Die Sicherheit der Patientinnen ist jederzeit gewährleistet

Dank ihrer Kompetenzen und dem Vertrauen ihrer Patientinnen konnte die Geburtenabteilung des HFR ihre Dienstleistungen in dieser turbulenten Pandemie-Zeit perfekt anpassen. Die Patientenflüsse wurden getrennt, gesichert und kontrolliert, damit sowohl Covid- als auch Nicht-Covid-Patientinnen betreut werden können. Seit dem 27. April 2020 nimmt die Geburtenabteilung wieder ambulante Kontrolluntersuchungen vor und die Gynäkologie führt gemäss der Verordnung des Bundesrats, welche die schrittweise Wiederaufnahme der Spitaltätigkeit erlaubt, erneut Sprechstunden durch. Die Patientinnen werden unter sicheren Bedingungen, in kleiner Zahl und in grösseren Räumlichkeiten versorgt, gemäss den geltenden Hygienevorschriften. Gespräch mit Prof. Dr. med. Anis Feki, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe.

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Prof. Anis Feki

Professor Feki, wie hat die Geburtenabteilung die vergangenen Wochen erlebt?
Wir haben uns bei unseren Kollegen in Genf, in Lausanne, im Tessin, in Italien und in Spanien erkundigt, damit wir alle erforderlichen Vorkehrungen treffen konnten, um den Auswirkungen von COVID-19 auf die Schwangerschaft und Geburt zu begegnen. Weiter haben wir die Covid- und Nicht-Covid-Patientenflüsse gesichert und Screening-Tests für die Patientinnen und ihre Begleitperson sowie das Pflegepersonal eingerichtet. Wir ziehen eine positive Bilanz aus dieser Zeit: Das Personal hat hervorragende Arbeit geleistet. Es ist ausserdem schön, zu sehen, dass diese anstrengenden Wochen unser Team zusammengeschweisst haben.

Das Schlimmste konnte bisher in dieser COVID-Krise abgewendet werden. Die Geburtenabteilung musste nicht ins Daler-Spital ziehen, obwohl diese Möglichkeit in Betracht gezogen wurde.
enn das HFR zusätzliche Betten benötigt hätte, wäre die Geburtenabteilung umgezogen, um Platz zu machen. Aber zum Glück ist das Worst-Case-Szenario nicht eingetroffen. Die Geburten fanden jederzeit unter sicheren und ruhigen Bedingungen innerhalb des HFR statt. Wir konnten alle unsere Patientinnen angemessen betreuen.

Wie verhält sich die Zahl der Geburten in dieser Krise im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres?
Die Zahl ist stabil, wir haben rund 110 Geburten verzeichnet. Nicht dringende ambulante Gynäkologie-Sprechstunden wurden jedoch gemäss der Bundesverordnung bis zum 27. April 2020 ausgesetzt.

Sind Sie zufrieden mit dieser Stabilität?
Ja, natürlich. Wir freuen uns, dass die Freiburgerinnen unserem Spital weiterhin in allen Bereichen vertrauen. Unser Team konnte Sicherheit vermitteln, und die Patientinnen zeigten Verständnis für die Verschiebung der Sprechstunden. Schwangerschaftskontrollen, gynäkologische Notfälle und die Betreuung von Krebspatientinnen waren nicht betroffen und wurden weitergeführt.

Gab es bei den Frauen, die entbunden haben, Fälle von COVID-19?
Ja, wir hatten drei Frauen mit Symptomen, die positiv auf COVID-19 getestet wurden und die bereits entbunden haben. Die Infektion verlief bei allen leicht und sie haben sich gut erholt. Ausserdem hatten wir eine Patientin im vierten Schwangerschaftsmonat mit schwerem Krankheitsverlauf. Heute geht es ihr besser und sie wird eng betreut. Man muss wissen, dass das Virus nicht nur die Lungen angreift, sondern auch die Zellen der Gefässe. Wir haben uns informiert und verschiedene Szenarien definiert. Als Schutzmassnahme empfehlen wir den Müttern, sich beim Kontakt mit dem Kind gut die Hände sowie vor dem Stillen die Brust zu waschen.

Kann das Virus von der Mutter auf das Kind übertragen werden?
In kurzer Zeit wurde viel über COVID-19 herausgefunden, das uns hinsichtlich der Fähigkeit der Plazenta, die Übertragung auf den Fötus zu blockieren, beruhigt. Es werden weiter Daten von Schwangeren erfasst und analysiert ‒ noch ist es zu früh, um Schlüsse zu ziehen. Soweit wir wissen, ist noch kein Kind mit dem Virus geboren. Bei drei Babys konnten sogar Antikörper nachgewiesen werden. Man weiss nicht, ob sie diese produziert oder von der Mutter bekommen haben. Fest steht, dass es keine Fälle von Krankheitsübertragung oder Missbildungen gegeben hat. Das ist beruhigend. Nach unserem derzeitigen Wissensstand besteht das Risiko für den Fötus in einer frühzeitigen Geburt.

Die Betreuung von Patientinnen, die an COVID-19 erkrankt sind, ist also gewährleistet. Besteht für die anderen Schwangeren eine Ansteckungsgefahr?
Nein. Die Behandlungspfade sind getrennt. Im Moment werden nicht alle aufgenommenen Patientinnen der Geburtenabteilung getestet. Wir weisen unser Personal an, aufmerksam zu sein, die richtigen Fragen zu stellen und bei Schwangeren mit Symptomen einen Nasenabstrich vorzunehmen.

Gelten für Schwangere besondere Vorsichtsmassnahmen?
Wir empfehlen dieselben Massnahmen: Hände waschen, eine Maske tragen und Abstand halten. Bei Schwangerschaftsdiabetes oder Bluthochdruck empfehlen wir hingegen zusätzliche Massnahmen, namentlich eine Ausgangsbeschränkung. Im Ausland ist eine schwangere Frau an COVID-19 verstorben, in der Schweiz keine. In keinem Fall waren Neugeborene betroffen.

Ist der Krankheitsverlauf bei Schwangeren schwerer?
Schwangere weisen kein erhöhtes Risiko für Komplikationen auf. Eine in einer Geburtenabteilung in New York durchgeführte Studie hat gezeigt, dass 13 Prozent der asymptomatischen Schwangeren, die zur Entbindung ins Spital kamen, COVID-19-positiv waren.

Zurück zur Geburtenabteilung des HFR. Wie wurde die Anwesenheit der Väter geregelt?
Die Besuche von den Vätern waren nie verboten, diejenige von Kindern jedoch schon. Nur Väter mit Symptomen, die auf das Coronavirus hinweisen, sowie Väter, die in den letzten 14 Tagen Kontakt zu COVID-Patienten hatten, durften nicht zu Besuch kommen. Wir haben die Spitalaufenthalte der Mütter und Neugeborenen verkürzt. Es wurde alles getan, um die Paare zu schützen und es ihnen zu ermöglichen, dieses besondere Ereignis der Geburt unter bestmöglichen Bedingungen zu erleben.

Die schrittweise Wiederaufnahme der Spitaltätigkeit hat Ende April begonnen. Das Coronavirus ist aber nach wie vor präsent. Welche zusätzlichen Sicherheitsmassnahmen haben Sie getroffen?
Wir befolgen alle Hygienemassnahmen des Spitals. Um Kontakte zu begrenzen, haben wir mehr Platz geschaffen, insbesondere im Wartebereich. Wir planen die Sprechstunden ausserdem so, dass die Patientenströme begrenzt bleiben. Das Tragen von Masken ist für das gesamte Personal und die Patientinnen empfohlen.