Eine Kommandozentrale im Kampf gegen das Virus

Wie begegnet man einer unbekannten Situation, bei der sich von einer Minute auf die andere alles verändern kann? Als Antwort auf diese Frage hat das HFR in Rekordzeit eine Kommandozentrale eingerichtet, in der Informationen verwaltet und Entscheidungen schnell und effizient getroffen werden.

Anfang März 2020 gab es für die Spitalleitung keinen Zweifel mehr: Der Krisenstab des HFR muss sich dem Ausmass der COVID-19-Pandemie anpassen. Es gab zu viele, ständig ändernde Informationen zu verwalten und zu viele wichtige Entscheidungen zu treffen. Ausserdem herrschte überall grosse Unsicherheit, denn die Situation war für alle völlig neu und man wusste nichts über das Virus. Wie können wir die Kapazität der Intensivpflege erhöhen? Wie stellen wir sicher, dass wir genügend Personal und Material zur Verfügung haben? Wie informieren wir die richtigen Akteure zur richtigen Zeit? Wie können wir unsere Probleme an die kantonalen Organe weiterleiten? Und wie koordinieren wir uns in Echtzeit mit den Standorten Riaz, Tafers, Billens und Meyriez-Murten? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, orientierte sich das HFR an einem Modell der Armee: eine Kommandozentrale, die über die notwendigen Kapazitäten verfügt, um eine hohe Menge an Informationen zu verwalten, aber trotzdem flexibel genug ist, um ihre Entscheidungen bei Bedarf täglich anzupassen und mit verschiedensten operativen, institutionellen und politischen Partnern zusammenzuarbeiten. Mit diesem Konzept befand sich das HFR von einem Tag auf den anderem im Zentrum der gesundheitspolitischen Massnahmen des Kantons im Kampf gegen die weltweite Pandemie.

 



«Den Informationsfluss kanalisieren und rasch Entscheidungen fällen»

Dr. med. Ronald Vonlanthen, Medizinischer Direktor, erklärt die Funktionsweise dieser Struktur, die dem HFR auch nach der Krise von Nutzen sein könnte.

Wie ist die Idee einer Kommandozentrale entstanden?

Mitte Februar wurden die ersten Fälle des Coronavirus in Europa bekannt. Uns wurde schnell klar, dass die Situation unvorhersehbar ist. Einerseits wussten wir nicht, wie sich die Pandemie entwickeln wird, und andererseits war uns das Virus völlig unbekannt. Wir wollten daher ein System einrichten, das uns ermöglicht, hohe Mengen an Informationen zu verwalten, um uns an eine Situation anzupassen, die jeden Tag ändern kann. Durch die Kommandozentrale konnten wir den Informationsfluss kanalisieren, die richtigen Informationen einholen und weiterleiten und rasch Entscheidungen fällen.

Wie lange hat es gedauert, diese Organisation einzurichten?

Etwa eine Woche, in der wir uns den ständig wechselnden Umständen angepasst haben. Nach zwei Wochen hatten wir alle Informationen und Tabellen digitalisiert und auf Bildschirmen verfügbar. Danach sind wir ins Gebäude für das Masterstudium umgezogen, denn dort fand kein Unterricht mehr statt und wir konnten die Räumlichkeiten und technische Infrastruktur nutzen.

Wie funktionierte die Kommandozentrale konkret?

Der Tag begann mit einem Rapport mit den Ärzten, Abteilungsleitern und Standortverantwortlichen. Wir tauschten Informationen aus und erklärten die getroffenen Entscheidungen. Am Anfang kamen alle zu dieser Sitzung zusammen, aber bald fand sie aus Sicherheitsgründen per Videokonferenz statt. Die Informationen und Fragen aus der Konferenz wurden dann tagsüber im Krisenstab bearbeitet, um möglichst schnell Lösungen zu finden.

Welchen Mehrwert bot diese Funktionsweise?

Es ist wohl kein Geheimnis, dass der Informationsfluss am HFR mit seinen fünf Standorten manchmal schwierig ist. Dank der Kommandozentrale hatten wir zum ersten Mal jeden Tag Kontakt zu allen Standorten und konnten Informationen in Echtzeit austauschen. So waren immer alle auf demselben Stand. Ausserdem konnten wir schnell über bestimmte Punkte entscheiden und die Beschlüsse sofort umsetzen. Diese Reaktivität und Flexibilität waren während der Krise ein grosser Vorteil.

Sie waren auch in anderen Organen zur Krisenbewältigung tätig. War das ein Vorteil?

Ich war Mitglied des kantonalen Führungsorgans (KFO), des sanitätsdienstlichen Führungsorgans (SFO) und der Gruppe zur Koordination zwischen den Freiburger Spitälern. So konnte ich die externen Stellen mit dem HFR koordinieren, denn unser Spital befand sich im Zentrum des kantonalen Dispositivs. Die Zusammenarbeit mit den anderen Spitälern und Sanitätsdiensten war sehr wichtig. Zu sehen, wie sich alle austauschten, gemeinsam anpackten und Entscheidungen trafen, um zu einem noch nie dagewesenen Freiburger Gesundheitsnetzwerk beizutragen, war eine grossartige Erfahrung.

Welche Probleme gab es zu bewältigen?

Wir wussten nicht, wie wir mit dieser Krise umgehen sollten. Es gab keine Experten, denn niemand hatte so etwas schon einmal erlebt. Ausserdem veränderte sich die Situation ständig. Entscheide, die wir an einem Tag trafen, konnten am nächsten Tag schon wieder überholt sein. Diese Dynamik war problematisch, aber dank unserer Organisation konnten wir uns bestmöglich anpassen.

Was nehmen Sie von dieser Erfahrung mit?

Mich hat beeindruckt, wie schnell wir agieren und vorwärtskommen können, wenn alle dasselbe Ziel verfolgen und die eigenen Interessen zum Wohle des Ganzen zurückstellen.

Bleibt diese Plattform oder zumindest die Erfahrung daraus auch nach der Krise bestehen?

Wir wissen noch nicht, ob es eine zweite Welle geben wird. Die Kommandozentrale bleibt daher vorerst bestehen. Die Direktion kommt hier täglich zusammen. Die Krise hat uns gezeigt, wie wichtig die interne Kommunikation mit den HFR-Standorten ist: Alles ist einfacher, wenn die Informationen in beide Richtungen fliessen. Wir überlegen nun, wie wir das, was wir in den letzten Monaten aufgebaut und gelernt haben, langfristig weiterführen können.

Key words