Beratende Hebamme : ein offenes Ohr für werdende Eltern
Sie ist für alle Paare da, die sie brauchen. Die beratende Hebamme begleitet Schwangere und ihre Partner bei schwierigen Situationen oder einfach dann, wenn sie mit jemandem über ihre Fragen und Ängste sprechen möchten.
Beratende Hebamme – hinter der eher nüchternen Bezeichnung verbirgt sich viel Menschlichkeit. Nathalie Uldry Jaquet, welche diese Funktion derzeit zusammen mit ihrer Kollegin Delphine Brichet ausübt, betreut Paare, für welche die Schwangerschaft nicht einfach eine „wunderschöne, rosarote Zeit ist, wie sie in den Hochglanzmagazinen dargestellt wird“. Ihre Aufgabe ist es, werdende Mütter in schwierigen Situationen zu begleiten, um dem Baby einen optimalen Start ins Leben zu ermöglichen.
Problematische Situationen gibt es so viele wie Elternpaare, die zu den beiden Hebammen in die Beratung kommen. „Das kann die psychosoziale Situation sein, psychische Probleme oder das familiäre Setting. Es können aber auch eine verdrängte Schwangerschaft, Adoptionssituationen sowie ungute Erinnerungen an eine frühere Schwangerschaft, eine schwierige Geburt oder ein belastendes Wochenbett sein. Wir sind für alle Paare da, die uns brauchen oder deren Situation es erfordert.“
Teamarbeit
Den Paaren zuzuhören, ohne ihnen etwas aufzudrängen: „Die Gynäkologinnen und Gynäkologen sind für das Medizinische zuständig, wir bieten ein offenes Ohr. Bei uns können sie über ihre Ängste, Zweifel oder einfach über ihre Schwangerschaft sprechen.“ In besonders schwierigen Fällen können die beiden Hebammen auf ihr Netzwerk zurückgreifen. „Die Teamarbeit findet zunächst innerhalb der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe statt, danach aber auch mit verschiedenen spezialisierten Stellen und Vereinigungen.“
- Ein besonders berührender Moment? „Ich erinnere mich an ein Paar, das im Geburtshaus entbinden wollte. Da das Kind aber in Steisslage war, ging das nicht. Dank diesem Paar haben wir am HFR den ersten sanften Kaiserschnitt durchgeführt. Als sie uns sechs Monate später besuchen kamen, hat sich ihre Tochter, die sonst eher schüchtern war, mir zugewandt und die Arme nach mir ausgestreckt. Das sind die Augenblicke, für die sich der Aufwand lohnt!“
- Und was war am schwierigsten? „Das war eine Intervention nach der Geburt, was sehr selten vorkommt, denn unsere Begleitung hört mit der Entbindung auf. Aber diese Mutter hatte häusliche Gewalt erlebt, und wir machten uns grosse Sorgen um sie und das Baby. Wir setzten alles daran, sie davon abzuhalten, nach Hause zurückzukehren, doch es gelang uns nicht. Da sind wir manchmal mit den Grenzen des Systems konfrontiert.“