Coronavirus: Dr. med. Véronique Erard klärt auf
Das Coronavirus – oder Covid 19 – grassiert derzeit auf der ganzen Welt. Auch in der Schweiz wurden die ersten Fälle bestätigt, unter anderem im Kanton Freiburg. Wie hoch ist das Risiko, sich anzustecken, und welche Präventionsmassnahmen werden empfohlen? Dr. med. Véronique Erard, Infektiologin am HFR, klärt auf.
Dr. Véronique Erard, können Sie uns etwas zur Krankheit sagen, die durch Covid 19 ausgelöst wird?
Dieses Virus ist für eine Erkrankung verantwortlich, die stark der saisonalen Grippe ähnelt. Es kommt zu Fieber, einer Verschlechterung des Allgemeinzustands und vor allem Symptomen der Atemwege wie Husten und im Fall von Komplikationen auch Lungenentzündung.
Wo liegt der Unterschied zum Virus der herkömmlichen Grippe?
Es gibt mehrere Unterschiede: Zum einen ist die Inkubationszeit beim Coronavirus deutlich länger. Die Inkubationszeit ist die Zeit zwischen dem Kontakt mit einer kranken Person und dem Zeitpunkt, zu dem die Krankheit bei Ihnen ausbrechen kann. Beim Coronavirus kann diese Zeit bis zu 14 Tage dauern, während es bei der Grippe höchstens vier bis sechs Tage sind.
Der zweite Unterschied ist, dass das Coronavirus eine höhere Kontagiosität aufweist, also ansteckender ist. Zur Berechnung dieses Faktors schaut man, wie viele Personen durch eine erkrankte Person angesteckt werden. Bei der Grippe steckt ein Kranker eine weitere Person an. Beim Coronavirus sind es zwei bis drei Personen, die von einer erkrankten Person angesteckt werden.
Ausserdem treten beim Coronavirus mehr Komplikationen auf als bei der Grippe. Die Mortalitätsrate ist deshalb höher und liegt bei schätzungsweise 1 Prozent. Das bedeutet, dass von 100 Kranken eine Person stirbt. Bei der Grippe sind es 0,1 bis 0,2 Prozent.
Wer ist gefährdet?
Jeder kann sich mit dem Virus anstecken. Kinder und Kleinkinder weisen allerdings fast keine Symptome auf. Trotzdem können sie das Virus auf andere übertragen. Bei Jugendlichen und Erwachsene verläuft die Krankheit wie eine leichte Grippe mit Husten und Fieber während zwei bis drei Tage. Wirklich gefährdet sind ältere Menschen. Bei ihnen kann die Krankheit so schwer verlaufen, dass sie behandelt werden müssen. Ausserdem können Komplikationen auftreten.
Wie kann diese Risikogruppe geschützt werden?
Die Präventionsmassnahmen sind grundsätzlich die gleichen wie diejenigen, die jedes Jahr gegen die Grippe empfohlen werden. Die Viren werden im Rachenraum produziert, deshalb ist es wichtig, in ein Taschentuch zu husten oder zu niesen, und sich die Hände zu desinfizieren, denn über diese gelangen die Erreger auf Oberflächen. Diese Empfehlungen gelten für die Grippezeit, aber da wir nicht wissen, wie lange die Corona-Epidemie andauern wird, können wir noch keine Prognose machen. Für die Grippe gibt es eine Impfung, und alle Fachkräfte, die mit gefährdeten Menschen arbeiten (z. B. im Spital), werden nachdrücklich dazu aufgefordert, sich impfen zu lassen. Was das Coronavirus angeht, sind wir schon weit, aber wir müssen uns noch ein paar Monate gedulden.
Wie sieht die Behandlung aus?
Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es weder eine Behandlung noch ein Medikament gegen das Coronavirus. Wenn eine erkrankte Person eine Behandlung benötigt, handelt es sich im Allgemeinen um unterstützende Massnahmen, also z. B. Beatmung oder Sauerstoff. Aber zur Bekämpfung des Virus gibt es derzeit keine Therapie.
Welche Auswirkungen hat diese Epidemie auf die öffentliche Gesundheit der Schweizer Bevölkerung?
Die Auswirkungen ändern sich im Laufe der Zeit und mit der Entwicklung der Epidemie. Bis vor Kurzem war es das Ziel des Bundes, dass das Coronavirus nicht in die Schweiz kommt und sich verbreitet. Dazu galt es, alle Personen aufzuspüren, die möglicherweise diesem Virus ausgesetzt waren und Symptome aufweisen, um sie unter Quarantäne zu stellen und die Ausbreitung in der Bevölkerung zu verhindern. Diese Phase haben wir hinter uns gelassen, denn wir wissen nun, dass das Virus auch in der Schweiz zirkuliert. Wir befinden uns nun in der zweiten Phase, in der wir uns auf die erkrankten Personen sowie diejenigen, bei denen die Krankheit ausbrechen könnte, konzentrieren. Besonders in Spitälern und Arztpraxen müssen wir gegenüber älteren Menschen, die grippeähnliche Symptome aufweisen, sehr vorsichtig sein und das Virus ansprechen.
Danke für Ihre Erklärungen.
Achtung: Die die aktuell geltenden Weisungen können sich im Laufe der Zeit ändern.
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