Die heilsame Wirkung von Musik

Schon Platon sagte, dass Musik die Seele forme und sie veredle. Auch das HFR weiss um die magischen Kräfte der Musik und setzt sie gezielt zum Wohle seiner kleinen Patientinnen und Patienten ein.

«Kommunikation ohne Worte»: So einfach und zutreffend umschreibt Loyse Wittwer die Musiktherapie. Frühgeborene, die sich vom Gesang ihrer Eltern beruhigen lassen. Teenager, die sich von ihren Gefühlen abgekoppelt haben und sich dank der Musik wieder öffnen können. Kinder im Spital, die über die Musik ein bisschen Leichtigkeit zurückgewinnen. Seit vier Jahren besucht Musiktherapeutin Loyse Wittwer die Pädiatrie und setzt sich an die Inkubatoren der Neonatologie. «Manchmal nur für 10, 15 Minuten, manchmal auch für 50 Minuten...»

Musik berührt alle Altersgruppen. Loyse Witter passt sich so im Zentrum für integrative Pädiatrie ganz an die Bedürfnisse der kleinen Patientinnen und Patienten an. «Die Aufenthalte in der Neonatologie sind länger. So kann ich eine Beziehung zu den Eltern aufbauen und die Entwicklung der Neugeborenen begleiten.» Sie fängt jeweils mit ein paar Takten Musik an und lädt dann die Eltern ein, selber Musik zu machen oder zu singen. «Das anfängliche Unbehagen verschwindet, sobald die Interaktionen sichtbar werden. Das ermöglicht den Eltern, die Betreuung ihres Kindes im Spital aus einem anderen Blickwinkel mitzugestalten.» Studien belegen, dass «Musik bei Babys den Saugreflex auslöst, was bei Frühgeborenen, die Mühe mit der Nahrungsaufnahme haben, sehr wichtig ist», erklärt Stéphanie Lefebvre, Musiktherapeutin auf der Neonatologie des Spitals im französischen Creil.

 

 

Schmerzlindernde Wirkung
Musik hat aber noch eine weitere positive Auswirkung: Sie trägt zur Ausschüttung von Endorphinen bei, die ihrerseits Schmerzen lindern. Und das ist im Spital Gold wert. Die Instrumente, die Loyse Wittwer im HFR einsetzt, machen den inneren Zustand der kleinen Patientinnen und Patienten sichtbar. «So helfen Perkussionsinstrumente, Wut und Frustration abzubauen, Rasseln unterstützen bettlägerige Kinder dabei, ihre Energie auszuleben. Die Wahl des Instruments und sein Gebrauch sind alles Informationen, die mir helfen, das Kind zu verstehen und eine Verbindung zu ihm aufzubauen.» Die positiven Auswirkungen lassen nicht lange auf sich warten: «Die Körperhaltung ändert sich und nach und nach beruhigt sich das Kind.» Diese Momente erlebt das Kind oft zusammen mit seinen Geschwistern und den Eltern und sie ermöglichen allen eine Auszeit vom Spitalalltag, der mit sehr viel Stress verbunden sein kann.

Die therapeutische Betreuung kann eine einzelne oder bis zu zehn Sitzungen umfassen und hängt von der Dauer des Spitalaufenthalts ab. In der Pädiatrie beträgt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer zwei bis drei Tage, auf der Neonatologie hingegen mehr als zehn Tage. Die Auswirkungen einer Betreuung, die über einen längeren Zeitraum stattfindet, sind beachtlich. «Die Musiktherapie, die sich an Jugendliche mit Essstörungen – insbesondere Anorexie – richtet, ermöglicht es, bestimmte psychologischen Barrieren zu überwinden.» Die Musiktherapeutin erklärt, dass diese Erkrankungen die Jugendlichen dazu bringen, sich von ihrem Körper und ihren Emotionen abzukoppeln. «Die Musik hilft ihnen dabei, wieder körperliche und emotionale Empfindungen zuzulassen. Das ist immer dann besonders hilfreich, wenn es schwierig ist, das Erlebte in Worte zu fassen. Die Musik ermöglicht es, auf der nonverbalen Ebene zu bleiben und gleichzeitig den Gefühlen Raum zu lassen.»

 

Was meint das Pflegepersonal zur Musiktherapie?

Loyse Witter arbeitet in einem 30-Prozent-Pensum und in enger Zusammenarbeit mit dem pflegerisch-medizinischen Team. Dieser multidisziplinäre Ansatz ermöglicht es, Informationen zu den jungen Patientinnen und Patienten auszutauschen, was wiederum oft zu schönen Gesprächen führt und sich positiv auf die Versorgung auswirkt. Nachfolgend ein paar Eindrücke vom Pflegepersonal:

«Die Musiktherapie hilft den Kindern, sich zu öffnen und ihre Gefühle nonverbal auszudrücken, da es ihnen manchmal schwerfällt, im Umgang mit dem Pflegepersonal Worte zu finden.»
Delphine, Pflegefachfrau in der Pädiatrie

«Die Musiktherapie wirkt sich positiv auf das Kind aus, es ist ruhiger, schläft besser. Und auch die Eltern sind weniger ängstlich.» 
Charline, Pflegefachfrau in der Neonatologie

«Ein termingeborenes Baby, dass am Vortag auf die Welt kam und aus medizinischen Gründen ab Geburt von seiner Mutter getrennt war, weinte viel und wirkte verzweifelt, weil ihm die mütterliche Nähe fehlte. Wir taten unser Bestes, um es zu trösten und zu tragen, aber wir konnten nicht ununterbrochen an seiner Seite sein. Die Musiktherapie bot ihm eine Auszeit, eine Zeit sanfter und tröstlicher Zugewandtheit, in der es zuhörte und zur Ruhe kam.» 
Deborah, Pflegefachfrau in der Neonatologie

Die Musiktherapie ermöglicht Kindern mit psychischen Störungen, beispielsweise Anorexie, sich auf eine andere Weise auszudrücken. Dabei stelle ich fest, dass es ihnen leichter fällt, sich der Musiktherapeutin anzuvertrauen als dem Pflegeteam.» 
Julie, Pflegefachfrau in der Pädiatrie