Das Spital stellt auf ambulant um
Die Gesundheitsversorgung wird zunehmend ambulant. Das ist vor allem in den medizinischen und pflegerischen Bereichen zu spüren – aber nicht nur: Das ganze Spital muss sich dem neuen Trend anpassen. Ein Besuch in den Direktionen.
Personalwesen
Die HR müssen dafür sorgen, dass die Mitarbeitenden innerhalb des Spitals in verschiedenen Abteilungen einsetzbar sind, und ganz bestimmte Profile rekrutieren: Vor diese Herausforderungen stellt die ambulante Trendwende die Direktion Personal. „Im ambulanten Bereich sind andere Pflegetechniken gefragt, zudem gibt es dort viele Langzeitpatientinnen und -patienten mit chronischen Erkrankungen“, erklärt Michaela Bubach, Direktorin Personal. „Die Mitarbeitenden starten ihre berufliche Laufbahn oft im stationären Bereich – am Patientenbett –, und wechseln später in die ambulante Betreuung. Diese erlaubt oft eine bessere Work-Life-Balance.“ Ambulante Sprechstunden finden unter der Woche tagsüber statt, was oft besser mit dem Familienleben oder einem beruflichen Wiedereinstieg vereinbar ist.
Das macht die Arbeit attraktiv und gibt Raum für Spezialangebote wie Schmerztherapie oder Wundbehandlung. „Die Fälle sind zwar weniger schwer, aber das Tagesprogramm ist dicht. Für uns liegt die Herausforderung daher weniger darin, genügend Pflegekräfte zu finden, sondern die richtigen Profile.“
Logistik
Auch die Logistik-Teams stellt die Ambulantisierung vor andere Herausforderungen, als man vielleicht denkt. Die zunehmenden ambulanten Behandlungen wirken sich zwar nicht stark auf den täglichen Unterhalt aus, dafür aber umso mehr auf die Infrastruktur: „Das Spital wurde für stationäre Patienten gebaut“, gibt Andreas Berger, Direktor Logistik, zu bedenken. „Ein stationärer Patient wird meist von jemandem ins Spital gefahren. Wer dagegen nur für einige Stunden ins Spital kommt, ist gerne selbst mobil.“
Die Folgen: überfüllte Parkplätze, mehr Verkehr und Staus, Warteschlangen in Kiosk und Cafeteria sowie volle Wartezimmer. „Hier können die Gesundheitszentren mit ihrem modularen Aufbau punkten. Sie sind vergleichbar mit Hotels mit Seminarräumen: Die Anlässe sind jeden Tag anders, aber die Verwaltung der Räume bleibt dieselbe.“
Informatik
In Zukunft sind die Abläufe rund um den Patienten digital. „Der Patient von morgen managt seine Gesundheitsversorgung selbst“, ist sich Stéphane Brand, Direktor Informationssysteme und Operations, sicher. „Er muss seine Termine online vereinbaren und seine Sprechstunden online verwalten können und seine Terminaufgebote direkt per Mail oder SMS erhalten.“ Dies macht es nicht nur den Patientinnen und Patienten, sondern auch den Ärzte- und Pflegeteams leichter.
Heute erhält die Patientin X ihr Aufgebot in Papierform und muss sich vor dem Termin bei der Patientenaufnahme anmelden. „Schon sehr bald kann sie uns ihre administrativen Angaben elektronisch schicken“. Auch das Patientendossier wird heute noch auf Papier oder als PDF geführt, was eine dynamische Übernahme der Daten verunmöglicht. „Diese Situation ist für den Informationsaustausch zwischen den verschiedenen Abteilungen, die den Patienten betreuen, ganz klar nicht ideal.“ Der erste Digitalisierungsschritt muss also intern erfolgen. In einem zweiten Schritt werden externe Partner integriert, z. B. Hausärzte. „All dies bedeutet riesige Veränderungen im Bereich der Infrastruktur, der Abläufe und der Tools, aber es ist nun mal die Zukunft.“
Finanzen
Und welche Auswirkungen hat die vermehrt ambulante Versorgung auf die Finanzen? „Ambulante Leistungen werden anders finanziert als stationäre“, so Nathalie Tercier, Direktorin Finanzen ad interim. „Stationäre Leistungen werden vom Staat mitfinanziert. Ambulante Angebote laufen vollumfänglich über die Krankenkassen. Damit steigt auch das Risiko von Einsprachen.“ Bald soll eine neue ambulante Tarifstruktur das bisherige Tarmed-System ersetzen. Die neue Struktur soll sowohl Pauschalen und Einzelleistungstarife gemäss dem Arzttarif Tardoc enthalten. Das Dossier liegt derzeit beim Bundesrat.
In der Praxis wird dies einige Anpassungen mit sich bringen: „Wir werden neue Stellenprofile für Personen schaffen müssen, die sich mit der Überwachung und Analyse der ambulanten Pauschalen befassen. Auch die Patientenaufnahmen werden mehr zu tun haben. Wir prüfen derzeit, wie wir die Patientenflüsse in dieser Etappe optimal steuern können.“Es kommen also einige Neuerungen auf die Direktion Finanzen zu „was auch dazu führt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vermehrtinterdisziplinär arbeiten werden.“