«All das hier wird mir fehlen!»

Nicole Prélaz, medizinische Sekretärin in der kardiovaskulären und pulmonalen Rehabilitation am HFR Riaz, begann ihre berufliche Laufbahn im Regionalspital Billens. «Was für ein langes und schönes Abenteuer», erzählt sie uns wenige Tage vor ihrer Pensionierung und ist dabei merklich gerührt.

Bereits zu Beginn unseres Gesprächs ist sie den Tränen nahe. Ihre Arbeitskolleginnen haben sie soeben mit einem Kuchen zu ihrem Geburtstag überrascht, den sie tags zuvor gefeiert hatte. Ob das wohl schon ein Vorgeschmack ist auf ihren letzten Arbeitstag, der am 26. Juli ansteht? «Eigentlich wollte ich mein Abschiedsapéro organisieren, aber sie sagten mir: ‹Nicole, das steht schon! Wir haben uns um alles gekümmert!› Die sind einfach unglaublich ...»

Auf die Höhepunkte ihrer Karriere angesprochen, nennt sie denn auch als Erstes ihre Kolleginnen Sonya, Chantal, Vanessa und Aline. «Wir sind fünf medizinische Sekretärinnen bei uns im Grossraumbüro, ein wirklich eingespieltes Team. Wir helfen uns und ergänzen uns gegenseitig. Ich komme gerne zur Arbeit! Aber nun ist es wirklich an der Zeit. Und auch wenn ich mich noch topfit fühle, spüre ich doch langsam all die Jahre, die ich auf dem Buckel habe», meint sie und lacht herzlich, wie so oft.

Anfang der 1980er-Jahre beginnt sie ihre berufliche Laufbahn im Regionalspital Billens, wo sie das erste medizinische Sekretariat aufbaut. «Zusammen mit Dr. med. Francis Rime haben wir auch die ersten Assistenzärzte angestellt.» Später kehrt sie dem Spitalwesen für eine Weile den Rücken zu, arbeitet in Arztpraxen und ist dann in der Gemeinde Rue als Kassiererin tätig. 2001 kehrt Nicole nach Billens zurück, das zusammen mit Riaz und Châtel-St-Denis (wohin sie später versetzt wurde) zum Hôpital du Sud fribourgeois geworden war.

Emotionale Achterbahn
In Châtel-St-Denis durchlebt sie eine der prägendsten Phasen ihrer Karriere. «Im letzten Jahr seines Bestehens gehörte der Standort zum freiburger spital (HFR) und beherbergte lediglich noch die Palliative Care. Das war unglaublich und wirklich intensiv. Man verbrachte den ganzen Tag zusammen, das ganze Personal und die Patientinnen und Patienten, man ass zusammen und tauschte sich aus. Es war eine emotionale Achterbahn. Doch es ist erstaunlich, wie viel Positives und wie viel Gelassenheit diese Menschen, von denen viele an ihrem Lebensende angelangt waren, uns mitgegeben haben.»

Nach der Schliessung des Standorts Châtel-St-Denis wird Nicole zur Nomadin und macht, in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. med. Marc-Antoine Krieg und seiner Ehefrau Caroline, an Bord des Lasters «Os’Car» Knochendichtemessungen. «Nach dem Tod von Prof. Dr. med. Krieg kehrte ich zu Eliane (Clerc, Leitende medizinische Sekretärin) und hierher nach Riaz zurück. Ich ging dorthin, wo man mich brauchte. Und dann habe ich mich bei Dr. med. Vona, Leiterin Kardiovaskuläre Rehabilitation am HFR Billens, auf die offene Stelle beworben. Bis dahin hatte ich nie ein Vorstellungsgespräch führen müssen. Vor vierzig Jahren suchten wir uns unseren Chef aus, nicht umgekehrt! Und ich war grottenschlecht, das muss man wirklich sagen! Ich konnte mich selber nicht gut verkaufen, zum Glück kannte Eliane mich und konnte ein gutes Wort für mich einlegen!» Nicole nutzt die Gelegenheit, um Eliane Clerc ihre Dankbarkeit auszudrücken «für ihr offenes Ohr, ihre Unterstützung.» Und fährt fort: «Und mein Dank geht auch an alle, mit denen ich zusammengearbeitet habe!»

Eine neue Herausforderung
Als das HFR Billens im April 2022 seine Tore schliesst, wird Nicole ans HFR Riaz versetzt. Ihre Kolleginnen hätten schon etwas gezittert bei ihrer Ankunft: «Du kannst uns nicht auch noch Riaz schliessen, haben sie mir gesagt! Ich hatte ja zwei Standortschliessungen hinter mir. Da konnte ich sie beruhigen, immerhin war ich ja jetzt auf der Zielgeraden ... Ach, was werden die mir fehlen!»

Was wird sie nicht vermissen? Sie überlegt lange. «Das Aufstehen am Morgen! Ansonsten ... ich weiss nicht. All das hier wird mir fehlen! Auch wenn natürlich nicht alles rosig war und ich manchmal das Bedürfnis hatte, zwei, drei Personen zu erwürgen!» Der Ruhestand wird nun eine neue Herausforderung. Auch für ihren Mann: «Der fürchtet sich davor, dass ich alles aufmische! Er ist bereits seit drei Jahren pensioniert und hat sich in seinem eigenen, eher beschaulichen Leben eingerichtet. Ich werde etwas mehr Action brauchen!» Nach dem einmonatigen Urlaub, der sie ab dem 30. Juli nach Cape d’Agde führt, hat sie sich deshalb einiges vorgenommen: Schwimmen, Radfahren, Fitness, Pilates, Freiwilligenarbeit, gutes Essen, Aufführungen, Ausstellungen, Familie, Enkelbespassung, Freundinnen ... Wir wünschen ihr von Herzen alles Gute für dieses neue Kapitel!