Hirnschlag: jede Sekunde zählt
In der Schweiz erleiden jedes Jahr 16’000 Menschen einen Hirnschlag. Um sie zu betreuen und der dritthäufigsten Todesursache entgegenzuwirken, haben die Spitäler ein Netz spezialisierter Stroke Units geschaffen.
Die Versorgung von Hirnschlagpatienten hat in letzter Zeit grosse Fortschritte gemacht, insbesondere dank der Schaffung und laufenden Weiterentwicklung der schweizweit 24 spezialisierten Behandlungsstrukturen, den sogenannten Stroke Units. Das HFR Freiburg – Kantonsspital verfügt seit 2014 über eine eigene Stroke Unit. Diese auf Hirngefässleiden spezialisierte Struktur ist speziell eingerichtet, um sofort eine Diagnose stellen und die geeignete Behandlung einleiten zu können. «Ich habe grossen Respekt vor der multidisziplinären Arbeit und dem enormen Engagement der Ärzte, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Neuropsychologen und spezialisierten Pflegefachkräften, aus denen unser hochqualifiziertes Team besteht», so Dr. med. Friedrich Medlin, Facharzt für Neurologie und Co-Leiter der Stroke Unit am Standort Freiburg – der einzigen solchen Einrichtung im Kanton.
Der Arzt sieht noch andere Vorteile einer solchen Struktur: «Die Versorgung von neurovaskulären Leiden erfolgt nach genauen Protokollen und das Pflegepersonal wird regelmässig geschult. Daneben betreiben wir klinische Forschung in Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg. Ausserdem arbeiten wir eng mit den Departementen für Neurologie des CHUV in Lausanne und des Inselspitals in Bern zusammen und halten regelmässige Videokonferenzen ab. Erwähnenswert ist auch, dass wir von den rund 350 Patienten, die jedes Jahr wegen eines Schlaganfalls ins HFR eingewiesen werden, nur etwa zwanzig schwere Fälle in die Unispitäler verlegen.»
Einer von sechs ist betroffen
Der Aufwand lohnt sich, denn es steht viel auf dem Spiel: Schätzungsweise erleidet jeder sechste im Laufe seines Lebens einen Hirnschlag, auch Schlaganfall genannt. In der Schweiz überlebt ein Viertel der rund 16’000 Betroffenen den Schlaganfall nicht, was ihn nach Herzerkrankungen und Krebs zur dritthäufigsten Todesursache macht. Von den Überlebenden leidet über die Hälfte an mehr oder weniger schweren neurologischen Folgeschäden: motorische Defizite, kognitive Probleme, Sprach- oder Empfindungsstörungen, um nur die häufigsten zu nennen.
Zur Erinnerung: Ein Schlaganfall wird entweder durch ein verstopftes (ischämischer Hirninfarkt) oder gerissenes Blutgefäss (Hirnblutung) verursacht. In beiden Fällen erhält das Gehirn nicht mehr ausreichend Sauerstoff. Ein vorübergehender Hirnschlag, bei dem die Symptome weniger als 24 Stunden anhalten und sich das Blutgerinnsel von selbst wieder auflöst, wird als transitorische ischämische Attacke (TIA), umgangssprachlich auch Streifung oder «Schlägli», bezeichnet.
Ein Hirnschlag ist nicht unausweichlich: In der Hälfte der Fälle lässt er sich durch einen gesunden Lebensstil verhindern. Es kann zwar jeden treffen, aber das Risiko, einen Hirnschlag zu erleiden, steigt mit zunehmendem Alter und einer bestimmten genetischen Veranlagung deutlich. Alle anderen Risikofaktoren lassen sich jedoch beeinflussen.
Die wichtigsten vorbeugenden Massnahmen sind: auf einen normalen Blutdruck achten, nicht rauchen, übermässigen Alkoholkonsum und Übergewicht vermeiden, sich regelmässig bewegen und gesund ernähren, Stress vermeiden, die Blutfettwerte überwachen, den Blutzuckerspiegel kontrollieren, um Diabetes vorzubeugen, und allfällige Herzkrankheiten behandeln.
- Ein Hirnschlag ist ein lebensbedrohlicher Notfall. Jede Minute zählt! Das oberste Gebot lautet daher: Ruhe bewahren, aber
rasch und entschlossen handeln. - Alarmieren Sie sofort den Notruf 144. Keine Angst vor einem Fehlalarm!
- Geben Sie am Telefon Adresse (Standort), Name und Alter des Patienten bekannt.
- Lagern Sie den Patienten auf dem Rücken. Ist er bewusstlos, bringen Sie ihn in die Seitenlage.
- Lockern Sie seine Kleidung und geben Sie ihm nichts zu essen oder zu trinken.
- Machen Sie das Licht in Wohnung und Treppenhaus an. Bitten Sie einen Nachbarn, die Ambulanz einzuweisen.
- Bleiben Sie beim Patienten und beruhigen Sie ihn.