Der Physiotherapeut mit dem Hundeblick

Seit einigen Wochen zählt das Physiotherapieteam des HFR Riaz einen neuen Kollegen. Er ist geduldig, sanftmütig und beruhigend, dazu sehr jung und sehr behaart – aber unwiderstehlich. Die Patienten lieben ihn und gehen dank ihm viel lieber in die Therapie.

Der neue Mitarbeiter heisst Dubaï und ist ein zweieinhalbjähriger Labrador. Er ist eines der wenigen Tiere in der Schweiz und überhaupt, die in einem Spital ein und aus gehen dürfen. Denn Dubaï ist ein besonderer Hund, ein Therapiehund. Er darf, was andere Hunde nicht dürfen, muss dafür aber auch Aussergewöhnliches leisten. Als Therapiehund kommt er in der sogenannten hundegestützten Therapie zum Einsatz, einem Zweig der tiergestützten Therapie, die von einer Gesundheitsfachkraft durchgeführt wird. In unserem Fall ist dies Valérie Currat, seit 27 Jahren Physiotherapeutin am HFR und der Mensch im Zweierteam.

Dass Dubaï heute bei der Rehabilitation bestimmter Patienten an ihrer Seite sein darf, ist alles andere als selbstverständlich: Sie musste alle überzeugen, vom Team über die Vorgesetzten bis hin zur Generaldirektion. Danach musste sie alle Hebel in Bewegung setzen, bis der Einsatz von Dubai medizinisch, sicherheitstechnisch und juristisch abgesegnet war, und schliesslich musste sie sich gegenüber der Stiftung Le Copain, die Dubaï ausgebildet hatte, als vertrauenswürdige Halterin beweisen, inklusive Motivationsschreiben, Intensivpraktikum, Abschlussprüfungen und regelmässigen Berichten ... Durchhaltewille war gefragt: „Und wie! Mit Hunden therapeutisch zu arbeiten, ist für mich und die Patienten ein Riesenglück, bedingt aber auch einen enormen persönlichen Einsatz. Manchmal träume ich nachts gar davon!“, erzählt Valérie Currat, den schlafenden Dubaï neben ihr.

Tatsächlich braucht ihr Gehilfe viel Schlaf und arbeitet daher höchstens 50 Prozent

Tatsächlich braucht ihr Gehilfe viel Schlaf und arbeitet daher höchstens 50 Prozent. „Daneben geniesst er natürlich sein Hundeleben! Wenn er mit meiner Hündin spielt, zeigt sich sein wahres Temperament. Aber wenn ich ihm am HFR – und nur dort – sein Geschirr anlege, weiss er, dass jetzt gearbeitet wird. Es ist erstaunlich, wie gut er sich anpassen kann.“ Auch sie selbst muss flexibel sein: Bei dieser neuartigen und seltenen Therapieform muss sie ausgehend von Kommandos, die der Hund bereits kennt, je nach Therapieziel neue Übungen erfinden. „Es ist sehr vieles möglich. Ich kann mit dem Patienten die Mobilität, die Koordination oder das Gleichgewicht trainieren, indem er Dubaï bürstet oder füttert. Ausserdem erhöht Dubaïs Anwesenheit die Aufmerksamkeitsspanne und die Konzentration der Patienten, senkt ihr Stresslevel und motiviert sie, wenn die Rehabilitation schwierig ist. Wir fordern sie und verlangen von ihnen, dass sie sich anstrengen; das ist mühsam ... Da kann ein sanftes und spielerisches Element nur helfen!“ Schon heute erlebt sie, was viele Studien bestätigen: dass die Anwesenheit eines Tieres die Mitwirkung des Patienten bei der Therapie verbessert – eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Rehabilitation.

Dies bezeugt auch eine Patientin: „Ich wohne auf dem Land und liebe es, Katzen, Hunde und Kühe um mich zu haben. Dubaï motiviert mich und macht, dass ich mein Geh- und Gleichgewichtstraining, das ich dringend benötige, gerne absolviere. Die Sitzungen mit dem wunderschönen Dubaï helfen mir, meine Schmerzen etwas zu vergessen.“

Damit das Projekt zustandekam, musste jedoch einiges passen, so Valérie Currat. Auslöser war ihre Freundin und ehemalige Arbeitskollegin aus La Tour-de-Trême, Emilie Bürgisser Povia, die als erste Physiotherapeutin der Schweiz mit einem Assistenzhund arbeitete. Hinzu kam die Motivation einer Kollegin am Standort Meyriez-Murten, welche die administrative Vorarbeit für das Projekt leistete. Und last, but not least war es die Unterstützung ihrer Vorgesetzten – darunter Dr. med. Laszlo, Chefarzt der Klinik für Geriatrie am HFR Riaz –, die ihr half, letzte Widerstände zu überwinden. Und nun ist es so weit: Der Labrador Dubaï ist offizielles Mitglied des Physiotherapieteams Riaz – als Mitarbeiter mit dem schönsten Hundeblick.