Orthopädie: Rückblick auf ein Fellowship in den USA
An der number one in Sportorthopädie mitforschen: Diese einzigartige Chance bot sich Dr. med. Vera Stetzelberger. Nun ist sie zurück von ihrem einjährigen Aufenthalt am renommierten Steadman Philippon Research Institute (SPRI) in den USA.
Die vielen englischen Ausdrücke, die im Gespräch mit Dr. med. Vera Stetzelberger fallen, zeugen davon: Ihr Aufenthalt in den USA ist ihr noch sehr präsent. Sie verbrachte dort ein Jahr am Steadman Philippon Research Institute (SPRI) im kleinen Skiort Vail, Colorado, zwei Stunden von Denver entfernt. „Diese Klinik gehört in der orthopädischen Sportchirurgie zur Weltspitze. Sie ist sowohl für ihre Betreuung von Spitzensportlerinnen und -sportlern als auch für ihre zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen bekannt.“
Unter Professor Moritz Tannast, Chefarzt der Klinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des HFR, hatte sich Stetzelberger zwei Jahre lang auf die klinische Forschung konzentriert, bevor sie diese Etappe mit einem Fellowship (siehe Kasten) in den USA abschloss. „Sie ist die erste Kandidatin, der das HFR 2021 ein Fellowship ermöglicht hat“, freut sich der Chefarzt. Stetzelberger strebt nun einen PhD-Titel in ihrem Fachgebiet an. Im Brennpunkt ihres Interesses: das „kaum dokumentierte” Ligamentum capitis femoris – für Laien auch „Hüftkopfband“. Die entsprechende Studie ist übrigens ein wichtiger Teil ihrer Doktorarbeit. Um sie durchzuführen, wurden Proben von gefrorenen Hüftbändern von Freiburg nach Vail transportiert, wo sie im Labor biomechanisch untersucht und mit anderen Bändern des Körpers verglichen wurden.
In der High-Tech-Klinik
„Ich hatte das Glück, mit Dr. med. Joel M. Matta, einem Pionier der konservativen und prothetischen Hüftchirurgie, zusammenzuarbeiten“, erzählt Stetzelberger, immer noch hell begeistert. „Er hat den anterioren Zugang begründet, der in der Schweiz am häufigsten für die Implantation von Hüftprothesen verwendet wird.“ Auch von Dr. med. Marc J. Philippon, einem Spezialisten für Hüftarthroskopie, konnte sie viel lernen. „Beide waren sehr zugänglich, das hat mich beeindruckt.“
Wie ist es, in einer hochkarätigen Klinik an der Seite von Koryphäen zu arbeiten? „Die Operationen sind fast alle ambulant, sie arbeiten viel mit arthroskopischen Verfahren. Die Patientinnen und Patienten bleiben höchstens eine Nacht“. Das Zielpublikum ist erlesen und kann es sich leisten. „Man spürt überall die Exzellenz, aber auch den Luxus, das stimmt.“
Im Bereich der Forschung war es die Stimmung in den Teams, die Stetzelberger beeindruckte. „Sie konzentrieren sich immer auf das Positive, lassen sich von einem Misserfolg nicht entmutigen und versuchen es immer wieder – typisch amerikanisch halt! Die Leute sind stolz darauf, Teil dieser Institution zu sein: Sie loben sich gegenseitig, tragen Kleidung mit dem SPRI-Logo und nehmen an allen möglichen Teambuilding-Events teil.
Zurück am HFR
Nach ihrer Rückkehr nach Freiburg wartete Stetzelberger nicht lange, um ihre in den USA erworbenen Kenntnisse am HFR einzusetzen. Die Handgriffe, die sie während ihres Fellowships in Vail gelernt hat, wendet sie nun bei jungen Patientinnen und Patienten mit Hüftproblemen an.
Sie kehrt übrigens dieses Jahr in die USA zurück, „zuerst nach Las Vegas, um an einem Vortrag von Doktor Joel M. Matta mitzuwirken, und im Sommer, um an einer Hochzeit teilzunehmen.“ Eine weitere Chance, die ihr das Fellowship geboten hat: internationale Kontakte sowohl auf persönlicher als auch auf institutioneller Ebene mit dem herausragenden SPRI. „Das war für meine Doktorarbeit sehr hilfreich und lässt auf eine künftige Zusammenarbeit hoffen, auch bei anderen wissenschaftlichen Projekten.“ Das macht sich gut im Lebenslauf der jungen Frau, die zwischen Forschung und Praxis schwankt: „Ich liebe meine Arbeit mit den Patientinnen und Patienten!“
Ein Fellowship ist ein Stipendium – das in diesem Fall vom HFR vergeben wurde –, mit dem ein Forschungsprojekt während maximal eines Jahres unterstützt wird. Ziel ist es, Jungärztinnen und -ärzten eine klinische oder wissenschaftliche Ausbildung an einer anderen national und international anerkannten Institution zu ermöglichen. Bedingung: Sie müssen anschliessend ihre Karriere am HFR fortsetzen. „Die Idee ist, andere Arbeitsweisen zu entdecken und diese dann in die Institution einzubringen, bei der man angestellt ist“, so Stetzelberger. Dem stimmt Professor Tannast zu: „Ziel ist der ‚Brain Gain‘. Das Fellowship ermöglicht es, in einer anderen Institution klinische, operative und wissenschaftliche Kenntnisse zu erwerben, um sie dann in der eigenen Berufspraxis einzusetzen.“