Mangelernährung im Alter vorbeugen

Gewichtsverlust kann bei älteren Menschen auf eine Mangelernährung hindeuten. Doch bedauerlicherweise wird dieses weitverbreitete Leiden oftmals nicht rechtzeitig erkannt. In einem kürzlich erschienenen Artikel erklärt Margot Magnin, Ernährungsberaterin NDS am HFR, was es konkret zu beachten gilt.

4 bis 10 Prozent der zu Hause lebenden Betagten in der Schweiz sind mangelernährt. Bei den Seniorinnen und Senioren, die in einer Pflegeeinrichtung betreut werden, sind es sogar 12 bis 15 Prozent, die an dieser fast unsichtbaren Erkrankung leiden[1].

Was bedeutet Mangelernährung?

Man spricht von einer Mangelernährung, wenn die Energiezufuhr nicht ausreicht, um den Bedarf des Organismus zu decken, und die Person innerhalb eines Monats mehr als 5 Prozent oder innerhalb von sechs Monaten mehr als 10 Prozent ihres Körpergewichts verliert[2].

Wieso ist dieses Leiden so wenig bekannt?

Die Mangelernährung wird oftmals als Symptom einer anderen Erkrankung wie Krebs oder als normales Phänomen des Alterns betrachtet. Deshalb wird das Leiden oft erst spät erkannt und dementsprechend spät behandelt. Es handelt sich aber um eine eigenständige Erkrankung, die in der Internationalen Klassifikation der Krankheiten als solche anerkannt ist.

Es ist sehr wichtig, die Krankheit frühzeitig zu erkennen

Welche Risiken bestehen für Betroffene?

Mangelernährte Personen leiden unter Schwäche und Müdigkeit. Ihr Immunsystem funktioniert weniger gut, weshalb sie anfälliger für Infektionen sind. Weitere Risiken sind Stürze, Knochenschwäche und Brüche. Betroffene können in eine Art Teufelskreis gelangen, in dem jede Komplikation zu einer weiteren führt. Deshalb ist es sehr wichtig, die Krankheit frühzeitig zu erkennen.

Wie kann man ältere Menschen unterstützen?

Als Erstes müssen die Personen, bei denen das Risiko einer Mangelernährung besteht, erkannt werden. Dies kann durch Ärzte, Pflegepersonal, pflegende Angehörige, Mahlzeitenlieferanten usw. geschehen. Anschliessend können einfache Massnahmen eingeleitet werden: mit verschiedenen Geschmacksrichtungen experimentieren, die Person zum Essen einladen, gemeinsam einkaufen, den Tisch schön anrichten, die Mahlzeiten mit Snacks ergänzen, orale Nahrungsergänzungsmittel vorschlagen (werden z. T. von der Krankenkasse übernommen). Wenn diese Tricks nicht helfen, ist eine Konsultation beim Arzt erforderlich. Ausserdem ist eine gründliche Abklärung durch einen Ernährungsberater empfehlenswert, um die genauen Ursachen für die Mangelernährung sowie mögliche Lösungen zu finden.

 


[1] Der vollständige Artikel „Âge et nutrition: le visible et l’invisible” und die Referenzen sind unter diesem Link verfügbar (auf Französisch). Autorinnen: Margot Magnin, Ernährungsberaterin NDS (HFR), Nathalie Bartolucci-Philipona, Ernährungsberaterin und Leiterin der Abteilung Ernährungsberatung und Diätetik (HFR) und Anne-Catherine Barras-Moret, Leitende Ärztin und Spezialistin für klinische Ernährung (HFR).

[2] Yerly N., Nguyen S., Major K., Bosshard Taroni W., Büla C. Approche ambulatoire de la dénutrition chez la personne âgée. Rev Med Suisse 2015; 11: 2124-8.