchtigungen und sogar Behinderungen führen kann. Auch der äussere Gehörgang kann geschädigt werden, was immer wieder Reizungen und sogar Infektionen (Aussenohrentzündungen) bewirken kann. Bei In-Ear-Kopfhörern kommt das besonders oft vor.

Ist diese Situation wirklich neu?
Nun, seit den 80er- und 90er-Jahren hat sich die Situation jedenfalls deutlich verschärft: So haben Studien gezeigt, dass der Hörverlust bei Jugendlichen 30 % höher ist als noch vor den 2000er-Jahren. Dies hat mit den Tablets und Handys zu tun, die heutzutage Musik auf High-Tech-Level abspielen, ganz zu schweigen von den Hallenkonzerten und den Clubs.

Genauer gesagt steht «2020-2030» für die neue strategische Vision der Hörgesundheit, die drei Schwerpunkte umfasst: informieren, sensibilisieren und vorbeugen.

Worin besteht diese Strategie?
Sie markiert den Beginn eines neuen Jahrzehnts, in dem sich die öffentliche Gesundheitspolitik über den Stellenwert des Gehörs hoffentlich im Klaren sein wird. So sollen das Bewusstsein, die Präventions- und Aufklärungskampagnen, aber auch die Behandlung der Hörbeeinträchtigungen verbessert werden.

Was raten Sie den Jugendlichen, um ihr Gehör zu schützen?

Rechtzeitig einen Arzt aufzusuchen: Sobald es Schwierigkeiten gibt, einem normalen Gespräch zu folgen (Verständnisschwierigkeiten), wenn eine plötzliche Taubheit, Tinnitus oder Schmerzen beim Hören auftreten; ebenso wie bei Ohrenschmerzen oder wenn sie das Gefühl haben, ihre Ohren seien andauernd verstopft.

Um die Risiken zu senken, empfehle ich, weniger lang Musik zu hören und dabei alle 45 bis 60 Minuten eine Pause von zehn bis 15 Minuten einzulegen. Zudem sollte die Lautstärke auf höchstens zwei Drittel der Kopfhörerkapazität eingestellt werden. Schliesslich sollte man Over-Ear- statt In-Ear-Kopfhörer benutzen und an Hallenkonzerten und -events einen Gehörschutz tragen. Und, nicht zuletzt, sich untersuchen lassen.

Welche Tests werden an der Klinik für HNO des HFR angeboten?

Unsere Klinik ist mit zwei Kabinen der jüngsten Generation ausgestattet. Dort können wir hochspezialisierte Hörtests durchführen. Bei den Jugendlichen führen wir Tonaudiometrien zur Bestimmung des Hörvermögens durch, aber auch Sprachaudiometrien, um das Wortverständnis zu testen. Zudem führen wir auch Supraliminar- Audiometrien durch, um Tinnitus zu diagnostizieren und die Unbehaglichkeitsschwelle zu bestimmen.

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Hörung
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