Erster CAScination-Award für die interventionelle Radiologie des HFR
Ein Team der Radiologie des HFR hat kürzlich für einen komplexen Eingriff, der dank dem Einsatz der CAS-ONE-IR-Technologie erfolgreich verlief, den CAScination-Award erhalten. Diese relativ neue Technologie, über die bisher nur wenige Spitäler in der Schweiz verfügen, ermöglicht die vollständige Entfernung von Läsionen in schwer zugänglichen Bereichen, ohne das angrenzende gesunde Gewebe zu schädigen. Damit fördert die genaue, effiziente und wenig invasive Methode eine optimale Genesung.
Wie der Name schon sagt, kombiniert die interventionelle Radiologie die medizinische Bildgebung mit einem chirurgischen Eingriff. Der grosse Vorteil: Sie ermöglicht eine präzise Intervention unter idealen Sicherheitsbedingungen und fördert eine optimale Genesung des Patienten.
Ein Team der inteventionellen Radiologie bestehend aus Dr. med. Carlo Tappero und Dr. med. Lucien Widmer sowie Dr. med. Etienne Monnard, Leitender Arzt, hat kürzlich unter der Leitung von Prof. Dr. med. Harriet Thöny, Chefärztin der Abteilung, erfolgreich eine anspruchsvolle Operation durchgeführt: die Entfernung einer krebsartigen Läsion, die aufgrund der nahe gelegenen Blutgefässe schwer zugänglich war.
Das Navigationssystem CAS-ONE IR ermöglichte es, die internen Leberstrukturen in 3D darzustellen und den sichersten Zugang zur Läsion zu planen. Mit Unterstützung des hochmodernen bildgebenden Verfahrens konnte Dr. med. Tappero das vom Tumor betroffene Gewebe sicher entfernen, ohne die angrenzenden gesunden Bereiche zu schädigen. Nach dem Eingriff zeigte ein Kontroll-CT, dass die Läsion vollständig entfernt wurde, was die Genesung des Patienten unterstützt. Eine technische und medizinische Meisterleistung: Wir gratulieren dem Team der interventionellen Radiologie zu diesem Erfolg!
Diese revolutionäre Technologie eröffnet neue Perspektiven in der Radiologie und ermöglicht insbesondere die Behandlung von Mikroläsionen in sensiblen und schwer zugänglichen Bereichen. Gespräch mit Dr. med. Carlo Tappero.
Dr. med. Tappero, können Sie uns zunächst erklären, was dieser CAScination-Award in der Welt der Medizin bedeutet?
Dieser Preis wird von den Nutzern des CAScination-Systems vergeben. Unter den komplexen Fällen, die ihnen vorgelegt werden, bestimmen sie, welche Intervention sie für die genaueste und erfolgreichste halten.
Und was bedeutet diese Auszeichnung für Sie persönlich?
Es ist ein schöner Erfolg, aber die Auszeichnung ist nicht unser eigentliches Ziel. Die Gesundheit des Patienten steht immer im Zentrum unserer Bemühungen. Am wichtigsten ist, dass wir unsere Arbeit so gut wie möglich machen.
Wie viele Schweizer Spitäler verwenden dieses System?
Drei: Das HFR, das Berner Inselspital und das Claraspital in Basel haben diese Technologie angeschafft. In Luzern und Zürich wird sie punktuell eingesetzt, ich weiss aber nicht, wie oft genau.
Mussten Sie und Ihr Team speziell geschult werden?
Ein Spezialist leitet einen Tag lang die Ausbildung von Technikern und Radiologen. Die ersten Eingriffe, die von einem ungeschulten Radiologen durchgeführt werden, werden dann von einem Spezialisten beaufsichtigt. Im Fall des HFR waren ich und ein Kollege bereits mit der Technologie vertraut und konnten unsere Kollegen instruieren. Ausserdem kamen die Spezialisten der Firma CAScination ins Spital, um sicherzustellen, dass das System einwandfrei funktioniert.
Wie viele Eingriffe haben Sie bisher mithilfe dieser neuen Technologie durchgeführt?
Etwa 40 würde ich sagen, seit meiner Ankunft in Freiburg im Jahr 2019.
Welche Erkrankungen können behandelt werden?
Wir behandeln hauptsächlich Läsionen in Leber und Nieren sowie Knochenläsionen. Diese Technologie kommt dann zum Einsatz, wenn das Risiko von Kollateralschäden erhöht ist, d. h. wenn der Tumor schwer zugänglich oder im Ultraschall schwer darzustellen ist.
Und bei Hirntumoren?
Bei Läsionen im Gehirn kommt die Neurochirurgie oder die Strahlentherapie zum Einsatz.
Für welche Patienten ist CAS-ONE IR geeignet?
Wir behandeln Erwachsene für Biopsien und Ablationen von Tumoren. Bei Kindern und Jugendlichen wenden wir die Technologie bei gutartigen, aber schmerzhaften Knochenläsionen an.
Wann wird die Technologie eingesetzt? Wenn die konventionelle Chirurgie nicht die notwendigen Erfolgsgarantien bietet?
CAS-ONE IR ist ein Navigationssystem, das die hochpräzise Platzierung der Ablationsnadel ermöglicht. Alles hängt davon ab, wo sich der Tumor befindet. Ist dieser im Ultraschall sichtbar, nehmen wir die Entfernung auch mit Ultraschallkontrolle durch. Wenn nicht, greifen wir auf das System CASE-ONE IR zurück. Die Entscheidung liegt beim interventionellen Radiologen: Ist dieser gut mit der Ultraschall-Methode vertraut, wird er sich eher für diese entscheiden. Das ist sehr individuell.
Ergänzt oder ersetzt diese Technologie die konventionelle Chirurgie?
Vor Beginn der Behandlung wird die spezifische und einzigartige Situation der Patienten immer in einer multidisziplinären Sitzung zwischen Ärzten verschiedener Fachrichtungen besprochen. Die Entscheidung über die Behandlung ist daher ein Konsens, der dann dem Patienten unterbreitet wird.
Die perkutane Ablation, d.h. die thermische Zerstörung einer Läsion ohne Öffnung des Körpers, kann als minimalinvasive Variante zur Behandlung von Tumoren eingesetzt werden. Diese Technik ist bis zu einem gewissen Ausmass der Läsion wirksam. Ab 4 bis 5 cm wird die vollständige Entfernung schwierig.
Die Behandlung ist für den Patienten nicht schmerzhaft. Die hervorragende Zusammenarbeit mit unseren Kollegen der Anästhesie und die technologischen Entwicklungen in ihrer eigenen Disziplin, insbesondere die Jet-Ventilation, die es uns ermöglicht, die mit der Atmung verbundenen Bewegungen zu vermeiden, erlauben es uns, schwer zugängliche Läsionen zu behandeln. Wie bei dem Eingriff, für den wir ausgezeichnet wurden.
Welches sind die Vorteile für den Patienten?
Vor allem die erhöhte Sicherheit während der Operation. Dank des CAS-ONE-IR-Systems können mehrere Läsionen innerhalb eines Eingriffs behandelt werden. Dafür ist nur eine Anästhesie nötig. Ausserdem können wir Läsionen und Tumore, die weniger als ein Zentimeter gross sind, entfernen. Die Erholungszeit für eine unter Ultraschallkontrolle oder mit CAS-ONE IR durchgeführte Ablation ist identisch. Man muss mit zwei Nächten im Spital rechnen.
CAS-ONE IR ein computergestütztes Navigationssystem, das die Orientierung und Positionierung einer Radiologiekanüle zur Durchführung einer diagnostischen Biopsie oder Entfernung eines Tumors ermöglicht. Der Tumor wird durch elektromagnetische Schwingungen nach dem Prinzip einer Mikrowelle von innen zerstört. Das zerstörte Gewebe wird anschliessend auf natürliche Weise vom Körper zersetzt.
Vorteile
Höhere Genauigkeit, Zuverlässigkeit, Zugänglichkeit und Sicherheit im Vergleich zur Ultraschallnavigation. CAS-ONE IR ermöglicht die Behandlung von Tumoren mit einer Grösse von weniger als einem Zentimeter in schwer zugänglichen Bereichen, ohne angrenzendes Gewebe und Gefässe zu schädigen.
Die Operation findet in der Regel unter Vollnarkose statt und dauert rund eine Stunde. „Es dauert etwa fünf Minuten, um die Kanüle zu positionieren, und zwischen vier und sechs Minuten, um die Läsion zu verbrennen”, erklärt Dr. med. Tappero.