Begleiter auf dem letzten Weg

Er ist unweigerlich mit Gefühlen, Reaktionen und ganz unterschiedlichen, persönlichen Ritualen verbunden: Der Tod ist ein heikles Thema, erst recht im Spital, in dem es ums Heilen und Pflegen geht. Genau deshalb kümmern sich die drei Mitarbeiter der Pathologie nicht nur um die Verstorbenen, sondern auch um ihre Angehörigen.

Vielleicht macht Sie, lieber Leser, das Thema dieses Artikels skeptisch oder berührt Sie unangenehm. Möchten Sie schnell weiterblättern – oder sind Sie im Gegenteil gespannt, wie im Spital mit dem Tod umgegangen wird? Eines ist sicher: Das Thema lässt niemanden kalt und geht uns alle etwas an, unabhängig davon, was wir glauben oder wie wir darüber denken. Während jeder seinen eigenen Umgang mit dem Tod sucht, ist er Alltag in der Abteilung Pathologie. Ihre drei Mitarbeiter haben die Aufgabe, die Verstorbenen in den Aufbahrungsraum zu bringen, mit Angehörigen, Bestattungsunternehmen und Behörden in Kontakt zu treten und die Formalitäten zu erledigen. Ihr Auftreten ist diskret, ganz wie ihr etwas abgelegener Arbeitsplatz am Standort Freiburg, und doch sind sie voll und ganz Teil des Spitalbetriebs.

Klare Abläufe 

Während die Angehörigen nach dem Verlust eines Familienmitglieds tief erschüttert sind, kümmern sich die Mitarbeiter der Pathologie um die wichtige Aufgabe, den Verstorbenen zu waschen und zu versorgen. Alle Verrichtungen sind klar strukturiert und werden sorgfältig protokolliert. Anschliessend können sich die Angehörigen vom Verstorbenen verabschieden. «Das Vorgehen hängt davon ab, wie die Person gestorben ist», erklärt Johann Ripper, Patientenflussmanager. «Bei einem natürlichen Tod bereitet das Bestattungsunternehmen den Verstorbenen für die Einsargung oder Kremierung vor.» Nicht natürliche, sogenannt gewaltsame Todesfälle, z. B. nach einem Unfall, oder eine unklare Todesursache müssen der Staatsanwaltschaft gemeldet werden. «In diesen Fällen spielt es keine Rolle, ob die Person im Spital oder anderswo im Kanton verstorben ist; sie wird automatisch zu uns gebracht », erläutert Jérémy Steffen, einer der drei Präparatoren der Pathologie. 

Die Hinterbliebenen begleiten 

Die Verrichtungen an den Verstorbenen sind immer dieselben und werden mit Sorgfalt und Respekt ausgeführt. «Dabei passen wir uns den Angehörigen und ihren Überzeugungen an; einige übernehmen die Totenwaschung selbst.» Oft werden sie dabei von Vertretern der verschiedenen Glaubensrichtungen begleitet, die mit dem Spital arbeiten. «Sie sind stets für die Angehörigen da und haben ein offenes Ohr für ihre Anliegen und Gedanken», so Jérémy Steffen, der seit sieben Jahren als Präparator in der Pathologie arbeitet. Der etwas ungewöhnliche Beruf des Präparators – für den es übrigens keine eigene Ausbildung gibt – setzt viele Tugenden voraus, darunter eine grosse Menschlichkeit sowohl im Umgang mit den Toten wie mit den Lebenden. «Jeder reagiert anders auf den Tod. Manche Familien sind eher zurückhaltend, andere sehr betroffen und nochmals andere wütend.» Und obwohl die Abteilung wie in Filmen und Fernsehserien über Kühlzellen und Obduktionstische verfügt, gestaltet sich die Wirklichkeit differenzierter. «Natürlich gibt es Parallelen. Aber der Arbeitsalltag bringt auch schwierige Momente mit sich. Man muss lernen, damit umzugehen, sonst ist man im falschen Beruf.» 

«Manche bekreuzigen sich, wenn sie mir über den Weg laufen»

Wer beruflich mit Toten zu tun hat, hat es mit den Lebenden manchmal nicht leicht: «Manche schauen weg oder bekreuzigen sich, wenn sie mir im Spital über den Weg laufen», berichtet Jérémy Steffen. Auch privat hat sein Beruf schon manchen Abend verdorben: «Wenn ich auf Pikett bin, muss ich manchmal mitten in einem Abendessen los. Komme ich anschliessend zurück, ist die Stimmung zuweilen etwas gedrückt.» Trotzdem stehen Jérémy Steffen und seine Arbeitskollegen mit beiden Beinen im Leben. Und selbst wenn es das Klischee par excellence ist: Humor ist ein unverzichtbares Werkzeug, um mit dem Tod umzugehen und zugleich das Leben in vollen Zügen zu geniessen.