Die Geschichte des Gipsverbands

Knochenbrüche wurden bereits im alten Ägypten mit Schienen fixiert. Diese wurden mit Baumwolle gefüllt und anschliessend mit in Gips getränkten Leinenbandagen umwickelt. Während der klassische Gipsverband immer weniger zum Einsatz kommt, nimmt die Zahl der sogenannten Castverbände (Kunststoffgips) rasant zu. Und wie sieht die Zukunft aus?

Wie wurden Knochenbrüche früher behandelt? Während sich die restliche Welt mit einfachen Schienen aus Stöcken zufriedengab, hatten die alten Ägypter bereits eine beinahe moderne Technik entwickelt: Sie fertigten Gipsverbände an, die fast identisch mit denen sind, die wir bis heute verwenden! 

Der Gipsverband hat eine lange Entwicklung hinter sich (siehe Kasten). Heute gibt es noch zwei Methoden: den klassischen Gipsverband und den Castverband mit Kunststoffgips. Letzterer wird am HFR seit rund 20 Jahren angewendet und erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Tatsächlich sind 95 Prozent der 2’500 Gipsverbände, die jedes Jahr von den Gipspflegern Miguel Chacon und Benito Finelli angefertigt werden, aus Kunststoff. «Castverbände sind leichter, sauberer und bequemer und können individuell für den Patienten angefertigt werden», so Miguel Chacon. «Ein weiterer Vorteil: Kunststoffgips trocknet schneller und lässt Röntgenstrahlen durch. Allerdings ist er zehnmal so teuer wie herkömmlicher Gips ...» 

Dass die Castverbände immer häufiger verwendet werden, ist auch den Gipspflegern zu verdanken. Ihr Tätigkeitsfeld hat sich weiterentwickelt und umfasst heute neben dem OP-Saal und der Notaufnahme auch die orthopädische Chirurgie – ein Fachgebiet, das aktuell 90 Prozent ihrer Tätigkeit ausmacht. 

Heute wie damals unschlagbar 

Ist der Gipsverband angesichts der Entwicklung neuer Technologien wie z. B. 3D-Druckern für Orthesen (medizinische Hilfsmittel zur Stabilisierung oder Entlastung von Gliedmassen; nicht zu verwechseln mit Prothesen, die Gliedmassen ersetzen) nicht bald überflüssig? Benito Finelli, der seit fast drei Jahrzenten Knochenbrüche am HFR repariert, ist sich sicher: «Das ist noch lange nicht der Fall. Die neuen Methoden sind genial, aber sehr kostspielig. Sie sind dann sinnvoll, wenn sie auf lange Dauer angewendet werden, z. B. bei einer Behinderung. Für einen Knochenbruch, der in sechs bis acht Wochen heilt, bleibt der Castverband die beste Lösung. »

Die Entstehung des Gipsverbands 

4. JAHRHUNDERT: In Indien verwendet man eine Art Gipsverband aus Baumrinde, Leim und Mehl, der mit Holzschienen zusammengehalten wird.
UM DAS JAHR 1000: Abu Al-Qasim, der «Vater der modernen Chirurgie», erfindet einen Gipsverband aus einer Mischung von Branntkalk und Eiweiss. Nachdem der Bruch gerichtet ist, kommt der Gipsverband direkt auf den betroffenen Körperteil. Al-Qasims Methode wird im.
19. JAHRHUNDERT von einem der Chirurgen Napoleons nach Frankreich importiert.
1816: Ein russischer Militärarzt taucht Bandagen in flüssigen Gips, bevor er sie auf den mit Baumwollstrümpfen und -tupfern geschützten Körperteil aufträgt.
1852: Ein niederländischer Chirurg erfindet die «echten» Gipsstreifen. Sie werden im grossen Stil vermarktet, perfektioniert und bis heute verwendet.
1955: Dem Gips werden Harze zugesetzt.
ENDE DER 1960ER-JAHRE: Der Kunststoffgips wird zum ersten Mal verwendet.  

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Wieso heisst der Gipsverband auf Französisch «plâtre de Paris»? 

Im Jahr nach dem Brand in London 1666 unterzeichnete Louis XIV. ein Edikt, das vorschrieb, dass alle Häuser innen und aussen mit Gips verputzt werden mussten. Durch die Feuerfestigkeit des Materials wollte er verhindern, dass sich Brände auf seinem Territorium ausbreiten und Paris das gleiche Schicksal erleidet wie die britische Hauptstadt. Im 18. Jahrhundert war die zukünftige Stadt des Lichts ausserdem berühmt für ihre unterirdischen Gipsvorkommen. KD con. «Ein weiterer Vorteil: Kunststoffgips trocknet schneller und lässt Röntgenstrahlen durch. Allerdings ist er zehnmal so teuer wie herkömmlicher Gips ...» Dass die Castverbände immer häufiger verwendet werden, ist auch den Gipspflegern zu verdanken. Ihr Tätigkeitsfeld hat sich weiterentwickelt und umfasst heute neben dem OP-Saal und der Notaufnahme auch die orthopädische Chirurgie – ein Fachgebiet, das aktuell 90 Prozent ihrer Tätigkeit ausmacht. Heute wie damals unschlagbar Ist der Gipsverband angesichts der Entwicklung neuer Technologien wie z. B. 3D-Druckern für Orthesen (medizinische Hilfsmittel zur Stabilisierung oder Entlastung von Gliedmassen; nicht zu verwechseln mit Prothesen, die Gliedmassen ersetzen) nicht bald überflüssig? Benito Finelli, der seit fast drei Jahrzenten Knochenbrüche am HFR repariert, ist sich sicher: «Das ist noch lange nicht der Fall. Die neuen Methoden sind genial, aber sehr kostspielig. Sie sind dann sinnvoll, wenn sie auf lange Dauer angewendet werden, z. B. bei einer Behinderung. Für einen Knochenbruch, der in sechs bis acht Wochen heilt, bleibt der Castverband die beste Lösung. »