Neuorganisation der Operationstrakte und Notfallstationen
Die Coronakrise beschleunigt die Umsetzung der Strategie 2030 des freiburger spitals (HFR): Die Operationstrakte und Notfallstationen werden neu organisiert, um die ambulante Tätigkeit auszubauen und die Effizienz zu steigern. Die Zentralisierung der gesamten Operationstätigkeit am Standort Freiburg bleibt gemäss Strategie das Ziel. Zur Entlastung sollen am HFR Riaz bis spätestens Anfang 2021 ambulante Operationen wieder aufgenommen werden, bis am Standort Freiburg die Strukturen für ein ambulantes Operationszentrum geschaffen sind. Die Operationstätigkeit am HFR Tafers wird aufgehoben. In Riaz wird die Notfallstation definitiv in eine Permanence umgewandelt, in Tafers wird die Notfallstation wieder rund um die Uhr geöffnet. Die Sicherheit der medizinischen Versorgung wird durch diese Massnahmen weiterhin gewährleistet und die Qualität verbessert.
Die Coronakrise und der Entscheid des Bundesrates Mitte März, nicht dringliche Eingriffe per sofort einzustellen, führten zur Aufhebung der Operationstätigkeit an den Standorten Riaz und Tafers und zur Konzentration der Eingriffe am HFR Freiburg – Kantonsspital. Gleichzeitig wurden die Notfallstationen in Riaz und Tafers nachts geschlossen. Mit der Aufhebung des Operationsverbots stellt sich die Frage nach dem weiteren Vorgehen. Aufgrund der ausserordentlichen Situation traf der Verwaltungsrat nach eingehender Analyse wichtige Entscheide zur Zukunft der Operationstrakte und den Notfallstationen, die sich an der Strategie 2030 orientieren. Das HFR leitet damit eine weitere wichtige Etappe auf dem Weg zum HFR vom morgen ein.
Wiederinbetriebnahme der Operationssäle in Riaz für ambulante Eingriffe und Wiedereröffnung der Notfallstation in Tafers
Die bisherige Operationstätigkeit an den drei Standorten wird neu organisiert: Die Operationstätigkeit am HFR Tafers wird aufgehoben; endoskopische Eingriffe werden weiterhin durchgeführt. Das HFR Riaz wird so rasch als möglich für ambulante Operationen zur Verfügung stehen (bzw. Anfang 2021), um das HFR Freiburg – Kantonsspital zu entlasten. Die ambulante Operationstätigkeit in Riaz wird solange aufrechterhalten, bis am Standort Freiburg die gesamte Operationstätigkeit, stationär wie ambulant, zentralisieren werden kann und ein kantonales ambulantes Operationszentrum geschaffen ist - ein wichtiges Ziel der Strategie 2030. Die temporäre Wiederaufnahme des ambulanten Operierens in Riaz hat eine Renovation der OP-Säle und bauliche Massnahmen zur Folge. Die Notfallstation am Standort Riaz, die bedingt durch die Coronakrise seit Mitte März nachts geschlossen ist, wird in eine Permanence umgewandelt mit verlängerten Öffnungszeiten von 7.00 bis 22.00 Uhr (spätestens ab 1.9.2020), während in Tafers die Notfallstation so rasch als möglich wieder rund um die Uhr geöffnet sein wird (bzw. Anfang 2021). Damit bietet das HFR der deutschsprachigen Bevölkerung ebenfalls einen 24-Stunden-Zugang ins Spital, parallel zur Notfallstation in Freiburg für die französischsprachige Bevölkerung. Diese Massnahme wird aufrechterhalten, bis die Umsetzung der Strategie mit der Umwandlung der Aussenstandorte in ein Gesundheitszentrum weiter fortgeschritten ist.
Mit diesen Massnahmen orientiert sich das HFR an der Strategie 2030, die u.a. den Ausbau der ambulanten Tätigkeit, eine regionale Präsenz, die Stärkung der finanziellen Leistungsfähigkeit, und die Konzentration auf die Weiterentwicklung der Hauptaufträge zum Ziel hat. Die Neuorganisation der Operationstrakte und der Notfallstationen stellt die Sicherheit und Qualität der medizinischen Versorgung weiter in den Mittelpunkt. Das HFR engagiert sich, Leistungen für Patienten wo immer möglich wohnortsnah zu erbringen. So soll die Sprechstundentätigkeit in Chirurgie und Orthopädie in Riaz und Tafers aufrechterhalten bzw. ausgebaut werden.
Ausschlaggebend für diese Entscheide, die sich aufgrund der Coronakrise aufdrängen, sind verschiedene Faktoren:
1. Zu tiefe Auslastung der Operationstrakte
Die Auslastung der 17 Operationssäle an den drei Standorten Freiburg, Riaz und Tafers ist gemessen am Richtwert zu tief; die Verluste pro Fall an den Standorten Riaz und Tafers sind in den Fachbereichen Chirurgie und Orthopädie rund doppelt so hoch wie in Freiburg.
2. Ineffiziente Struktur mit 3 OP-Standorten
Die Struktur mit drei OP-Standorten erschwert die effiziente Führung und verursacht einen hohen Personalaufwand. Ein Vergleich mit anderen Spitälern zeigt am Beispiel der Orthopädie eine überdurchschnittliche Anzahl Ärzte auf allen Stufen, vom Assistenzarzt bis zum Chefarzt. Das vorhandene Potenzial kann nicht ausgeschöpft werden, der Bereitschaftsdienst rund um die Uhr stellt grosse Herausforderungen an die Ärzte und die Zusammenarbeit wird erschwert. Auch die Rekrutierung von qualifizierten Assistenzärzten ist schwierig. Die Fachwelt ist sich darin einig, dass ambulante von stationären Prozessen strikt getrennt werden müssen; nur so kann eine genügende Qualität für Patienten erreicht werden. Das HFR führt heute an drei Standorten im stationären Setting ambulante Operationen durch und schreibt damit einen Verlust von 9 Millionen Franken pro Jahr allein für die Chirurgie und Orthopädie.
3. Personalengpässe
Die Personalsituation beim OP-Personal ist angespannt, einerseits durch bereits angekündigte frühzeitige Pensionierungen, andererseits durch Kündigungen und Abwesenheiten aufgrund von Krankheit, ausgelöst durch die Corona-Pandemie. Die Rekrutierung von spezialisiertem OP-Personal ist schwierig aufgrund des ausgetrockneten Arbeitsmarktes.
4. Schwache Belegung der Notfallstationen nachts
Die Notfallstationen in Riaz und Tafers werden nachts wenig aufgesucht: Im Durchschnitt in Riaz 8 Patienten, in Tafers 4 Patienten pro Nacht (Zahlen 2019). Weitere Faktoren tragen dazu bei, dass die Aufrechterhaltung der Tätigkeit nachts problematisch ist: steigende Anforderungen an die Zertifizierung und die Belastung für das Personal durch Nachtdienste. Die Entwicklung in der Medizin hat dazu beigetragen, dass nicht die Nähe zu einem Spital ausschlaggebend ist für die Sicherheit, sondern die optimale Betreuung der Patienten am richtigen Standort: Im Notfall ist es entscheidend, dass der Patient sofort mittels einer Ambulanz direkt in ein spezialisiertes Spital verlegt wird, ohne den Umweg über eine kleinere Spitaleinrichtung zu machen, wo keine Spezialisten rund um die Uhr zur Verfügung stehen.
Der Verwaltungsrat analysierte verschiedene Optionen und Standorte zur Einrichtung der ambulanten Operationstätigkeit. Der Standort Freiburg ist im Tagesgeschäft teils überlastet; auch mit einer Ausweitung der Betriebszeiten könnte nicht die ganze Kapazität gedeckt werden, da keine Reserven zur Verfügung stünden. Ein Teil der Operationstätigkeit muss deshalb an einen Aussenstandort ausgelagert werden, bis ein ambulantes Operationszentrum in Freiburg errichtet ist. Für den Standort Riaz spricht, dass die Operationstätigkeit fast doppelt so hoch ist wie in Tafers, mehr Personalressourcen zur Verfügung stehen und das Einzugsgebiet grösser ist. Eine ambulante Operationstätigkeit wird weiter in Freiburg aufrechterhalten, womit deutschsprachige Patienten wohnortsnah Zugang zu einer qualitativ hochstehenden Medizin erhalten.
Mit den getroffenen Massnahmen sichert das HFR die operative Tätigkeit und ermöglicht einen effizienteren Betrieb mit einer konstant hohen Qualität und Sicherheit seiner Leistungen.
Anzahl Operationssäle
HFR Tafers | 3 |
HFR Riaz | 4 |
HFR Freiburg – Kantonsspital | 9+1 |
Auslastung der Operationssäle
HFR Tafers | 38 % |
HFR Riaz | 36 % |
HFR Freiburg – Kantonsspital | 44 % |
Richtwert | 50 à 70 % |
Anzahl Operationen 2019 (Chirurgie und Orthopädie)
HFR Tafers (ohne Endoskopie) | 1'372 |
HFR Riaz | 2'308 |
HFR Freiburg – Kantonsspital | 10’919 |
Anzahl Patienten im Durchschnitt an den Notfallstationen Riaz / Tafers nachts (22.00 – 8.00 Uhr, vor Coronakrise)
HFR Tafers | 4 |
HFR Riaz | 8 |
Bei ¾ der Fälle handelt es sich nicht um schwere Fälle bzw. um Fälle, die eine Hospitalisierung zur Folge hatten.
Das heisst, dass schwere Fälle problemlos mit der Ambulanz direkt nach Freiburg orientiert werden können.