Individuelle und ganzheitliche Behandlung von Lymphomen am HFR

Anlässlich des internationalen Welt-Lymphom-Tages erklärt Dr. med. Anna Efthymiou, Leitende Ärztin der Hämatologie, wie das freiburger spital (HFR) mit Krebserkrankungen des Immunsystems umgeht, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wie Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen auf ihrem Weg von der akuten Phase der Diagnose bis zur Rehabilitation von einem multidisziplinären Team begleitet werden. 

Der internationale Welt-Lymphom-Tag findet in diesem Jahr bereits zum zwanzigsten Mal statt. Er soll auf die emotionalen Auswirkungen aufmerksam machen, mit denen sich Patientinnen und Patienten und ihr Umfeld im Alltag konfrontiert sehen. Dazu gehören beispielsweise Angst, Depressionen, Sorge um ein Rezidiv oder um das Fortschreiten der Krebserkrankung. Dr. med. Anna Efthymiou und ihr Team setzen sich für einen offenen Dialog zwischen den Patientinnen und Patienten, ihren Angehörigen und den involvierten Pflegeteams ein, um all diesen Bedenken Raum zu geben und die emotionale Unterstützung zu optimieren.



Wie wichtig dieser Dialog ist, sehen Sie im nachfolgenden Erfahrungsbericht. Der junge HFR-Patient hatte ein Hodgkin-Lymphom und befindet sich nun in Remission. Im Video erfahren Sie mehr über Nicolas’ Weg, seine Herausforderungen und die Bedeutung menschlicher, aufrichtiger Unterstützung in allen Phasen der Erkrankung.

[Patientinnen und Patienten berichten]
So wichtig ist die Früherkennung

Lymphome sind Krebserkrankungen des Immunsystems. Das unterscheidet sie von den meisten anderen sogenannten soliden Krebsarten, die bestimmte Organe (Brust, Lunge, Dickdarm usw.) angreifen. Sie entwickeln sich aus den Zellen des Immunsystems (Lymphozyten) und können sich diffus über die Lymphknoten und weitere Teile des Immunsystems im Körper ausbreiten. Man unterscheidet zwei Hauptarten von Lymphomen: Hodgkin-Lymphome und Non-Hodgkin-Lymphome. Beide Arten weisen eine Vielzahl an Untertypen (insgesamt über 80) auf. Diese Unterscheidung hat einen direkten Einfluss auf die Betreuung und die Behandlung der Patientinnen und Patienten. 



Dr. med. Anna Efthymiou betont, dass Lymphome unbedingt möglichst frühzeitig behandelt werden sollten. Es ist also wichtig, sich untersuchen zu lassen. Mögliche Warnsignale sind geschwollene Lymphknoten am Hals, in den Achselhöhlen oder in der Leistengegend, starkes nächtliches Schwitzen, anhaltendes Fieber oder unerklärlichen Gewichtsverlust. Tritt eines oder mehrere dieser Symptome über einen Zeitraum von mehr als zwei Wochen auf, sollte eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden. Das gilt insbesondere auch dann, wenn die Symptome sich nicht durch eine andere Erkrankung erklären lassen oder schlimmer werden. Wird ein Lymphom frühzeitig erkannt, kann das die Prognose und die Wirksamkeit der Behandlung signifikant verbessern.



Eine ganzheitliche Behandlung und eine individuelle Betreuung

Ist eine Person an einem Hodgkin-Lymphom erkrankt, wird sie umgehend von einem Team behandelt, das sich aus Spezialistinnen und Spezialisten aus den Bereichen der Hämatologie, der Onkologie, der Radiologie und anderen Gesundheitsbereichen zusammensetzt. Nach einer ersten gründlichen Untersuchung – dazu gehören beispielsweise bildgebende Verfahren (CT, PET), Biopsie, Exzision oder Knochenmarkpunktion – wird das Stadium des Lymphoms bestimmt (1 bis 4). «Das Krebsstadium spielt eine entscheidende Rolle bei der Festlegung der für die Patientin oder den Patienten am besten geeigneten Behandlung», erklärt Dr. med. Efthymiou. 



Bei einer Chemotherapie beispielsweise geht es darum, die Anzahl der erforderlichen Behandlungszyklen festzulegen. In der Regel werden sechs Zyklen eingeplant mit einer Zwischenbewertung nach den ersten beiden Zyklen, damit das Behandlungsprotokoll bei Bedarf angepasst werden kann. Im Gegensatz zu vielen soliden Krebsarten, bei denen eine Operation oftmals die Behandlung der ersten Wahl ist, um den Tumor zu entfernen, wird bei Lymphomen in der Regel zunächst eine Chemotherapie veranlasst. Da es sich bei Lymphomen um systemische Erkrankungen handelt – was bedeutet, dass sie oft schon bei der Diagnose an mehreren Stellen des Körpers auftreten –, wäre eine Operation weniger zielführend.



Bisher wurden die Fälle von Lymphompatientinnen und -patienten in monatlich stattfindenden multidisziplinären Besprechungen begutachtet. Angesichts der steigenden Fallzahlen werden diese Besprechungen künftig wöchentlich abgehalten. An diesen Besprechungen nehmen Spezialistinnen und Spezialisten aus den unterschiedlichsten Fachbereichen teil (Hämatologie, Onkologie, Radiologie, Nuklearmedizin usw.), um sich auf den jeweils günstigsten Behandlungsplan für jede Patientin und jeden Patienten abzustimmen. «Wir Ärztinnen und Ärzte arbeiten nicht isoliert in unseren Büros. Das ist Teamarbeit», erklärt Dr. med. Anna Efthymiou.



Eine der Stärken des HFR liegt in seiner überschaubaren Grösse, die eine engmaschige Betreuung ermöglicht. So können sich die Patientinnen und Patienten während der gesamten Behandlung direkt mit ihrer Spezialistin oder ihrem Spezialisten austauschen. Dies schafft Kontinuität in der Behandlung und ermöglicht ein Vertrauensverhältnis.



Doch die Behandlung geht weit über das Medizinische hinaus, denn auch die psychologische Betreuung ist von entscheidender Bedeutung. Den Patientinnen und Patienten sowie ihren Angehörigen stehen auf die Onkologie spezialisierte Psychotherapeutinnen und -therapeuten zur Seite. 

Zudem werden Patientinnen und Patienten zu Beginn einer neuen Behandlung darüber informiert, dass sie bei Bedarf das Gespräch mit spezialisierten Pflegefachpersonen suchen dürfen, die ihnen helfen, mit den Symptomen und der Erkrankung zurechtzukommen. Die Rede ist hier von der Pflegesprechstunde CINA-CANCER, die im Rahmen der Akademisch-klinischen Partnerschaft (AKP) des HFR und der HEdS Freiburg aufgebaut wurde. 

Nach der akuten Behandlungsphase wird häufig ein Rehabilitationsprogramm verordnet, das beispielsweise Physiotherapiesitzungen oder eine Ernährungsberatung für Patientinnen und Patienten umfasst, die mit Geschmacksveränderungen oder Gewichtsverlust zu kämpfen haben. Auch die Behandlung der Symptome wird multidisziplinär angegangen, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

 

Patientinnen und Patienten haben am HFR Zugang zu allen aktuell praktizierten Lymphombehandlungen. Das umfasst sowohl Chemo-, Immun- als auch Strahlentherapien. Je nach Krebsart und Stadium des Lymphoms werden diese Therapieoptionen individuell angepasst. Auch die Thematik rund um den Erhalt der Fruchtbarkeit (z. B. Konservierung der Spermien oder der Eizellen) wird angesprochen.



In Situationen, die modernste Zelltherapien erfordern, wie etwa die CAR-T-Zelltherapie oder autologe und allogene Transplantationen, arbeitet das HFR eng mit spezialisierten Universitätsspitälern zusammen. Die Nachsorge nach einer Transplantation und/oder einer Zelltherapie erfolgt am HFR in Zusammenarbeit mit den Spitälern in Bern, Lausanne, Genf und Basel.  



Pflegesprechstunde CINA-CANCER

Alle Pflegesprechstunden finden während einer geplanten Therapie im Ambulatorium statt und werden mithilfe von Validationsinstrumenten auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten abgestimmt. Dr. med. Anna Efthymiou, Leitende Ärztin der Hämatologie, unterstreicht die Bedeutung dieses Ansatzes, der wesentlich zur Qualität der 

Hämatologie - HFR Freiburg – Kantonsspital