Die ersten Monate von Prof. Dr. med. Julien Vaucher am HFR

Es ist ein grosses Schiff, das Prof. Dr. med. Julien Vaucher seit letztem Februar steuert. Er leitet das Departement für Innere Medizin und Fachbereiche am freiburger spital (HFR) und ist gleichzeitig Chef der Abteilung Innere Medizin am Standort Freiburg. Zudem ist er ordentlicher Professor für Innere Medizin an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Freiburg.

Wie würden Sie Ihre ersten Monate am HFR beschreiben?

Ich erinnere mich insbesondere an sehr viele extrem positive Dinge. Vor allem die effiziente Verwaltung der 130 Betten der Inneren Medizin hier in Freiburg, die sicherstellt, dass der Aufenthalt der Patientinnen und Patienten sowie die Ausbildung der Assistenzärztinnen und ‑ärzte sowie des Pflegepersonals so reibungslos wie möglich verlaufen.

 

Konnten Sie sich bereits für die Zusammenarbeit zwischen der Ärzteschaft und dem Pflegepersonal einsetzen?

Die gab es natürlich schon, aber ja, ich hoffe, dass ich es schaffe, die Zusammenarbeit noch etwas mehr voranzutreiben. Für mich ist das enorm wichtig. Man kann nicht mehr sagen, dass es auf der einen Seite die Arbeit der Ärzteschaft und auf der anderen Seite die des Pflegepersonals gibt. Die Pflegefachpersonen verfügten heute über klinische Kompetenzen, die für viele Beurteilungen und die Betreuung der Patientinnen und Patienten unerlässlich sind. Wenn wir sie im System halten wollen, müssen wir sie wertschätzen. Wir Ärztinnen und Ärzte können ohne sie nicht arbeiten. Das ist eine Tatsache.

 

Sie leiten auch das Departement für Innere Medizin und Fachbereiche. Ist das komplizierter?

In der Tat ist es etwas komplizierter als die Bettendisposition in der Inneren Medizin! Denn zu diesem Departement, das ich – zusammen mit Dr. med. Anne-Catherine Barras-Moret, Monique Utikal-Fawer und Juliette Belissent – leite, gehört zwar auch die Abteilung Innere Medizin, aber es setzt sich eben auch aus allen anderen Fachrichtungen und allen Standorten, inklusive Gesundheitszentren und Permanences, zusammen.

Wichtig ist dabei für uns vier die Unterstützung, die wir den Menschen in diesem Departement bieten können, damit sie ihre Arbeit im Dienste der Patientinnen und Patienten erledigen und Menschen ausbilden können. Also dafür zu sorgen, dass sich jede und jeder trotz der strategischen, politischen und finanziellen Zwänge entwickeln kann.

 

Gelingt Ihnen das?

In diesem grossen Team herrscht eine ausgezeichnete Stimmung, alle ziehen am gleichen Strang. Ich glaube also, dass es uns trotz der Zwänge gelingt, Fortschritte zu machen und kreativ zu sein, um unsere Patientinnen und Patienten im Spital, aber auch im ambulanten Bereich gut zu betreuen. Gerade der Bereich der ambulanten Konsultationen spielt dabei für das HFR und den Kanton eine wichtige Rolle.

 

Bleibt Ihnen noch Zeit für die Forschung?

Ja, natürlich. Insbesondere bin ich weiterhin Forschungsleiter der Studie CoLaus|PsyCoLaus (www.colaus-psycolaus.ch) zur physischen und psychischen Gesundheit der Lausanner Bevölkerung. Die Studie rekrutiert auch nach 20 Jahren Laufzeit nach wie vor Teilnehmende.

Es freut mich zudem, dass wir zusammen mit Dr. med. Marco Mancinetti, Leitender Arzt der Inneren Medizin am HFR, von der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin eine Finanzierung erhalten haben, um eine Kohortenstudie zur Rekrutierung und Langzeitbeobachtung von Assistenzärztinnen und -ärzten im Bereich der Inneren Medizin durchzuführen. Zunächst am HFR, danach folgen die Spitäler in Bern und Lausanne. Später sollen auch andere Zentren einbezogen werden.

 

Worin liegt der Zweck dieser Kohortenstudie?

Von überall tönt es «Wir müssen mehr Allgemeininternistinnen und -internisten ausbilden, da es zu wenige gibt», tatsächlich wissen wir aber nicht, warum Menschen im Beruf bleiben, warum sie den Beruf verlassen, wie es ihnen geht. Es gibt also jede Menge Fragestellungen, die man zur Lebensqualität im Allgemeinen und am Arbeitsplatz, zu den Bedingungen der physischen und psychischen Gesundheit in Betracht ziehen kann, und das auf lange Sicht.