Stimmen aus dem Spital: „Ich bin mittendrin”

Das freiburger spital rüstet sich für die Folgen der Coronavirus-Epidemie. Doch was geschieht hinter den Kulissen und wie erlebt das Spitalpersonal diese intensive Zeit? HFR-Mitarbeitende berichten täglich in der Chronik von La Liberté. Martine Saramon, Leitende Pflegefachfrau der Abteilung Spitalhygiene des HFR.

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Martine Saramon, Leitende Pflegefachfrau der Abteilung Spitalhygiene des HFR

Martine Saramon, Leitende Pflegefachfrau der Abteilung Spitalhygiene des HFR

„Ich arbeite seit 20 Jahren für das HFR und bin Leitende Pflegefachfrau der Abteilung Spitalhygiene, zu der zwei Infektiologen zu 5 Prozent und vier Pflegefachpersonen im Vollzeitpensum gehören. Man kann sagen, dass ich in der aktuellen Krise mittendrin stehe. Das bedeutet viel Adrenalin und Stress, aber auch das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun.

Dass die Menschen um 21 Uhr applaudieren, rührt mich, aber ich fühle mich nicht als Heldin, ich mache einfach meine Arbeit. Unsere Aufgabe ist es, Infektionen zu verhindern oder wenn möglich zu kontrollieren, indem wir wirksame Schutzmassnahmen für die Mitarbeitenden herausgeben.

Als wir sahen, wie das Coronavirus in Europa ankam, haben wir doppelt so hart gearbeitet. Wir haben uns beim Bundesamt für Gesundheit und bei Experten informiert, um das Virus zu identifizieren, seine Verbreitung zu verstehen und Massnahmen zum Schutz der Mitarbeitenden und Patienten festzulegen. Jetzt hat sich unsere Tätigkeit wieder normalisiert, aber wir kümmern uns weiter um die Bewältigung der Pandemie innerhalb des Spitals. Wir mussten fast alle anderen Aufgaben, wie die Überwachung von Wundinfektionen nach Operationen oder die Weiterbildung, zurückstellen.

Ein typischer Tagesablauf? Es kann sein, dass ich sehr früh in der Notaufnahme beginne, wo ich den Ärzten zeige, wie die Schutzausrüstung angelegt wird. Danach höre ich die Lagebesprechung des Krisenstabs, bevor ich mit meinem Team die Prioritäten festlege. Diese bestehen hauptsächlich darin, Mitarbeitende zu treffen, die COVID-Patienten betreuen. Dabei stellen wir sicher, dass die Massnahmen befolgt werden. Wir haben bereits Vorbereitungen auf Epidemien wie H1N1 oder Ebola erlebt, aber dies ist das erste Mal, dass eine Pandemie uns so direkt betrifft. Um Druck abzubauen, ziehen wir jeden Tag Bilanz, und da gibt es alles: von Tränen über Geschrei bis zu ausgelassenem Lachen.”

Lise-Marie Piller

La Liberté (15.04.2020)