Von der Pflege bis in die Direktion: Frauen im Gesundheitswesen

Wer an Frauen im Gesundheitswesen denkt, hat wahrscheinlich als Erstes das Bild einer Pflegerin im Kopf. Aber wussten Sie, dass Frauen mehr als 70 Prozent des Personals des HFR ausmachen, und zwar über alle Direktionen hinweg?

Es ist tatsächlich so, dass Frauen im Bereich der Pflege schon immer in der Überzahl waren und dies auch heute noch der Fall ist. Derzeit sind 83 Prozent des Personals der Pflegedirektion weiblich. Aber auch in den anderen Direktionen sind die Frauen den Männern zahlenmässig überlegen: im Personalwesen, in der Logistik, in der Direktion Informationssysteme oder in der Medizinischen Direktion. Gerade bei den medizinischen Berufen war die Feminisierung in den letzten Jahren am stärksten ausgeprägt, und zwar nicht nur am HFR.

Die Laufbahnen sind vielfältig: Die Chefärztinnen Dr. med. Audrey Boll, Dr. med. Anne-Catherine Barras-Moret und Prof. Dr. med. Harriet Thöny berichten, wie sie „weil sich die Gelegenheit geboten hat“, „ein bisschen durch Zufall und Glück“ oder „um sich der Herausforderung zu stellen“ zu ihrem Beruf gefunden haben. Das medizinische Fachgebiet, das Spital, aber auch private Lebensumstände spielen in jeder Phase der Karriere eine Rolle. „Das spürt man vor allem am Ende des Studiums, wenn es zum Beispiel darum geht, im Ausland Forschung zu betreiben. Für einen Mann ist es einfacher, Frau und Kinder mitzunehmen als umgekehrt“, sagt Anne-Catherine Barras -Moret, stellvertretende Chefärztin der Allgemeinen Inneren Medizin. Audrey Boll, Chefärztin der Permanence am HFR Meyriez-Murten, stimmt ihr zu: „Ich wollte eigentlich in die Intensivpflege, aber das lässt sich unmöglich mit der Familie vereinbaren.“

 

 

Den Weg ebnen
Die beiden Frauen sind sich völlig einig, wenn es um die Unterstützung durch ihr Umfeld geht: „Ohne sie hätte ich dieses Mass an Verantwortung nicht erreichen und übernehmen können.“ Und Audrey Boll fügt hinzu: „Es ist nicht nur eine Frage des Arbeitgebers, sondern vielmehr ein gesellschaftliches Phänomen.“ Das betrifft beispielsweise die Kita-Öffnungszeiten, die oft nicht mit den Arbeitszeiten der medizinischen und pflegerischen Fachkräfte vereinbar sind. „Es ist eine Herausforderung“, bezeugt Anne-Catherine Barras-Moret, die als eine der ersten Kaderärztinnen der Inneren Medizin Teilzeit arbeitet. „Aber wenn ich vor Studentinnen und Studenten stehe, bin ich stolz darauf, ihnen zu zeigen, dass es für Frauen möglich ist, in diese Positionen zu gelangen.“

Dieses Gefühl des Stolzes teilt auch Harriet Thöny, Chefärztin der Radiologie. Die gebürtige Liechtensteinerin wusste bereits mit fünf Jahren, dass sie Medizin studieren würde. Wie ergeht es ihr als Frau in einem technischen Bereich? „Herausforderungen spornen mich an und motivieren mich!“ Jeder Schritt in ihrer Karriere, den sie als Hindernis hätte auffassen können, bewirkte genau das Gegenteil. So spezialisierte sie sich auf die Radiologie und wurde zu einer weltweit anerkannten Referenz in ihrem Bereich, während sie parallel dazu eine akademische Laufbahn einschlug. „Mir ging es nie darum, es besser als andere zu machen. Ich habe es für mich selbst getan.“ Die Spezialistin für Prostatakrebs, die sich selbst als direkt und gradlinig beschreibt, lässt sich nichts vorschreiben: „Man muss sich nicht an die von Männern aufgestellten Regeln halten, um erfolgreich zu sein.“

Unterschiede, die sich gegenseitig ergänzen
Diese Meinung teilen auch ihre Kolleginnen Audrey Boll und Anne-Catherine Barras-Moret: „Frauen ticken als Führungskräfte anders und das ist gut so, es bietet andere Sichtweisen und Vorgehensweisen.“ Diese Unterschiede zu den Männern sind aber kein Hindernis für die Zusammenarbeit. Im Gegenteil, denn die Ziele bleiben dieselben: die optimale Versorgung und das Wohlergehen der Patientinnen und Patienten. So haben die Frauen schon viel erreicht, aber auch für die Männer ist die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben ein Thema und viele möchten zunehmend Teilzeit arbeiten. Hierzu zitiert Harriet Thöny ihr Lebensmotto: „Aspire to inspire before you expire!

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