Mit Onkogeriatrie ältere Menschen gezielt betreuen

Seit November 2017 bietet das HFR eine neue Dienstleistung an: die Onkogeriatrie. Für Freiburger Senioren mit einer Krebserkrankung ist dies eine wichtige Neuerung, denn in der Onkogeriatrie wird die Behandlung nicht nur auf den Krebs, sondern auch auf den Allgemeinzustand des Patienten abgestimmt. 

Ein Drittel der Krebspatienten des HFR ist über 70 Jahre alt. Bis 2030 soll der Anteil älterer Krebspatienten auf 70 Prozent steigen. Hinzu kommt, dass mehr als 90 Prozent von ihnen an weiteren Erkrankungen leiden, z. B. an Herzinsuffizienz oder Diabetes. Für solche vorbelasteten Patienten eine geeignete Behandlung zu finden, stellt für Krebsspezialisten eine wachsende Herausforderung dar. 

Um hier Abhilfe zu schaffen, hat das HFR vergangenen November eine neue Dienstleistung ins Leben gerufen: die Onkogeriatrie- Sprechstunden, die von einem interdisziplinären Team um Dr. med. André Laszlo, Chefarzt der Klinik für Geriatrie, Dr. med. Vérène Dougoud-Chauvin, Leitende Ärztin der Abteilung Onkologie, und Natacha Szüts, Fachexpertin für Onkologiepflege in Freiburg, durchgeführt werden. 

«Die Idee dieser Sprechstunden ist, die funktionelle Verfassung älterer Krebspatienten von Anfang an mithilfe objektiver Kriterien umfassend zu betrachten und gemeinsam mit dem Geriater eine individuelle Therapie zu planen», erklärt Dr. med. Dougoud-Chauvin. Die Sprechstunde beginnt mit einer Abklärung durch Natacha Szüts, die untersucht, wie es mit der Mobilität, den kognitiven Fähigkeiten, der Ernährung und der Lebenssituation des Patienten aussieht, z. B. ob er alleine lebt, die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen kann usw. 

Danach halten die Ärzte eine gemeinsame Sprechstunde ab. Sobald der Befund steht, werden die nächsten Schritte eingeleitet. «Uns steht auf der einen Seite eine Vielzahl therapeutischer Massnahmen wie Chemo- oder Strahlentherapie zur Verfügung, auf der anderen Seite gilt es, den Allgemeinzustand des Patienten zu berücksichtigen », so Dr. med. André Laszlo. «Bei der Therapie bemühen wir uns um den Erhalt einer bestmöglichen Lebensqualität, die Lebenserwartung ist nicht immer das Hauptkriterium.» 

So kann bei einem 87-jährigen Patienten mit einem Lungentumor, der ansonsten in guter körperlicher Verfassung ist, das gesamte Therapiespektrum ausgeschöpft werden – wie bei einem jüngeren Patienten. «Bei einem bereits geschwächten, kognitiv eingeschränkten Patienten jedoch wäre eine belastende Therapie mit schweren Nebenwirkungen und häufigen Konsultationen der falsche Weg, selbst wenn das Krebsleiden für sich allein betrachtet diese nahelegen würde», erläutert der Geriater. Viele Patienten benötigen eine Betreuung auf mehreren Ebenen, wozu auch Ernährungsberatung und Physiotherapie gehören. Diese Begleitmassnahmen stärken den Patienten und sorgen dafür, dass die Behandlung wirksamer und besser verträglich ist. 

Ein wertvolles Nischenangebot 

Onkogeriatrische Sprechstunden führen in der Onkologie ein Nischendasein, für das sich die Pharmaindustrie bisher noch kaum interessiert. Aus diesem Grund sind betagte Patienten in klinischen Studien, die der Formulierung von Therapieempfehlungen dienen, derzeit untervertreten. Allerdings lohnt sich eine angemessene Versorgung und individuelle Behandlung älterer Krebspatienten nicht nur menschlich, sondern auch finanziell. 

«Onkogeriatrie-Sprechstunden verhelfen nicht nur den Patienten zu einer besseren Lebensqualität, sondern sparen auch Kosten. Indem wir frühzeitig abklären, zu welchen Komplikationen es kommen könnte, und diese z. B. durch Ernährungsberatung oder Physiotherapie entgegenwirken, können wir kostspieligen Spitalaufenthalten vorbeugen», argumentiert Dr. med. Dougoud-Chauvin. Zudem stellen diese Sprechstunden für das HFR keinen finanziellen Mehraufwand dar. Die neue Dienstleistung, die derzeit am Standort Freiburg angeboten wird, soll künftig auch auf Riaz und Meyriez-Murten ausgeweitet werden. 

Une formation outre-Atlantique

Dans le cadre du projet des consultations en oncogériatrie, la Dre Vérène Dougoud-Chauvin s’est rendue aux États-Unis, plus précisément à Tampa (Floride) pour se former auprès de la Prof. Martine Extermann, au Moffitt Cancer Center. Cette pionnière dans le domaine de l’oncogériatrie accueille en effet des médecins en fin de formation en oncologie pour participer à des projets de recherche clinique. Durant six mois, la Dre Dougoud-Chauvin a participé à une étude sur l’accessibilité des données informatiques (« big data ») et leur application en temps réel dans une consultation oncologique, ainsi que sur les patients atteints d’un lymphome diffus à grandes cellules et d’une insuffisance cardiaque.

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