Gut altern? Das geht !

Gesund essen, sich bewegen und unter die Leute gehen: Das sollten sich diejenigen zu Herzen nehmen, die sich ein langes und gesundes Leben wünschen. Wie zum Beispiel die (über) Hundertjährigen der sogenannten «blauen Zonen». 

Das Geheimnis eines langen Lebens hat die Menschheit schon immer fasziniert. Seit 2002 befasst sich eine breite Studie der National Geographic Society damit, die sogenannten «blauen Zonen» zu untersuchen, also jene Regionen, wo besonders viele Menschen über hundert Jahre alt werden. Die sardische Provinz Nuoro, die japanische Insel Okinawa, die griechische Insel Ikaria, die costa-ricanische Halbinsel Nicoya und die kalifornische Adventistengemeinde Loma Linda – wo die Lebenserwartung rund zehn Jahre über dem US-amerikanischen Schnitt liegt – werden seither genauer unter die Lupe genommen. 

In diesen Regionen ist es zehnmal wahrscheinlicher, das hundertste Lebensjahr zu erreichen, als in Nordamerika oder in Europa. Zudem sind auch die Krebs- und Herz-Kreislauf- Erkrankungsraten einiges tiefer. Die drei Hauptfaktoren für diese aussergewöhnliche Langlebigkeit sind ohne grosse Überraschung die beim Gesundheitsfachpersonal bekannten und allgemein üblichen Empfehlungen: gesunde Ernährung, regelmässige körperliche Betätigung und Pflege von sozialen Kontakten. 

ERNÄHRUNG 

Obwohl die einzelnen «blauen Zonen» auf den ersten Blick völlig unterschiedlich sind, entdecken der Studienautor Dan Buettner und sein Forscherteam zahlreiche Ähnlichkeiten in der Lebensweise. Da wäre zuerst einmal die Ernährung: lokale, natürliche und nicht industriell gefertigte Nahrungsmittel, viel Gemüse und Früchte, wenig Fleisch. In Okinawa leben die meisten über Hundertjährigen von den Produkten aus dem eigenen Garten. Verschiedene Bohnenarten stehen ebenfalls auf dem Menüplan. Auf der Halbinsel Nicoya in Costa Rica sind Bohnen Bestandteil jeder Mahlzeit. Die über hundertjährigen Kalifornier aus Loma Linda sind zum grossen Teil Vegetarier. Ein Glas Alkohol pro Tag – einheimischer Rotwein auf Sardinien und Sake in Japan – wird nicht verschmäht. 

«Falsche Ernährung und Mangelernährung sind bei vielen älteren Menschen grosse gesundheitliche Risikofaktoren», bestätigt Dr. med. André Laszlo, Chefarzt der Klinik für Geriatrie. «Die Ernährungsprobleme hängen zusammen mit bestehenden Erkrankungen, fehlender Stimulation aufgrund von mangelnder sozialer Einbettung sowie mit einer wegen lokomotorischer oder kognitiver Probleme eingeschränkten Fähigkeit, selbst Nahrung zu besorgen. Der Zustand von Mund und Zähnen sowie Probleme mit dem Kauapparat und der Speichelproduktion – oft Nebeneffekte der Medikamenteneinnahme – wirken sich auf die Ernährung aus. Ein Schlüsselelement ist es also, stets auf die Nahrungseinnahme zu achten.» 

KÖRPERLICHE BETÄTIGUNG 

Die über Hundertjährigen der «blauen Zonen» teilen eine weitere Gemeinsamkeit, nämlich körperliche Betätigung. In Okinawa verbringen sie viele Stunden im Garten. Auf Sardinien geht man in den Bergen wandern. Die älteren Leute in der Region Nicoya wiederum sind auf den lokalen Höfen oder im Wald tätig. 

«Eine regelmässige und den eigenen Möglichkeiten angemessene körperliche Betätigung mindert das Risiko für gewisse Erkrankungen, lässt die Leute länger selbstständig sein und erhöht das allgemeine Wohlgefühl. Im Gegenteil führt mangelnde Bewegung zu erhöhtem Krankheitsrisiko und fördert Geh- und Gleichgewichtsstörungen. Ab 50 verliert jeder, der sich wenig bewegt, jedes Jahr etwa ein Prozent seiner Muskelmasse», warnt Dr. med. Laszlo. Sport, Yoga, Pilates, Turnen, Tai-Chi, Tanzen, Spazieren oder tägliche Betätigung im Garten, beim Einkaufen oder beim Hüten der Enkelkinder sind alles Möglichkeiten, um in Schwung zu bleiben.

SOZIALES NETZWERK 

Soziale Einbettung ist der Hauptpfeiler all dieser Hundertjährigen, die in ihren Regionen aufgrund ihrer Altersweisheit hohe Wertschätzung erfahren. Auf Sardinien und in Costa Rica will es die althergebrachte Kultur, dass ältere Menschen geachtet und aktiv in die Gemeinde und Familie eingebunden werden. In Okinawa baut sich jeder eine soziale Gruppe, genannt Moai, auf, einen Kreis von Freunden, die gemeinsam Dinge unternehmen und sich gegenseitig unterstützen. 

«Das Aufrechterhalten von sozialen Kontakten erhöht das Wohlbefinden und wirkt sich positiv auf den Alltag von älteren Personen aus, insbesondere was die Ernährung und körperliche Betätigung betrifft. Eine gewisse Spiritualität, religiös oder nicht, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle», erklärt Dr. med. Laszlo. Umgekehrt führt soziale Isolierung dazu, dass sich ältere Menschen schneller im Stich gelassen fühlen und an Selbstständigkeit verlieren. Grund genug also, seinen Kreis von Freunden und Familie zu hegen und zu pflegen.

 

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