Ein Vorbild für die Integration von Komplementärmedizin im Spital
Vor vier Jahren hat das HFR mit dem in der Schweiz einzigartigen Zentrum für integrative Pädiatrie sein komplementärmedizinisches Angebot auf die gesamte Pädiatrie ausgeweitet. Dies kommt allen kleinen Patienten zugute, die am HFR stationär oder ambulant betreut werden.
Seit Januar 2015 verwendet die Klinik für Pädiatrie erfolgreich die Methoden der integrativen Pädiatrie an, die herkömmliche und komplementärmedizinische Methoden vereint (siehe Kasten). «Die Schaffung eines eigenen Zentrums für integrative Pädiatrie, das in dieser Form in der Schweiz einzigartig ist, hat bei Eltern und in der Fachwelt grosses Interesse ausgelöst», freut sich Dr. med. Benedikt Huber, verantwortlicher Arzt des Zentrums und Projektträger.
Für das Pflegepersonal und die Ärzteschaft der Pädiatrie wurden daher in den letzten Jahren in Freiburg verschiedene Weiterbildungen organisiert. «Die Grundlagen der anthroposophischen Medizin, auf die wir uns hauptsächlich stützen, werden immer besser in die Pflegepraxis integriert. Mit zunehmender Erfahrung nimmt das Team diese neuen Ansätze schrittweise und ganz natürlich in die Patientenbetreuung auf», stellt der Facharzt zufrieden fest.
Erste Ergebnisse positiv
Im Februar 2018 organisierte das HFR das erste Symposium zur integrativen Pädiatrie, zu dem Ärztinnen und Ärzte aus der ganzen Schweiz sowie Referenten aus Deutschland und Österreich kamen. «Wir konnten bei dieser Gelegenheit die ersten Forschungsergebnisse aus unserer 18-monatigen Pilotphase präsentieren. Sie zeigten gute therapeutische Resultate und eine fast durchgängige Akzeptanz der Eltern, und das ohne Mehrkosten für das Spital », sagt Dr. med. Huber.
Bestärkt durch den Erfolg dieser Veranstaltung wird das HFR die Jahrestagung 2020 der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie organisieren. Hauptthema des Anlasses: die integrative Pädiatrie. Der Zentrumsleiter ist begeistert: «Unsere Klinik für Pädiatrie wird als Vorbild für die Integration von Komplementärmedizin im Spital genannt. Dieser neue Ruf zieht Assistenzärztinnen und -ärzte an, die neben ihrem Curriculum in Pädiatrie spezifisch nach einer Ausbildung in der anthroposophischen Medizin suchen. Am HFR wird dieser Ansatz täglich gelebt.» Im Bereich der integrativen Pädiatrie hat das HFR in der Schweiz somit nicht nur die Vorreiterrolle gespielt, sondern es bleibt weiterhin führend auf diesem Gebiet.
An zwei Nachmittagen in der Woche packt Nelly Kuster ihre Musikinstrumente ein und besucht die Pädiatrie, die Neonatologie und die Palliative Care, um dort «eine andere Energie einzubringen», wie sie erklärt. Die Klänge ihrer «Traumleier» (ein pentatonisches Instrument, das von einem australischen Musiktherapeuten erfunden und in Österreich hergestellt wurde), ihrer kleinen Harfe oder ihres Glockenspiels haben fast magische Kräfte: Sie vertreiben Sorgen und beruhigen sowohl Babys als auch Erwachsene.
Wenn die Patienten es möchten, integriert Nelly Kuster sie und ihre Angehörigen in die Therapie und lässt sie auf der Harfe, der Leier oder auf Schlaginstrumenten spielen. Sie lädt sie auch ein, gemeinsam mit ihr zu singen. «Es gibt viele berührende Momente», sagt sie. «Am Anfang und am Ende des Lebens spürt man die tiefe Liebe der Angehörigen besonders. Und die Musik kann tatsächlich wie ein Medikament wirken.»
Dr. med. Huber, was ist integrative Medizin genau?
Sie verbindet auf sinnvolle Weise die Methoden der konventionellen und komplementären Medizin, um die Patientenversorgung zu verbessern. Meiner Ansicht nach ist dies die Zukunft der modernen Medizin. Zu den Gebieten der Komplementärmedizin gehören beispielsweise die traditionelle chinesische Medizin, Kunsttherapie, Homöopathie oder die anthroposophische Medizin. In der Klinik für Pädiatrie konzentrieren wir uns vor allem auf Letztere.
Wieso das?
Die anthroposophische Medizin hat selbst einen integrativen Charakter. Sie basiert auf den Methoden und Prinzipien der naturwissenschaftlichen Medizin und fügt zu diesen Kenntnisse über das Lebendige, das Seelische und das Geistig-Individuelle des Patienten hinzu. Sie betrachtet den Menschen damit als Ganzes – neben seinem körperlichen Zustand auch seine Lebensprozesse sowie seine psychische und spirituelle Verfassung. Dieser Ansatz ermöglicht eine Erweiterung des konventionellen Therapiespektrums. Weil die anthroposophische Medizin in der Schweiz vollumfänglich anerkannt ist, werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen.
Welche Behandlungen bietet die Klinik an?
Kinder, die in unserer Klinik betreut werden, erhalten in jedem Fall die notwendige schulmedizinische Behandlung. Die anthroposophische Medizin bietet uns aber auch Arzneimittel aus natürlichen Substanzen, die unter anderem die Prinzipien der Phytotherapie und Homöopathie respektieren. Wir bieten diese Behandlungen insbesondere für Erkrankungen der Atemwege wie Lungenentzündung, Bronchitis oder Asthma an. Dabei nutzen wir äussere Anwendungen (Wickel, Einreibungen, Umschläge usw.), Inhalationen und anthroposophische Medikamente. Diese Behandlungen wirken auf die Selbstregulation des Organismus und die Selbstheilungskräfte des Patienten und unterstützen damit gesundheitserhaltende bzw. -wiederherstellende Prozesse.