Stimmen aus dem Spital: «Teamgeist wie damals im Regiment 7»
Das freiburger spital rüstet sich für die Folgen der Coronavirus-Epidemie. Doch was geschieht hinter den Kulissen und wie erlebt das Spitalpersonal diese intensive Zeit? HFR-Mitarbeitende berichten täglich in der Chronik von La Liberté. Antoine Meyer, Leitender Arzt Chirurgie:
«In der Chirurgie wurden alle nicht dringenden Eingriffe bis Ende April abgesagt. Wir haben alle Betroffenen angerufen, um sie entsprechend zu informieren, und niemand hat sich darüber aufgeregt. Ich würde sogar sagen, alle waren froh, im Moment nicht ins Spital zu müssen. Eine Gallenblasenoperation kann warten und zwischenzeitlich zum Beispiel mit Antibiotika behandelt werden. Andere Eingriffe hingegen müssen durchgeführt werden, zum Beispiel bei Krebserkrankungen. Aus medizinischer und ethischer Sicht ist es sehr wichtig, dass die Therapie wie geplant fortgesetzt wird, etwa um zu verhindern, dass ein Tumor Metastasen bildet. Dasselbe gilt für die Gefässchirurgie. Diese Patientinnen und Patienten haben Anrecht auf die gleichen Chancen, auf den gleichen Stellenwert im Pflegesystem wie Personen, die am Coronavirus erkrankt sind. Wir vergessen sie nicht.
Die Reorganisation der Spitalstruktur wird uns, zusammen mit der Unterstützung durch die privaten Kliniken und Ärzte, erlauben, auf genau diesen beiden Schienen zu fahren: Pandemie einerseits, prioritäre Spitalaktivitäten andererseits. In der Chirurgie findet eine erste Triage in der Permanence statt, mit Ausnahme der lebensbedrohlichen Fälle. Die leichteren Fälle werden im Daler-Spital operiert, mit Unterstützung des HFR, die übrigen hier in Freiburg, wo vier bis fünf Operationssäle geöffnet sind. Zum Beispiel haben wir soeben eine Magenentfernung vorgenommen, die wegen einer Krebserkrankung notwendig geworden war. Nach zwei bis drei Tagen im Daler-Spital werden die Patientinnen und Patienten dann an die Standorte Riaz oder Tafers verlegt und dort weiterversorgt.
Wir haben gerade zwei Wochen lang intensiv am Aufbau dieser Organisation gearbeitet. Aber Freiburg ist klein, man kennt sich, hat zusammen studiert oder gearbeitet. Das vereinfacht vieles und das ist heute unsere Stärke. Der Teamgeist ist vergleichbar mit jenem im damaligen Regiment 7 der Armee.
Auch die Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte ziehen am gleichen Strick. Jeden Tag bekomme ich eine aktualisierte Liste der Personen, die bereit sind, ein Team zu verstärken. Alle Ferien sind gestrichen worden, Arbeitszeiten wurden geändert – doch ich habe noch niemanden gehört, der sich darüber beklagt hätte.»
Magalie Goumaz
La Liberté (30.03.2020)