Organe, die wir nicht (mehr) brauchen

Unser Körper verfügt über mehrere rudimentäre Organe, d. h. Organe, die sich derart zurückgebildet haben, dass sie ihre ursprüngliche Funktion teilweise oder ganz verloren haben. Eine kleine Spurensuche.

DAS VOMERONASALORGAN: DAS MYSTERIUM IN UNSERER NASE

Dieses Organ besteht aus winzigen, spezialisierten Sinneszellen. Es befindet sich in der Nasenscheidewand und reicht bis hinter die Nasenhöhlen. Während das Organ bei vielen Tieren von grossem Nutzen ist, um Pheromone – also chemische Substanzen, die Botschaften übermitteln – aufzuspüren, ist seine Funktion beim Menschen weniger klar und das Organ auch eher unterentwickelt. Einige Studien legen jedoch nahe, dass es eine Rolle bei der Regulierung unseres Sozialverhaltens, unserer Emotionen und unseres Sexualverhaltens spielen könnte.

DAS STEISSBEIN: EINE INTRAUTERINE TRANSFORMATION

Dieser Schwanzrest, der aus vier bis sechs kleinen Knochen besteht, die verkümmert sind, hat sich im Laufe der Evolution immer mehr zurückgebildet und dient nun als Ansatzpunkt für zahlreiche Muskeln und Bänder des Beckenbodens. Diese wichtige Funktion entwickelt sich im Laufe der Schwangerschaft. Tatsächlich besitzt der Fötus bis zur achten Schwangerschaftswoche einen Schwanz, der etwa ein Sechstel seiner Körperlänge ausmacht. Ab dem Zeitpunkt jedoch bilden sich die neun Schwanzwirbel, die auch Kaudalwirbel genannt werden, zurück. Vier von ihnen verschmelzen mit dem fünften zu einem einzigen und bilden das Steissbein.

Bei einem Trauma, etwa nach einem Sturz, können chronische Schmerzen am Steissbein, auch bekannt unter dem Fachbegriff Kokzygodynie, auftreten und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Glücklicherweise gibt es aber Behandlungsmöglichkeiten, die von Medikamenten über Infiltrationen bis hin zu einer Operation reichen.

DER LANGE HOHLHANDMUSKEL: VOM AUSSTERBEN BEDROHT

Der lange Hohlhandmuskel, der sich am Handgelenk befindet, fällt – insbesondere am linken Arm – langsam aber sicher der Evolution zum Opfer: Schätzungsweise 14 Prozent der Bevölkerung haben ihn bereits nicht mehr. Machen Sie gleich den Selbstversuch: Legen Sie Ihre Hand mit der Handfläche nach oben auf den Tisch und bringen Sie die Spitze Ihres Daumens mit Ihrem kleinen Finger zusammen. Der Muskelstrang tritt nun gut sichtbar an Ihrem Handgelenk hervor – wenn Sie ihn denn haben. Primaten verfügen in der Regel über diesen Muskel, beim Menschen hat er sich jedoch zurückgebildet. Der Hohlhandmuskel kommt in der Handchirurgie zum Einsatz als Ersatz für andere Muskelstränge oder Bänder, aber auch bei anderen medizinischen Behandlungen, beispielsweise bei der Behandlung von Arthrose im Daumen.

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