Männer im Teilzeitpensum
31 Prozent der Männer am HFR arbeiten Teilzeit – und es werden immer mehr. Der Grund dafür ist der gleiche wie bei den Frauen: Das Bedürfnis nach mehr Zeit für die Familie.
«Im August 2021 bin ich zum ersten Mal Vater geworden. Es war mir sehr wichtig, Zeit für meine Familie zu haben. Beim Vorstellungsgespräch für meine heutige Stelle am HFR habe ich gesagt, dass ich Teilzeit arbeiten möchte. Zum Glück wurde mein Wunsch gehört und es wurde alles für meinen Stellenantritt am 1. Januar 2022 in die Wege geleitet.» Fabio Poroes ist Assistenzarzt in der Radiologie. Er gehört zu den 31 Prozent der männlichen Angestellten des HFR, die im Teilzeitpensum arbeiten.
Eine Entwicklung, die in den letzten Jahren zugenommen hat (siehe Tabelle). «Die Zunahme lässt sich durch mehrere Faktoren erklären», sagt Corinne Cota, stellvertretende Direktorin Personal. «Allen voran die Vaterschaft. Viele Väter wollen sich voll ins Familienleben einbringen und mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen.»
Auch ein allgemeineres Phänomen spielt eine Rolle: «Das Konzept der Work-Life-Balance, also dem Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben, existiert seit mehreren Jahren, hat aber durch die Pandemie weiter an Bedeutung gewonnen», erklärt Corinne Cota. «Auch die körperliche und psychische Belastung, die mit bestimmten Stellen am HFR einhergeht, bringt die Männer dazu, ihr Pensum zu überdenken. Schliesslich reduzieren auch einige ältere Mitarbeiter ihre Arbeitszeit, um die Möglichkeit einer vorzeitigen Teilpensionierung zu nutzen.»
Und es funktioniert!
Unregelmässige Arbeitszeiten, komplexe Dienstplanung, Ärzte- und Pflegepersonalmangel ... Das Spitalwesen steht unter hohem Druck. Wird die Situation durch die zunehmende Teilzeitarbeit bei den Männern, die bei den Frauen schon seit vielen Jahren gang und gäbe ist, so nicht zusätzlich verschärft? «Nein. Wir stellen fest, dass Teilzeitarbeit mehr Flexibilität bietet. Das ermöglicht wiederum mehr Agilität im Hinblick auf unregelmässige Arbeitszeiten. Ausserdem sind wir im Gesundheitswesen an die komplexe Dienstplanung gewohnt», führt Corinne Cota weiter aus. «Arbeitgeber, die Teilzeit anbieten, sind attraktiver und haben damit angesichts des Personalmangels einen Vorteil. Ausserdem können wir so unsere Mitarbeitenden längerfristig an uns binden.»
Das bestätigt auch Fabio Poroes: «Die Radiologie eignet sich gut für Teilzeitarbeit, vielleicht besser als andere medizinische Fachgebiete. Wir betreuen die Patientinnen und Patienten nicht während einer ganzen Wochen, sondern führen punktuelle Untersuchungen durch. Das Arbeitspensum hat also keinen Einfluss auf die Patientinnen und Patienten. Was die Planung betrifft, so werden unsere Arbeitszeiten im Voraus festgelegt. In manchen Wochen arbeite ich 100 Prozent, in anderen 60 Prozent. Da braucht es eine gute Organisation, insbesondere im Privatleben, aber es klappt sehr gut. Es ist wichtig, dass den Ärzten und insbesondere den Assistenzärzten bewusst wird, dass Teilzeitarbeit möglich ist, wenn man es möchte.»
Das Ende eines Tabus
Lange herrschte die Vorstellung, dass ein Arzt immer Vollzeit arbeitet – insbesondere bei Männern. Gemäss Corinne Cota hat aber ein Umdenken stattgefunden. «Das Tabu gehört der Vergangenheit an. Ich denke, dass die Teilzeitarbeit der Frauen den Weg bereitet hat. Am HFR sind wir seit Langem offen dafür. Die Teilzeitarbeit für Männer beginnt mit dem Teilen von Verantwortung. So ist Jobsharing in den letzten Jahren immer häufiger geworden.»
Das HFR fördert diese Praxis, denn alle zu 100 Prozent ausgeschriebenen Stellen im medizinischen und pflegerischen Bereich sind auch im 80-Prozent-Pensum möglich. Die Berechnung der Arbeitszeit über das gesamte Jahr ermöglicht ausserdem eine grössere Flexibilität für Teilzeitarbeitende. Um den reibungslosen Spitalbetrieb zu gewährleisten gelten aber bestimmte Regeln: «Das Teilzeitpensum kann nicht fix eingeteilt werden. Ausserdem müssen die Mitarbeitenden an Weiterbildungen teilnehmen, um ihre Kenntnisse auf dem Stand ihrer Kollegen im Vollzeitpensum zu halten», erklärt Corinne Cota.
Sie geht denn auch davon aus, dass der Trend anhalten wird. Fabio Poroes, der kürzlich zum zweiten Mal Vater wurde, möchte nicht mehr auf sein Teilzeitpensum verzichten: «Es bietet mir grosse Flexibilität. So kann ich insbesondere die Kinder in die Kita bringen und abholen. Wenn sie grösser sind, erhöhe ich vielleicht wieder auf 100 Prozent, aber im Moment ist das noch kein Thema.»