"In diesem Spital geht's menschlisch zu und her"
Eine Szene wie aus einem Trickfilm: Die Hauptfigur, hoch oben auf einer Leiter stehend, streicht ihr Dach neu. Sie lehnt sich immer weiter vor, streckt den Arm, den Pinsel in der Hand haltend, noch ein paar Zentimeter weiter aus, bis ... die Leiter wegrutscht und die Figur – in unserem Fall Claude Rossier – von der Leiter fällt. Während der Trickfilmheld unversehrt wieder aufsteht, findet sich Rossier im HFR Riaz wieder, wo ihn die «unglaubliche Effizienz» beeindruckt.
Was Claude Rossier von diesem Tag im Juli 2018 noch weiss, ist, dass er «nur noch eine kleine Ecke» seines Daches streichen wollte. Dann der Sturz aus schwindelerregender Höhe. Und danach nichts mehr. «Eine Nachbarin hat den Lärm gehört», erzählt Rossier, auch bekannt unter seinem Künstlernamen Cloros. Ich hatte ein Riesenglück: Der Farbeimer federte den Aufprall ab, sodass ich nicht mit dem Kopf auf dem Asphalt aufschlug». Sein Arm und sein Brustkorb indes waren arg zugerichtet: «Ich zog mir einen Bruch zu und meine Rippen waren verschoben», führt er aus und entblösst eine diskrete Narbe neben dem linken Handgelenk.
«Nicht wehleidig»
«Ein paar Jahre zuvor war ich bereits einmal auf dem Notfall in Riaz gewesen und wusste noch gut, wie lange das gedauert hatte. Aber diesmal – welche Effizienz! Ich war immer noch mit Farbe vollgespritzt, da kam ich schon an die Reihe!», so Rossier. «Von der Ambulanz ging’s direkt zum CT, wo kontrolliert wur de, ob mit dem Kopf alles in Ordnung war. Bevor ich am Arm operiert wurde, stellte man mir zudem tausend Fragen, alles in einer sehr netten Atmosphäre.» Der Künstler aus dem Glanebezirk verbrachte danach eine Nacht am Greyerzer Standort. «Es ist wichtig, sich für die peripheren Standorte einzusetzen. Man hört oft, dass die Patienten in grossen Strukturen nur noch Nummern sind. Nicht so in Riaz: In diesem Spital geht’s noch menschlich zu und her.»
"Ich hatte ein Riesenglück: Der Farbeimer federte den Aufprall ab, sodass ich nicht mit dem Kopf auf dem Asphalt aufschlug"
Und zwar nicht nur bei seiner Ankunft, sondern auch nach dem Spitalaufenthalt. «Ich bin nicht wehleidig, deshalb machte ich keine Physiotherapie. Weil ich mich viel bewege, erlangte ich die Beweglichkeit meiner Hand rasch wieder, obwohl ich die Faust erst kaum schliessen konnte.» Den Gang zur Apotheke versäumte er allerdings: «Da ich erst gegen Abend aus dem Spital kam, nahm ich mir vor, am nächsten Tag vorbeizugehen. Doch in der Nacht kamen die Schmerzen zurück ...» Auch die verordnete Armschiene habe er nicht getragen. «Da hat mir der Arzt aber zu Recht auf die Finger geklopft!»
Eine Schenkung für das HFR Riaz
Cloros hatte Glück im Unglück: Sein rechter Arm blieb beim Unfall verschont. So steckte er sein künstlerisches Talent in ein Werk, das er im Dezember 2018 dem HFR Riaz vermachte – als Dank für das Team, das sich so gut um ihn gekümmert hatte. «Ich arbeitete an einem Projekt zum Schloss Greyerz, das ich eigentlich bei mir aufstellen wollte, aber dann kam mir sofort das Spital in den Sinn!»
Die Malerarbeiten an seinem Dach müssen nun bis im Frühling warten. «Ich nahm mir vor, nie wieder auf eine Leiter zu steigen. Doch schon kurz nach dem Unfall konnte ich nicht anders und stieg hoch, um Kirschen zu pflücken ... Mit dem Dach sehen wir später weiter. Mein letzter Pinselstrich ist noch gut zu sehen!»