Glück im Unglück
«Als Diabetiker und Bluthochdruckpatient war ich der ideale Kandidat»
Vor seinem Spitalaufenthalt hatte Paul Fischer noch nie vom Coronavirus gehört. Bei seiner Ankunft am HFR Tafers Ende März 2020 erfuhr er nicht nur von dessen Existenz, sondern auch, dass er sich angesteckt hatte. «Als Diabetiker und Bluthochdruckpatient war ich der ideale Kandidat», scherzt er. «Aber ich hatte Glück, dass ich es überstanden habe.» Mit seinen 80 Jahren und der gerade überstandenen Krebserkrankung gehörte Paul Fischer tatsächlich zur Risikogruppe. Trotzdem begab er sich an einem schönen Samstag im März 2020 zu seinem jährlichen Petanque-Turnier – ein Anlass, den sich der ehemalige Präsident des Schweizerischen Petanque-Verbands um nichts in der Welt entgehen lassen wollte, obwohl er sich bereits etwas angeschlagen fühlte. Als ihn seine Kollegen nach Hause bringen mussten, hatte er bereits Fieber.
Einige Tage später, geschwächt und ohne Appetit, rief er seine Tochter an, die als Fachexpertin in der Intensivpflege des HFR Freiburg – Kantonsspitals arbeitet. Sie erkannte den Ernst der Lage. Ihre Abteilung rüstete sich gerade für die Bewältigung der Krise. Sie befürchtete, ihr Vater könnte sich angesteckt haben: «Ich machte mir grosse Sorgen. Aufgrund seiner Vorgeschichte wusste ich, dass er keine schweren therapeutischen oder intensivmedizinischen Massnahmen überstehen würde.» Als der Zustand von Paul Fischer nach einer Woche nicht besserte, überwies ihn der Hausarzt ans HFR Tafers. Dort diagnostizierte man bei ihm eine Lungenentzündung und er wurde in die Abteilung für COVID-Patienten aufgenommen. Obwohl er während seines Aufenthalts viel schlief, erinnert er sich noch sehr gut: «Ich habe nicht stark gelitten. Ich hatte Probleme beim Atmen, musste aber nicht intubiert werden. Anderen Patienten ging es da viel schlechter. Man hat sich sehr gut um mich gekümmert. Das Personal war extrem engagiert und alle sprachen Französisch, das war angenehm.»
Nach zwei Wochen sorgten sein Diabetes und Bluthochdruck für Beunruhigung, sodass die Ärzte entschieden, ihn ans HFR Freiburg – Kantonsspital zu verlegen. Seine Tochter, die ein paar Stockwerke unterhalb seiner Abteilung arbeitete, konnte ihn dort besuchen. «Das hat gutgetan, auch wenn es nur für ein paar Minuten war», sagt sie. «Da ist mir bewusst geworden, wie schwer es für die Familien sein muss, die ihre Angehörigen im Spital nicht besuchen können.» Nach seiner Verlegung besserte sich der Zustand von Paul Fischer langsam. Er konnte sein Zimmer verlassen und in den Gängen spazieren.
Nach einem Monat konnte Paul Fischer das Spital verlassen und nach Hause zurückkehren. Er hatte acht Kilo abgenommen, war geschwächt und hatte Schmerzen in den Beinen. Durch die Physiotherapie konnte er etwas von seiner Kraft zurückgewinnen. Er weiss, dass er Glück im Unglück hatte, und geniesst sein Leben. Sein erster Ausflug führte ihn auf das Grandfey-Viadukt zum Glaceessen mit seinen Enkelkindern. Und sein Sohn wird ihm mit seinen Autos helfen. «Sie sind wochenlang nicht bewegt worden, jetzt muss man sicher etwas an der Batterie machen», fachsimpelt der Hobbymechaniker. Und wann wird er zum Petanque mit seinen Kameraden unter den Maronibäumen zurückkehren können? Der Sommer wird es zeigen und dem genesenen Glückspilz hoffentlich noch viele weitere Freuden bescheren.