Mein Leben zwischen Sterilisation und Operationstrakt

Als chirurgisches Instrument bin ich bei jeder Operation mit dabei. Ich bin Teil der orthopädischen Grossfamilie. Hier in der Sterilisation erhalte ich eine ganz besondere Behandlung, damit ich meine Arbeit im Operationssaal zuverlässig verrichten kann. Begleiten Sie mich auf meiner Reise!

Mein Zuhause ist die sterile Zone im Operationstrakt. Sobald die Chirurgin oder der Chirurg mich braucht, verlasse ich mein Regal, um zu assistieren. Ist meine Aufgabe erfüllt, werde ich in einen geschlossenen Behälter auf einen Rollwagen gelegt und meine Reise beginnt. Den ersten Zwischenhalt mache ich in der Waschzone.

70 Minuten Tiefenreinigung in der Waschzone
Sobald ich in diesem Bereich eintreffe, der auch Schmutzzone genannt wird, kümmern sich zertifizierte technische Sterilisationsassistentinnen und -assistenten (STE) um mich und gönnen mir ein 15-minütiges Vollbad. Man nennt das auch Vordesinfektion. Dann werde ich mit Wasser abgespült und für etwa 70 Minuten in eine Art Waschmaschine, das Reinigungs-/Desinfektionsgerät (RDG), gesteckt. Einige meiner Cousins hingegen kommen zuerst in ein Ultraschallgerät. In dieser Maschine werde ich gewaschen, durch Hitze desinfiziert und getrocknet. Wenn ich hier rauskomme, wurde bereits ein Grossteil der Keime und der Mikroorganismen abgetötet.

In diesem Bereich kontrollieren und sortieren die Mitarbeitenden der Sterilisationsabteilung zudem das Material, das aus dem Operationssaal zurückkommt: Ist es beschädigt, gibt es abgebrochene Teile, enthält es noch Einwegmaterialien, Nadeln oder biologische Rückstände?

 

 

Auf Herz und Nieren geprüft in der Aufbereitungszone
Meine Reise führt mich weiter in die Aufbereitungszone, auch Reinraumzone genannt. Hier inspizieren mich die STE, testen die Schärfe der Klingen und ölen die Zangengelenke. Sie kontrollieren auch, dass mir nichts fehlt, und verpacken mich schliesslich sorgfältig. Einige meiner Cousins werden in Aluminiumbehälter gesteckt, andere in Beutel verpackt.

Sobald ich verpackt bin, werde ich in einen Sterilisator gelegt, der auch noch die letzten Mikroorganismen abtötet. Dort bleibe ich etwa anderthalb Stunden und trotze Druck, Dampf und Hitze.

Noch einmal 18 Minuten in den Sterilisator – geschafft
In der Verteilzone, auch sterile Zone genannt, komme ich schliesslich völlig sauber aus dem Sterilisator, auch Autoklav genannt. Auch hier stellen die STE noch einmal sicher, dass ich 18 Minuten lang bei einer Temperatur von 134° C und bei einem Druck von 3,2 bar (das entspricht etwa dem Druck eines Autoreifens) sterilisiert werde.

Danach kühle ich in Ruhe ab, bevor es zurück nach Hause auf mein Regal geht. Jede Etappe meiner Reise wird dokumentiert und ist dank meinem ganz persönlichen Strichcode rückverfolgbar. Jetzt bin ich bereit für meine nächste Mission.

73’075: Medizinprodukte werden jedes Jahr sterilisiert. Das entspricht rund 200 Sterilisationsbehältern pro Tag.

Das Herzstück des Spitals

Die Zentralsterilisation, die verunreinigte Medizinprodukte entgegennimmt und sie sterilisiert zurück in Umlauf bringt, ist das Herzstück eines jeden Spitals. Sie befindet sich idealerweise in unmittelbarer Nähe zu den Operationssälen und ist nur über die Umkleidekabinen des Operationstrakts in entsprechender Kleidung betretbar. Die Zentralsterilisation ist nach einem Einbahnsystem konzipiert: Sie verfügt über einen eigenen Gang für verunreinigtes Material und einen weiteren für die Verteilung von sterilen Medizinprodukten. So kann eine Kreuzkontamination verhindert werden.

Die Sterilisation als zentrales Element im Spitalalltag

Am Anfang der Kette der Infektionsprävention steht die Wiederaufbereitung von Medizinprodukten. Darunter fallen etwa Retraktoren, Scheren, Skalpelle, Zangen, Endoskope oder Küretten. Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die sorgfältig ausgeführt werden muss. Die technischen Sterilisationsassistentinnen und -assistenten (STE) nehmen regelmässig an internen und externen Fortbildungen zur Wiederaufbereitung von Medizinprodukten teil. Seit 2018 gibt es übrigens eine dreijährige Lehre zur Medizinproduktetechnologin oder zum Medizinproduktetechnologen.

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