Stimmen aus dem Spital: „Eine unbekannte Facette der Physiotherapie”

Das freiburger spital rüstet sich für die Folgen der Coronavirus-Epidemie. Doch was geschieht hinter den Kulissen und wie erlebt das Spitalpersonal diese intensive Zeit? HFR-Mitarbeitende berichten täglich in der Chronik von La Liberté. Coline Brebeck, Physiotherapeutin.

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Coline Brebeck, Physiotherapeutin

Coline Brebeck, Physiotherapeutin

 „Ich arbeite in der Intensivpflege des HFR und habe mich zu 100 Prozent für die Abteilung zur Verfügung gestellt. Das ist eine unbekannte Facette der Physiotherapie. Ich und meine Kollegen von der Physio- und Ergotherapie mussten unseren Personalbestand verdoppeln oder gar verdreifachen, damit wir die Anwesenheit von 8 bis 22 Uhr gewährleisten können. Wir behandelnd intubierte Patienten mit COVID-19, die aus medizinischer Sicht stabil sind. Einige beginnen, die Augen zu öffnen und sich zu bewegen. Sie haben oft sehr viel Sekret in den Lungen. Kurz gesagt übe ich beim Ausatmen Druck auf ihre Brust und ihren Bauch aus, um die Ausatmung zu modulieren. Damit wird eine Art Husten simuliert. Ausserdem ändern wir die Position der Patienten, um ihnen zu helfen, ihre Lunge besser zu belüften.

Ich betreue auch extubierte Patienten. Diese sind sehr geschwächt und können sich oftmals nicht alleine bewegen. Sich auf den Bettrand zu setzen ist eine ungeheure Anstrengung für sie. Man muss sie häufig stützen, das ist auch für mich körperlich anstrengend. Sie müssen alles wieder erlernen, angefangen beim Schlucken, um zu verhindern, dass Speichel oder Nahrung in die Lungen gelangt. Wir arbeiten ausserdem an der Stärkung der Beine und Arme durch verschiedene Positionen und Übungen.

Alle diese Aufgaben führte ich bereits vor der Pandemie für intubierte Patienten durch. Allerdings musste ich die Betreuung der ambulanten Patienten sowie meine Tätigkeit als freischaffende Physiotherapeutin einstellen. Ich weiss nie, welchen Wochentag wir haben, und das Wochenende existiert nicht mehr, denn ich arbeite einige Tage lang durchgehend und habe dann ein paar Tage frei. Ich komme gerne ans HFR, denn ich sehe die positive Entwicklung der Patienten.
Soweit wir wissen, wurden meine Kollegen und ich nicht infiziert, obwohl wir in engem Kontakt mit den Patienten stehen. Wir sind gut geschützt mit Maske, Schürze, Handschuhe, Schutzbrille und Schutzhaube. Es ist ganz schön heiss unter der Schürze, ein bisschen wie in einem Hammam. Danach hat man das Gefühl, als wäre man vier Stunden in Charmey gewesen! ”

Lise-Marie Piller

La Liberté (17.04.2020)