Stimmen aus dem Spital: „Da sein, auch wenn man nicht anwesend ist”

Das freiburger spital rüstet sich für die Folgen der Coronavirus-Epidemie. Doch was geschieht hinter den Kulissen und wie erlebt das Spitalpersonal diese intensive Zeit? HFR-Mitarbeitende berichten täglich in der Chronik von La Liberté. François Vallat, Seelsorger;

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François Vallat, Seelsorger

François Vallat, Seelsorger

„Die Welt erlebt gerade eine sehr turbulente Zeit. Da Besuche am HFR verboten wurden, kann ich nicht mehr zu den Patienten. Ich kann nur an sie denken oder für sie beten. Ich versuche, Lösungen zu finden, denn bis anhin basierte meine Aufgabe auf direkten Begegnungen.

Nur Personen am Lebensende sind vom Besuchsverbot ausgenommen. Ich kann für die Krankensalbung da sein, ob in der Palliative Care oder den Abteilungen des HFR. Mit einer entsprechenden Ausrüstung kann ich mich den an COVID-19 erkrankten Personen nähern. Aber unter diesen Bedingungen ist es schwer, eine regelmässige Begleitung zu gewährleisten und eine Vertrauensbeziehung aufzubauen. Wenn ich während der Pandemiezeit bei einem Patienten bin, heisst das, dass es nicht gut um ihn steht. Die Patienten sind manchmal in einem künstlichen Koma, um die Beatmung zu unterstützen. Dann versuche ich, die Solidarität zwischen den Menschen, die Gemeinschaft Christi zu repräsentieren.

Wir haben zwei Pikettnummern für alle Anfragen, auch solche von Angehörigen. Ausserdem sind wir für das Personal des HFR da, auch wenn es noch andere Unterstützungsangebote gibt. Ich spüre, dass überall ein grosses Bedürfnis besteht, darüber zu sprechen, dem ständigen Informationsfluss zu entkommen, um Frieden und Sinn zu finden.

Diese Zeit lehrt uns Bescheidenheit. Je mehr Tage vergehen, desto mehr hinterfrage ich die Art, wie wir für andere da sein können, auch wenn wir nicht physisch anwesend sind. Ich bin überzeugt, dass wir darüber nachdenken müssen, was aus unserem Leben geworden ist. Und ich schliesse die Seelsorge in diese Überlegungen ein. Unsere Art, die Dinge zu tun, wird grundlegend erschüttert. Wir müssen zum Wesentlichen zurückkehren, d. h. zu unserem Nächsten, und unsere Suche nach neuen Konzepten beiseitelassen, um uns auf Beziehungen, Güte und Liebe zu konzentrieren. Diese Werte sollten wieder zum Mittelpunkt unseres Lebens werden. ”

Magalie Goumaz

La Liberté (08.04.2020)