Ausgebildet fürs Operieren und Managen

Der Wechsel von einem Eingriff im Operationssaal zur Teamleitung oder zur Entwicklung neuer Ideen für die Klinik für orthopädische Chirurgie ist für Dr. med. Angela Seidel kein Problem, hat sie doch kürzlich einen EMBA in Medical Management erworben.

„Bei dieser Zusatzausbildung für Ärztinnen und Ärzte erwirbt man unter anderem Management-Kenntnisse“, erklärt Dr. med. Angela Seidel, Leitende Ärztin in der von Prof. Dr. med. Moritz Tannast geleiteten Klinik für orthopädische Chirurgie und Traumatologie. Das Programm der zweijährigen Weiterbildung umfasst etwa das DRG-System (siehe Kasten), die ambulante Versorgung, die Funktionsweise von privaten und öffentlichen Spitälern sowie von Arztpraxen.

„Manchmal sprechen wir Ärztinnen und Ärzte mit der Administration vom Gleichen, ohne einander zu verstehen“, hat Angela Seidel beobachtet. „Dieser Master ermöglicht uns, Analysen gezielter durchzuführen, um Verbesserungen zu erreichen, indem wir unsere Ressourcen bündeln.“

Als Beispiel nennt sie ihre Masterarbeit, in der sie sich mit Hüftprothesen befasste. „Wir stützten uns ursprünglich ausschliesslich auf die DRG. Aber durch die Ausweitung der Analyse auf die verschiedenen Eingriffsarten konnten wir die Effizienz verbessern, je nachdem, ob es sich um die Implantation einer Prothese, um eine Revision oder um eine Fraktur handelte.“

Dasselbe gilt für Knöcheloperationen, das bevorzugte Fachgebiet der Spezialistin. „Wir haben gemerkt, dass Physiotherapie vor der Operation den Patientinnen und Patienten ermöglichte, sich an die Krücken zu gewöhnen. Der stationäre Aufenthalt ist dann kürzer, weil die Bewegungen bereits bekannt sind.“ Solche Beobachtungen sind nur möglich, wenn man etwas Abstand vom operativen Alltag einnimmt. „Dank dem Master weiss ich jetzt, wie ich diese Situationen analysieren muss, an wen ich mich wenden kann und wie ich die Realität im Alltag an die Vorgesetzten weitergeben kann.“

Was sind DRG?

Der Begriff DRG steht für Diagnosis Related Groups. Dahinter versteckt sich die Tarifstruktur für Spitalaufenthalte. Dank dieses Systems wurden die Spitaltarife in der Schweiz vereinheitlicht. Seit der Einführung der DRG im Jahr 2012 gibt es Fallpauschalen nach Art der Leistungen – also abhängig von der Diagnose, den Untersuchungen und den vorgenommenen Behandlungen. Demnach sollte eine identische Leistung auch gleich vergütet werden, unabhängig davon, wo in der Schweiz sie erfolgt. Hingegen legt jeder Kanton den Basispreis (Baserate) selbst fest. Dieser wird dann mit dem Kostengewicht (cost weight) multipliziert. Das Kostengewicht entspricht dem Behandlungsaufwand (Diagnoseverfahren, medizinische Behandlung und Pflege) für eine bestimmte Patientengruppe.

Dr. med. Thierry Carrel, Mitglied des Verwaltungsrats des HFR, erklärt das System anhand eines konkreten Beispiels: „Die Implantation einer Hüftprothese sollte in der ganzen Schweiz etwa gleich viel kosten, mit einer Differenz von 5–10 Prozent (abhängig von den Baserates, die in jedem Kanton unterschiedlich sind). Der Endbetrag der Leistung ist leicht anders, je nachdem, ob die Patientin oder der Patient 65-jährig und bei bester Gesundheit ist oder ob sie oder er 80 Jahre alt ist und zahlreiche Zusatzdiagnosen wie Herzinsuffizienz, chronische Bronchitis oder Diabetes hat.“

Die Kehrseite der Medaille dieses Tarifsystems zeigt sich unter anderem in der Dauer der stationären Aufenthalte. „Das Problem ist, dass das DRG-System eine Fakturierung, also eine Einnahme, festlegt. Und bei dieser gibt es kaum Abweichungen, unabhängig davon, ob die Patientin oder der Patient nur eine oder ganze zwei Wochen im Spital liegt, auch wenn sie oder er nur aus sozialen Gründen länger bleibt.“

Die Ausführungen von Thierry Carrel finden Sie auch im Publikumsvortrag zur Strategie 2030 des HFR (Link: Unsere Strategie 2030 | freiburger spital (h-fr.ch)).

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