Kalender zu den Abstimmungen vom 9. Juni
Dieser Kalender räumt mit falschen Vorurteilen auf, die über die Abläufe und Aufgaben einer Notaufnahme vorherrschen. Erstellt wurde er von Fachleuten, die tagaus, tagein in der Notaufnahme arbeiten und all jene versorgen, die in die Notaufnahme gelangen. Ganz egal, ob es sich um einen lebensbedrohlichen Notfall handelt oder nicht. Der Kalender soll helfen, besser zu verstehen, wie eine solche Einrichtung funktioniert. Das ist mehr als wichtig im Hinblick auf den Urnengang vom 9. Juni, wo über die Initiative «Für eine bürgernahe 24-Stunden-Notfallversorgung in Spitälern» und den Gegenvorschlag des Staatsrats und des Grossen Rates entschieden wird.
Falsch! Unmittelbar lebensbedrohliche Notfälle (Herzstillstand, Ersticken, Herzinfarkt oder Lähmung) lassen keine Zeit zum Däumchen drehen, da zählt jede Sekunde! Dasselbe gilt auch für eine anstehende Geburt. Diese Notfälle können mehrere Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte beanspruchen, was die Wartezeit für weniger schwer erkrankte Patientinnen und Patienten (allgemeinmedizinische Konsultationen) erhöht.
Aber: Im Durchschnitt warten Patientinnen und Patienten in Freiburg nicht länger als zwei Stunden, bis sie von einer Ärztin oder einem Arzt untersucht werden. Das ist eine ziemliche Leistung für eine Abteilung, die jährlich 41 000 Patientinnen und Patienten betreut. Diese Wartezeiten sind natürlich Durchschnittswerte. Sie können sich erhöhen, wenn die Teams einen oder mehrere lebensbedrohliche Notfälle behandeln oder wenn eine oder einer der Ärztinnen und Ärzte bei Notfällen ausserhalb der Spitalmauern gebraucht wird (z. B. bei einem Verkehrsunfall). Das erklärt, warum der eine oder die andere länger warten muss in der Notaufnahme.
Fehlanzeige! Europaweit herrscht Ärztemangel, auch die Schweiz bleibt davon nicht verschont.
Die Notfallmedizin gehört nicht zu den beliebtesten Fachrichtungen, da sie mit gewissen Einschränkungen verbunden ist (Nacht- und Wochenendarbeit, Einsätze an Weihnachten, Neujahr usw.). Da der Kanton Freiburg nicht über genügend Notärztinnen und Notärzte verfügt, muss unsere Notaufnahme in anderen Kantonen (VS, BE, VD usw.) oder sogar im Ausland (Frankreich, Deutschland, Österreich, Mexiko usw.) rekrutieren. Es hat Jahre gedauert, um unser Team aufzubauen!
Falsch! Alle Patientinnen und Patienten werden nach ihrem Eintreffen in der Notaufnahme von einer Triage-Pflegefachperson evaluiert. Die Patientinnen und Patienten werden aufgrund des Schweregrads ihrer Erkrankung priorisiert, nicht aufgrund der Art ihrer Ankunft.
Als Beispiel: Ein Patient mit einer Knöchelverletzung, der per Heli oder Ambulanz in die Notaufnahme eingewiesen wird, hat keine Priorität gegenüber einem Patienten, der zu Fuss in die Notaufnahme gelangt und über Schmerzen in der Brust klagt.
Falsch! Der Reflex bei Schmerzen in der Brust sollte sein, die Notrufnummer 144 zu wählen. Die Rettungssanitäterinnen und -sanitäter sind in der Lage, die Diagnose Herzinfarkt bereits ausserhalb der Spitalmauern zu stellen. Die Patientin oder der Patient wird direkt in die Interventionelle Kardiologie des HFR Freiburg – Kantonsspitals transportiert und dort behandelt. Dadurch wird der Umweg über die Notaufnahme vermieden und wertvolle Zeit gewonnen. Das nennt man auch Behandlungspfad.
Nicht unbedingt! Obwohl in der Notaufnahme alles behandelt werden kann, müssen Sie sich gegebenenfalls gedulden, wenn unsere Teams für lebensbedrohliche Notfälle aufgeboten werden und Sie ein allgemeinmedizinisches Problem haben. Doch es gibt Alternativen: Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt, der ärztliche Bereitschaftsdienst, eine HFR-Permanence, die Medizinische Permanence Freiburg, MedHome usw. Der Staat Freiburg hat kürzlich in einer Informationskampagne darauf sensibilisiert. Link.
Falsch! In der Notaufnahme werden alle Patientinnen und Patienten ohne Diskriminierung behandelt, ganz unabhängig von Versicherung, Herkunft, gesprochener Sprache oder Geschlecht. Die Schwere der Erkrankung bestimmt die Priorität der Versorgung. Lebensbedrohliche Notfälle haben immer Vorrang!
Falsch. Wenn es sehr ernst ist, kommt das Spital gewissermassen zu Ihnen nach Hause: Das nennt man SMUR (Fahrzeug, das mit allem ausgestattet ist, was es für eine Reanimation braucht). Dieselben Ärztinnen und Ärzte, die in der Notaufnahme arbeiten, intervenieren im ganzen Kanton Freiburg. Vor Ort können sie Anästhesie- oder Reanimationsmassnahmen durchführen. Sie arbeiten eng mit den Teams der Rettungssanitäterinnen und -sanitäter zusammen. Eine Besonderheit in Freiburg: Sie alle sind erfahrene Kaderärztinnen und Kaderärzte.