Multiple Sklerose: Enorme Fortschritte in der Behandlung

In der westlichen Welt erkrankt mehr als eine von tausend Personen im Laufe ihres Lebens an Multipler Sklerose. Junge Frauen sind besonders häufig betroffen. Die Krankheit ist bis heute unheilbar, aber die Medizin erzielt rasante Fortschritte.

Jeden Tag erhält in der Schweiz eine Person die Diagnose Multiple Sklerose (MS). Diese chronische Autoimmunerkrankung greift das zentrale Nervensystem an und zerstört die Myelinscheide, d. h. die Schutzmembran der Nervenzellen im Gehirn und Rückenmark. MS ist unvorhersehbar und äusserst sich auf unterschiedliche Arten. Die Krankheit verläuft meist in Schüben, also vorübergehenden Verschlechterungen des Gesundheitszustands, mit manchmal schwerwiegenden Folgen für die betroffene Person. «Anders als allgemein angenommen bedeutet eine MS-Diagnose nicht zwangsläufig, dass die betroffene Person im Rollstuhl endet», erklärt Dr. med. Andrea Humm, Chefärztin Neurologie am HFR. «Die Krankheit ist zwar unheilbar, doch die Forschung ist äusserst aktiv und hat in den letzten 20 Jahren enorme Fortschritte erzielt. Neue Behandlungsmethoden können die Schwere und Häufigkeit der Schübe reduzieren, was die Lebensqualität der Betroffenen langfristig deutlich verbessern kann.»

Dies ist umso erfreulicher, als die ersten Symptome im Allgemeinen schon zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auftreten. «MS ist die am häufigsten diagnostizierte neurologische Erkrankung bei jungen Erwachsenen. Aus bestimmten Gründen im Zusammenhang mit dem weiblichen Immunsystem und den Hormonen machen Frauen fast drei Viertel aller Fälle aus. Ausserdem verzeichnen wir in der westlichen Welt mehr Fälle von MS, was zum Teil durch Umweltfaktoren wie Ernährung, Giftstoffe oder mangelnde Vitamin-D-Zufuhr erklärt werden kann», führt die Fachärztin aus.

Individuelle Therapie

Und welche Rolle spielt die genetische Veranlagung? «Bestimmte genetische Faktoren fördern die Entstehung von Multipler Sklerose und es können mehrere Mitglieder einer Familie betroffen sein, aber es handelt sich nicht um eine Erbkrankheit», so Dr. med. Humm. Die Symptome sind sehr vielfältig und hängen von der Lokalisierung der Entzündungsherde ab: Seh- oder Sensibilitätsstörungen, Bewegungs- oder Koordinationsprobleme, Schmerzen, psychische oder kognitive Einschränkungen, extreme Müdigkeit usw. «Bei Verdacht auf MS wird ein MRI gemacht, um die Sklerose, also die entzündlichen Verletzungen am zentralen Nervensystem, darzustellen. Durch eine Lumbalpunktion (im Bereich der Lendenwirbel) wird die Diagnose bestätigt», erklärt die Chefärztin. «Unsere Rolle besteht darin, aus den zahlreichen verfügbaren Therapien das richtige Medikament für die einzelne Person zu finden, je nach Stadium und Aggressivität der Erkrankung.»

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