„Diese Pflege entspricht mir voll und ganz“

„Tief in meinem Innersten weiss ich, dass ich als Pflegefachfrau meine Bestimmung gefunden habe“: Das sagt Marie-Ange Scherly mit dem Herzen und dem Akzent einer Greyerzerin. Die Pflegefachfrau verlässt das HFR Ende Jahr nach 40 Jahren im Dienst, acht davon in der Palliative Care.

Neununddreissig Jahre sind es, um genau zu sein – eineinhalb Jahre in Freiburg, neunundzwanzigeinhalb Jahre in Riaz und acht in der Villa St. François. Ohne die AHV-Überbrückungsrente hätte sie sich denn auch nicht dieses Jahr pensionieren lassen, dafür liebt sie ihren Beruf zu sehr. In der Palliativpflege habe sie ihre Bestimmung gefunden, vertraut sie uns im kleinen Salon der Villa an, die Hände im Schoss, der Blick sanft. „Ich habe hier ein Pflegeverständnis gefunden, das meinen Werten entspricht und in dem sich der eigentliche Sinn der Pflege offenbart. Natürlich geht es auch hier um das Wohlbefinden des Patienten, aber auch um das, was ihm sonst noch wichtig ist.“ In der Palliative Care wird nicht mehr gepflegt, um zu heilen, sondern um Trost und Komfort zu spenden. Man nimmt sich Zeit.

Auch um das Umfeld des Patienten kümmere man sich, erklärt Marie-Ange. „Das Umfeld sind die Angehörigen, aber auch die Verwandten und die Haustiere – auch sie dürfen ihr Herrchen oder Frauchen besuchen. Erst kürzlich kam ein ganz und gar ungewöhnliches Tier zu Besuch!“ Sie kramt in der Handtasche nach ihrem Mobiltelefon und zeigt uns das Foto eines Pferdes! „Wir haben den Patienten im Bett ganz nahe ans Fenster geschoben, sodass er sein Tier sehen und streicheln konnte ... Alle hier im Team der Villa St. François achten darauf, was dem Patienten wichtig ist. Er gibt den Rhythmus vor, auch wenn dieser sich immer wieder unerwartet verändert.“

Prägend für Marie-Ange Scherly, die früher als Pflegefachfrau erst in der Inneren Medizin und danach in der Chirurgie in Riaz arbeitete, war die Begegnung mit dem Pionier der Palliativmedizin in der Schweiz, Dr. med. Charles-Henri Rapin, in seiner Abteilung am Universitätsspital Lausanne. „Seit damals wusste ich, dass ich eines Tages in der Palliativpflege arbeiten würde.“ Ab da wollte sie auch ihr Pensum erhöhen, sie, die damals niedrigprozentig arbeitete, um ihre vier Kinder aufzuziehen. Nun wird sie sich ihren Enkelkindern widmen. „Und ich werde mehr Zeit für das haben, was mir Kraft gibt: Spaziergänge in der Natur, im Wald und in meinen geliebten Winterlandschaften, ganz in der Nähe meines Wohnorts, bei der Berra.“ Auch ihre früheren Kolleginnen und Kollegen will sie zwischendurch treffen. „Sie haben mir so viel gegeben. In der Villa St. François arbeiten wunderbare Menschen. Ich bin sehr dankbar, dass ich mit ihnen arbeiten und einen Beruf ausüben durfte, den ich liebe.“