Stimmen aus dem Spital: „Es gab eine Miniepidemie”

Das freiburger spital rüstet sich für die Folgen der Coronavirus-Epidemie. Doch was geschieht hinter den Kulissen und wie erlebt das Spitalpersonal diese intensive Zeit? HFR-Mitarbeitende berichten täglich in der Chronik von La Liberté. Marie-Eve Müller, Oberärztin der Inneren Medizin und der Palliative Care, HFR Meyriez-Murten.

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Marie-Eve Müller, Oberärztin der Inneren Medizin und der Palliative Care, HFR Meyriez-Murten

Marie-Eve Müller, Oberärztin der Inneren Medizin und der Palliative Care, HFR Meyriez-Murten

„Am HFR Meyriez-Murten war die Situation in den letzten Wochen aussergewöhnlich. Auf unserem Stockwerk haben wir auf begrenztem Raum 28 Betten für die kardiovaskuläre Rehabilitation, die Palliative Care und die Innere Medizin. Und plötzlich nahmen wir Covid-Patienten auf. Wir mussten also vier verschiedene Arten von Patienten mit sehr unterschiedlichen Bedürfnissen betreuen.

In der kardiovaskulären Rehabilitation unterstützen wir Personen bei der Wiederaufnahme ihres Alltags. Sie konzentrieren sich darauf, wieder in Form zu kommen, und machen Physiotherapie. In einer anderen Station erhielten Patienten am Lebensende keine Besucher mehr, eine schwierige Situation. Einige hatten Angst, während andere, erschöpft von ihrer Erkrankung, nicht viel davon mitbekommen haben, was im Rest des Spitals und in Sachen Pandemie geschieht.

Die Covid-Patienten werden isoliert. Sie benötigen eine engmaschige Betreuung. Derzeit haben wir keine Patienten mehr, die am Virus erkrankt sind. Der letzte Patient wurde vergangenen Freitag aus dem Spital entlassen. Aber Anfang April waren wir beunruhigt, da die Fallzahlen immer weiter anstiegen. Im Stockwerk unter uns, in der Neurorehabilitation, gab es eine Miniepidemie mit sechs infizierten Patienten. Die Aufnahme neuer Patienten musste daher ausgesetzt werden. Auch unter den Pflegenden gab es einige Fälle. Wir haben das Schlimmste befürchtet, aber langsam hat sich alles beruhigt. Wir waren nicht überlastet und benötigten keine Verstärkung von aussen, abgesehen vom Zivilschutz, der den Spitaleingang überwacht.

Am HFR Meyriez-Murten haben wir uns nie im Stich gelassen gefühlt, denn wir hatten immer eine gute Organisation hinter uns. Auch wenn die Weisungen häufig ändern, sind sie immer klar. Wir nehmen übrigens jeden Morgen an einer Lagebesprechung per Videokonferenz teil.

Nun ist Ruhe eingekehrt und wir nehmen unsere gewohnten Tätigkeiten wieder auf.”

Magalie Goumaz

La Liberté (21.04.2020)