"Das HFR kann stolz sein"

Die kardiovaskuläre Rehabilitation ist ein wichtiges Element in der Behandlung der koronaren Herzkrankheit (KHK). Sie vermag das Risiko eines erneuten Herzinfarkts und die damit verbundene Sterblichkeitsrate deutlich zu senken. Dennoch absolviert nur die Hälfte aller Personen, die von der kardiovaskulären Rehabilitation profitieren könnten, ein solches Programm. Weshalb ist das so? Dr. med. Gobin, Chefarzt der kardiologischen Rehabilitation, hat Antworten.

Was ist kardiovaskuläre Rehabilitation genau?
Die kardiovaskuläre Rehabilitation als wichtiges Element unter den kardiologischen Behandlungsmöglichkeiten basiert auf zwei Stützpfeilern: Bewegung und Schulung. Früher verschrieb man Medikamente sowie – für einige Patientinnen und Patienten – Rehabilitation. Heute ist die Koronarografie, bei der die betroffenen Arterien wieder durchgängig gemacht werden, die häufigste Behandlung. Darauf folgt die Therapie, zu der auch die Rehabilitation gehört. Und die aktuellen Zahlen sprechen für sich: Die kardiovaskuläre Rehabilitation vermag das Risiko eines erneuten Infarkts um 20 bis 25 Prozent und die Gesamtmortalität um 20 Prozent zu senken.

Weshalb nimmt dann nur die Hälfte aller Herzinfarktpatienten an einem kardiovaskulären Rehaprogramm teil?
Früher war die Kardiologie Sache der Chirurgen. Diese operierten das Herz und flickten die Leitungen, verschrieben aber keine Reha, weil das Herz ja wieder funktionstüchtig war. Heute ist der Nutzen der Rehabilitation zwar unbestritten, doch sie bleibt ein eher diskreter Fachbereich. Dazu kommt, dass die Patientinnen und Patienten selbst aktiv werden müssen. Das schreckt manche ab!

Studien haben gezeigt, dass Frauen weniger oft eine Rehabilitation machen. Warum?
Bis in die Achtzigerjahre litten Frauen seltener unter Herzproblemen, weil sie gesünder lebten. Bei den älteren Herzpatientinnen ist es das Pflichtgefühl, das sie von der Reha abhält, auch wenn sie diese nötig hätten. Sie glauben, sich um den Ehemann kümmern zu müssen, und wollen ihn nicht alleine zu Hause lassen. Deshalb sind sie in der Rehabilitation seltener anzutreffen als Männer.

Wie Abhilfe schaffen?
Bei diesen Patientinnen insistieren wir, dass sie sich auch um sich selbst kümmern sollen, und beraten sie, wie sie sich Hilfe für ihren Ehemann organisieren können. Unsere Zahlen sind allerdings erfreulich: 2021 wurden am HFR 551 Personen mit einem Herzinfarkt behandelt. In der ambulanten Rehabilitation haben wir 168 Patientinnen und Patienten betreut, in der stationären Reha 269 Patienten. Das sind über 430 Personen im letzten Jahr. Bei uns absolvieren somit 70 bis 80 Prozent der Herzinfarktpatienten eine kardiovaskuläre Rehabilitation.

Weiter haben wir das Glück, einer sehr dynamischen Klinik anzugehören. Die Teams der Kardiologie und der kardiologischen Rehabilitation arbeiten Hand in Hand für dasselbe Ziel. Alle sind voll und ganz vom Nutzen der Rehabilitation überzeugt, allen voran meine Chefs, die Professoren Stéphane Cook und Mario Togni. Ich habe selten eine solche Motivation erlebt wie in meinem Team. Genau deshalb können wir am HFR auch stolz darauf sein, seit ein oder zwei Jahren die Rehaquote von 50 Prozent zu übertreffen.

>> Videointerview mit Dr. Med. Gobin

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